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Mayday 2001 10IN01

Auch in diesem Jahr trafen sich tausende Raver um auf der Mayday zum Sound der
Créme de la Créme der Technoszene abzufeiern.
Dieses Jahr war ein besonderes Jahr, denn die Mayday feierte ihren 10. Geburtstag,
was auch zu diesem Namen geführt hat. "10IN01", 10 Jahre im Jahre '01. 
1991 ging es in der Halle Weißensee in Berlin los und seitdem ist diese Veranstaltung,
welche bis '96 Halbjährlich und ab dann nur noch jährlich stattfand, ein tragendes
Element der Techno-Bewegung.
Vom Prospekt, in welchem das Line-Up vorgestellt wurde gierig gemacht, machte ich
mich mit ein paar Kumpels auf den Weg in die Dortmunder Westfalenhallen.
Wir wurden nicht enttäuscht.
Gleich am Anfang, nachdem wir uns durch das Gedränge am Eingang gequetscht und uns
nach Drogen untersuchen ließen, standen wir direkt vor einem der Eingänge der 1. Arena,
der größten der insgesamt 3, aus welcher uns gleich die ersten Bässe entgegenhämmerten.
Links und rechts ging es einmal um die erste Arena rund, begleitet von den unzähligen
Ständen der Sponsoren, welche oft ihre eigenen DJs mitgebracht hatten.
Auf der anderen Seite der Arena ungefähr führte ein Gang in die Arena 2, von der man 
dann die 3. Arena erreichen konnte.
Soviel erst mal zu der Location, an der eigentlich nichts zu Wünschen übrig blieb außer
ein Platz zum Chillen.
Kommen wir zu den DJs und Live-Acts, denn um die geht es ja eigentlich in diesem Bericht.
Ich habe sie nach den Arenas, in der sie aufgelegt haben aufgeteilt:

Arena 1:
18:00 Pero
19:00 Shin Nishimura
20:00 Miss Djax (Live)
20:10 Marco Bailey
21:10 Beroshima (Live)
21:30 Mauro Picotto
22:30 Lexy & K-Paul (Live)
22:50 DJ Hell
23:50 Denki Groove (Live)
00:20 Westbam
01:20 Members of Mayday (Live)
01:40 Paul van Dyk
02:40 Anthony Rother (Live)
03:00 Sven Väth
04:00 Mr X & Mr Y (Live)
04:20 Blank & Jones
05:20 Mark Spoon
06:20 Hardy Hard
07:20 Tasaka
08:20 Timo Maas
09:20 All Stars

Arena 2:
19:00 Sascha Appel
20:00 I.C.O.N
21:00 Natalie de Borah
22:00 Aran L.V.
23:30 Taucher
01:00 Tiesto
02:30 Jack de Marseille
04:00 Moguai
05:30 Tomcraft
-07:00

Arena 3:
20:00 Sven UK
21:00 Felipe
22:00 Random Noise Generation (Live)
22:30 Miss Djax
23:30 Octave One
00:30 Ural 13 Diktators (Live)
01:00 Jeff Mills
03:00 Terence Fixmer (Live)
03:30 Ellen Alien
05:00 Woody
-06:30


Sven Väth                             DJ Hell

Bei dieser Menge an geilen Acts, oft auch zur gleichen Zeit, ist es schwer, alles zu
erleben. Ich selbst konnte auch nur ungefähr der Hälfte der knapp 40 Auftritte beiwohnen,
zumal ich schon zur frühen Stunde gegen halb 5 nach Hause musste, weil mein Fahrer sonst
eingepennt wäre.
Ich schreibe deshalb nur über die Künstler, die ich auch erlebt habe. Informationen zu
den anderen könnte ich zwar aus dem Programmheft entnehmen, aber das könntet ihr ja auch
selber machen ohne da gewesen zu sein, also lass ich es.
Als ich so gegen halb 9 ankam, war gerade Marco Bailey aus Brüssel am Werk. Techno vom
Feinsten. Extrem tanzbar.
Um nichts zu verpassen, ging es bald in die 2. Arena zu DJ I.C.O.N (Berlin), welcher
vielen durch seine Produktionen Voco Me oder (ganz aktuell) Miami Burns bekannt sein
dürfte. Sein Set war bestimmt aus einer Mischung aus Techno, Electro und Techhouse.
Gleich im Anschluss war die Essenerin Nathalie De Borah an der Reihe, welche den Stil
ihres Vorgängers nach und nach in die härtere Gangart führte, was die Menge sehr zum
Feiern animierte.
Kurze Zeit später führte mich die Neugier in Arena 3, wo DJ Felipe aus Wien es mit
pumpenden Beats aus Techno und House verstand, die Raver zu begeistern. Hier hatte man
auch fast die ganze Nacht lang genug Platz zum Tanzen, welchen ich in den anderen Hallen
schmerzlich vermisste. Liegt wohl daran, dass Arena 3 vorwiegend die Underground-Gemeinde
anlockte, während in den anderen Hallen meist allseits aus Funk und Fernsehen bekannte
Künstler auftraten.

