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UND DER EISBÄR TANZTE
Herbert Grönemeyer live in Wien, Ernst-Happel-Stadion, 24.5.03 |
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Nach der schon beinahe vergessenen fürchterlichen Vorband, die auf grauenhafte Weise ekelhafte Hip-Hop-Klischees mit dissenden und selbstherrlichen Raps, und kitschig weltfremden Peace-Soul-Gesängen verband (Creutzfeld & Jakob. Wie kann man sich nur nach (s)einer Krankheit benennen?), betrat um ca. 20:30 Herbert Grönemeyer die Bühne. Er sang viele neue Songs vom Album Mensch (nicht nur die Hits), und auch zahlreiche alte.
Über 50 000 Menschen füllten das Ernst-Happel-Stadion in Wien II und sangen lauthals mit. Bier im Überfluß und auch sonst alles, was man von einem Rockkonzert erwarten will, und das war es zweifellos. Obwohl erst bei "Bochum" richtig Stimmung aufkam, war das Publikum aufgeschlossen, die Show großartig.
"Was soll das?" und andere Hits waren in teils neuen und wunderbaren Arrangements vernehmbar und eigentlich muß man sagen, daß Grönemeyer mehr zu bieten hatte als zu erwarten war.
Fotografieren mit dem Eisbär aus dem "Mensch"-Video war ebenso möglich wie "Multifunktionssitzkissen" (!!) zu erstehen. Kommerzialisierung ohne Ende. Und doch war die Musik toll. Band aus 2 Gitarristen, 2 Keyboardern (incl. dem Star selbst), Baß, Drums, Streichquartett und Effektgeräten. Nur der Saxist war schlimm, wenn es Grönemeyer selbst auch anders erschienen sein muß, denn keiner der Musiker bekam mehr oder öfter Soli.
Nach eineinhalb Stunden dann "Tschüss, Wien". Nun, er ließ sich zu ebensolangen Zugaben hinreißen, war sichtlich gerührt vom begeisterten Publikum, das die Texte mitsang als hätten sie die Songs selber geschrieben (zumindest die von "4830 Bochum"; "Alkohol" im besonderen), wenn auch die Nummern von Alben wie "Luxus" die Zuhörer sichtlich als unbekannt überraschten. Zumindest war der Großteil nicht Songtextfest. Egal. Spaß wars, laut wars, schön wars.
"Flugzeuge im Bauch", "Mambo", "Vollmond", "Selbstmitleid", "Mensch" u.a. als Zugaben. Dann der Meister nur mit Baßbegleitung an der Gitarre: "Dort und hier"
Und alles wartete geduldig auf den Part, der vorauszusehen war: Herbert Grönemeyer singt "Ich hab dich lieb" solo mit Klavierbegleitung. Und dann kommt er zurück auf die Bühne und singt solo am Klavier: "Moccaaugen", und noch einige mehr. Auch "Ich hab dich lieb." Mit 50000 Leuten als Backing-Chor.
Toll. Und befriedigend. Beeindruckend im Übrigen, was Herbert Grönemeyer noch drauf hat. Bleibt zu hoffen, daß das noch so weitergeht. "Bleibt Mensch" teilte er den Fans und allen anderen mit. Leicht kitschig, aber gut: Wir versuchen's.
Ach ja, der Titel dieses Stücks:
Man fand während "Mensch" als eines der Gimmicks des Konzerts (neben Glitter-Konfetti) einen riesigen aufblasbaren Eisbären, der sich im Takt zur Musik bewegte, was man gemeinhin tanzen nennt. Das Publikum tat es ihm gleich.
Daniel Syrovy
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