Constantin Krahmer Trio

Care


Info
Musikrichtung: Jazz

VÖ: 23.02.2024

(Yew Records)

Gesamtspielzeit: 52:16

Internet:

https://www.facebook.com/constantinkrahmer/
https://yewrecordings.bandcamp.com/
https://uk-promotion.net/


Der 1986 geborene Jazzmusiker Constantin Krahmer erhielt Trompeten- und Klavieruntericht, schließlich entschied er sich für das Studium des Jazz-Pianos. Mit dem Offshore Quintett spielte er einige Alben ein und mit Care präsentiert er sich als Constantin Krahmer Trio.

Zusammen mit dem in New York ansässigen Bassisten Thomas Morgan und dem Kölner Schlagzeuger Leif Berger wurden die elf Songs des Albums im Juni 2021 aufgenommen. Laut Pressemitteilung zeigt Krahmer seine ganz eigene Herangehensweise an das Klavier und das Format des Klaviertrios. Das läßt aufhorchen, sind doch gerade in diesem Format nicht viele Veränderungen in den letzten Jahren eingetreten, Helge Lien, das Oddgeir Berg Trio oder die Formation Vein oder The New York Second mit Harald Walkate einmal ausgeschlossen, beispielsweise.

Nun, mit dem Opener "Napoli" kann ich nichts vernehmen, was nun in die Sparte "Aussergewöhnlich" passen könnte. Vielmehr ist dieser Song eine sehr ruhige und mit wunderschönem Ausdruck die Seele streichelnde Ballade mit gemeinsamen sehr sensiblen Beiträgen der drei Musiker, eine Einheit dreier Instrumente, und wenn man genau hinhört, eine überzeugende Kommunikation unter den Dreien.

Ebenso dicht spielt das Ensemble auf dem folgenden Song mit angezogenen Tempo, doch wirkt die Stimmung hier weniger warm und stärker intellektuell orientiert, eine leichte coole Atmosphäre, vielleicht ein wenig in Richtung Bill Evans. Sehr introviertiert startet "Herbert", allein mit Krahmer am Piano, die Begleiter stoßen später dazu, es bleibt durchweg wie "gedankenverloren", diese Stimmung verleitet zum Innehalten, zum "Insichhineinschauen", ja, das ist halt nicht der Sound des im Jazz von früher her bekannten typischen Piano-Trios. Und so schreiten die sich erweiternden Eindrücke voran beim Hören der Songs, stets scheint eine weitere Tür geöffnet zu werden, mit "Recalling" ist es dann erstmalig der Synthesizer, der dafür sorgt, dass die Musik quasi im Quartett-Format ertönt, das Instrument stellt jedoch so gar nicht einen Fremdkörper dar, sondern integriert sich und wirkt ausfüllend und bereichernd, aber auch mit einem Sound, der ein wenig wolkig dahin schwebt.

Auch die Begleiter von Krahmer bleiben nie Beiwerk, bringen sie doch viel Eigenes ein, zum Beispiel verweise ich auf das einleitende Bass-Solo bei "Rapid", und Drummer Berger ist eh allgegenwärtig mit seinem gestaltenden Spiel, und leitet auch einen Song ein, "Horn-Rims". Ein weiterer Ausnahmesong ist für mich "Sun", der rhythmisch weitergeht, kein typisch swingender Jazz, hier könnte man fast annehmen, dieser Track wäre die Basis für einen Song aus dem Bereich Singer/Songwriter, jeden Augenblick könnten Künstler*innen wie James Taylor, Joni Mitchell und ähnliche das Mikrofon in die Hand nehmen.

Eine zusätzliche musikalische Spielart eröffnet sich mit "Nocturne", mit Anklängen an klassische Musik, und mit "Encore" tritt noch einmal der Synthesizer auf. Gesamtheitlich betrachtet, empfinde ich die Musik als eine Mischung von Emotion und Intellekt, mal in die eine oder andere Richtung stärker tendierend, aber auch das eine oder andere Mal unter dem Dach eines Songs. Einerseits gibt es Momente, in denen man sich der Musik rasch nähern kann und andererseits benötigt man ein wenig Zeit der Annäherung, auf jeden Fall ist es dem Trio gelungen, etwas Individuelles zu schaffen.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Napoli (4:43)
2 Consideration (3:54)
3 Herbert (6:36)
4 Cirrus (3:30)
5 Recalling (4:15)
6 Rapid (5:16)
7 Flamingos (6:12)
8 Sun (4:06)
9 Nocturne (4:20)
10 Horn-Rims (5:47)
11 Encore (3:32)
Besetzung

Constantin Krahmer (piano/composition/synths - #5, 11)
Thomas Morgan (bass)
Leif Berger (drums)



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