Westbam                               Mauro Picotto

Um halb 10 zog es uns in Halle 1. Schließlich war DJ Shooting Star Mauro Picotto an den
Turntables. Wer ihn nur von seinen eigenen Produktionen wie z.B. "Komodo" kennt, würde
ihn wahrscheinlich nicht als DJ wiedererkennen, so progressiv ist sein Stil. Gar nicht
so trancig wie man von seinen in den Charts erfolgreichen Singles her vermuten könnte
sondern eher in Richtung Schranz (im Klartext: Gebretter). Dennoch auf der Linie der
Massen und nicht zu sehr in den Underground versunken.
Mitten in seinem Set habe ich mich trotz Tanzekstase noch dazu überwinden können, in
Arena 3 den Gebrüder Burden von der Random Noise Generation aus Detroit zuzusehen. An den
Drumcomputern zauberten sie echten Underground Sound aus Acid, Techno und Breakbeats.
Sicher  nicht für jeden Geschmack, aber auf jeden Fall erlebenswert.
Weiter ging es für mich in Halle 1, wo Lexy und K-Paul am Start waren. Jedem müsste ihr
cooler Technolectro Sound bekannt sein, sie sind ja nicht umsonst häufig auf VIVA und MTV
zu sehen, und auch im Radio werden ihre Stücke nicht wenig gespielt. Die Stimmung war
auch gleich wieder genial in der großen Halle; schade nur, dass man kaum Platz zum Tanzen
hatte.
DJ Hell, der die beiden gegen 22:50 ablöste, legte progressiven House auf, der ziemlich
gerockt hat. Das ganze ging eine Stunde, jedoch machte ich mich mit einem Kumpel auf, um
noch die Künstler der anderen Hallen zu erleben. Unter anderem waren dies Miss Djax aus
Endhoven in Arena 3, welche zum ersten Mal seit längerem live performt hat und uns ein
wahres Bassgewitter entgegendonnern lies. In Halle 2 war zunächst Aran L.V. aus Tel Aviv
an den Turntables auf denen er mit Underground Techhouse Platten die Menge zum abtanzen
zwang; er wurde um halb 12 vom allseits bekannten Taucher aus Bischofsheim abgelöst.
Taucher, der im Moment und auch schon oft vormals mit seinen Trance Produktionen in den
Dance Charts erfolgreich ist und war, ging seiner wohl liebsten Beschäftigung, dem
Klettern nach, indem er die meterhohen Boxen bestieg und so die Menge anheizte. 
Für meinen Geschmack sind seine Euro-Trance Sets jedoch zu kommerziell, was ich jedoch
nicht mit allen zu teilen schien, schließlich sprach die Stimmung in Halle 2 für sich.
Zur gleichen Zeit lockte Lawrence Burden alias DJ Octave One, welcher ja schon zuvor mit
seinen Brüdern der Random Noise Generation aufgetreten war mit heftigen Detroit-Beats.
Kenner der Techno-Geschichte, zu denen ich mich leider nicht ganz zählen kann (die
Anfänge waren vor meiner Zeit) werden ihn noch von seinem Hit "I Believe" kennen.
Leider konnte ich nicht lange da bleiben, da ich mit dem Rest meiner Truppe zu Denki
Groove verabredet war, welche um 0:20 mit einem fantastischen Live-Auftritt für mich
einer der Höhepunkte waren. Das Tokyoter Team bestehend aus dem altbekannten Mayday DJ
Takkyu Ishino und Pierre Taki sowie einem Tänzer mit überlangen künstlichen Armen boten
wohl die abgefahrenste Bühnenshow an dem Abend. Computergenerierte Vocals, die immer
wieder "Denki Groove" und "Tokyo Japaaaaan" aus den Boxen in mein Ohr schrien, waren das
Tüpfelchen auf i bestehend aus groovendem Electro Sound.

Denki Groove                          DJ Octave One

Direkt nach ihnen heizte Alltime Mayday DJ Westbam, von Anfang an auf jeder Mayday
(als einzigster) den Ravern mit einem einstündigen Set ein, in welchem er mit fettem
Technolectro-Sound überzeugen konnte. Ein wenig einfallslos war allerdings sein Intro,
welches mich ein wenig zu sehr an das vom Vorjahr erinnerte, obwohl es ziemlich fett war.
Ich musste mich jedoch noch vor 1:00 aufmachen, um die Ural 13 Diktators live in Arena 3
zu sehen. Die beiden Finnen sind in letzter Zeit immer öfter auf Remix-Platten präsent
und auch ihre eigenen Produktionen, die sich ungefähr anhören wie ein 80er Jahre-
Keyboarder auf Speed, der sich in einen Drumcomputer verliebt hat, erfreuen sich großer
Beliebtheit. Die etwas seltsam anmutende Bühnenshow, in der die beiden mit
Umhängekeyboard und Drumcomputer vorn am Bühnenrand standen und sich in bunten Klamotten
zeigten, war um 1:00 vorbei, damit sich Altmeister Jeff Mills aus Chicago an seinen 3
Plattentellern austoben konnte. Sein düsteres, hartes Set fing ganz melodisch mit seinem
Mix von DJ Rolando's Jaguar an, also etwas mit Wiedererkennungseffekt. Mit 2 Stunden war
dies auch das längste Set der diesjährigen Mayday, schließlich mussten auch knapp 40
Künstler in einer Nacht zu Wort bzw. zum Pult kommen.
Weiter ging es für mich in Halle 3 mit den Members of Mayday, welche neben Sven Väth wohl
die lautesten Schreie aus den Kehlen der Technojünger erklingen ließen. In ihrem Mix
stellten sie wohl alle Mayday Hymnen aus 10 Jahren Mayday Geschichte zusammen. Einer der
Höhepunkte ihres Auftrittes war neben dem diesjährigen Titel "10IN01" die Melodien der
'97er Mayday "Sonic Empire", welche es damals bis auf Platz 1 der deutschen Singlecharts
geschafft hatte und somit einer der erfolgreichsten Techno Tracks aller Zeiten wurde.
Den darauffolgende DJ Paul van Dyk aus Berlin muss eigentlich jeder kennen, der sich mit
Musik beschäftigt, so populär ist er. Gegen 1:40 brachte er Arena 1 mit Techno-Trance
vom feinsten zum Kochen. Schon auf der letzten Mayday war er für viele der Höhepunkt der
Veranstaltung und auch dieses Jahr dürfte er sie nicht enttäuscht haben.

Paul van Dyk                          Arena 3

Direkt nach ihm trat ein ziemlich unbekannter (jedenfalls für diejenigen, die sich nicht
so sehr mit Techno als Musik befassen) Live-Act auf: Anthony Rother. Sein Sound erinnert
sehr an Kraftwerk, wie ich finde jedoch eher was zum entspannen als zum abtanzen. Der
Frankfurter remixte unter anderem Platten von DJ-Guru Sven Väth, welcher auch direkt nach
ihm auflegte. Blitzschnell füllte sich die Halle, die kurz zuvor noch viel Platz bot, da
jeder Sven Väth erleben wollte. Es war auch das einzige Set, bei dem ich komplett da
geblieben bin. Wie immer hatte er sein Publikum voll im Griff und trieb es mit heftigen
und düsteren Beats in den Tanzwahn. Nach einer Stunde, als er nach Plan aufhören sollte,
ließen ihn seine Anhänger nicht und überredeten ihn mit lautem Jubeln immer wieder zu
Zugaben, welche dann aber auch bald zugunsten von Mr. X & Mr. Y aufhörten.
Westbam und Afrika Islam, die dahinterstecken, feuerten die Raver dazu an, mit ihren
Armen die Gesten X und Y nachzuahmen und hämmerten ihnen dann zwar langsame, dafür aber
umso heftigere Bässe durchs Trommelfell.
Zu diesem Zeitpunkt war ich allerdings bereits im Begriff zu gehen, da mein Fahrer wie
schon erwähnt sonst eingeschlafen wäre. Eins kann ich auf jeden Fall sagen: Es lag nicht
an der Musik! Dummerweise ist der 30.04 kein Feiertag, so dass jeder zur Schule oder
arbeiten musste. Dreck!
Mir bleibt an dieser Stelle nichts anderes übrig, als jedem zu empfehlen, nächstes Jahr
dorthin zu fahren. Es lohnt sich.
Henning Schröder

www.mayday.de