One Arm
Mysore Pak
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Olá, was kommt denn da aus den Kopfhörern? Ein fein psychedelisch angehauchter Sound, wummernde Bässe, verschwommener und übereinander gelegter weiblicher Gesang, treibendes und schepperndes Schlagzeug. Ach nein, es sind ja zwei Schlagzeuger. Und hinzu kommen auch durchaus manchmal noch elektronisch generierte Perkussionen. Dazu wabernde und schwebende, melodiöse und schwurbelnde Synthesizersounds wie aus einem verdrehten Wurlitzer E-Piano.
Ein Blick aufs Cover – ein dunkles Schwarz-Weiß-Bild einer wütend oder verzweifelt schauenden Dame, die einerseits wie aus dem 17. Jahundert und andererseits wie aus der Frühphase des Postpunk und New Wave ausschaut. One Arm nennt sich die Combo und kommt aus Frankreich. Mysore Park ist nach einer EP ihr Debütalbum und bietet 12 richtig geile Stücke die sehr gut in die Anfangstage des Waves gepasst hätten. Ich denke, zwischen den frühen Cure, Siouxie, X-Mal Deutschland, Clan of Xymox und Co. wären sie nicht als Fremdkörper aufgefallen. Und von den verschwommenen Gesangseinlagen und Harmonien fallen mir auch noch die göttlichen Cocteau Twins ein.
Wobei, einen Unterschied gibt es schon: sie sind wesentlich psychedelischer ausgelegt, arbeiten mit vielen Schwurbelklängen, Fremdsounds und Stimmsamples. Ihr Sound ist sehr voluminös und basiert trotzdem oft auf sehr einfachen Kompositionen. Und die aufgeführten Vergleiche und Querverweise sollen auch gar nicht abwertend sein. Denn sie haben ihren Sound zusätzlich mit vielen Klängen des Artrocks der 90er und 00er Jahre vermischt, haben wohl auch schon die Musik von experimentellen Art-Rock-Musikern wie dem Kammerflimmer Kollektief oder Strings Of Consciousness gehört und lassen solch orgastische Klänge ebenfalls einfließen.
Aber letzten Endes siegen immer die starken Songs, die Stimmungen wechseln ständig doch der dunkle Grundsound bleibt. Es wird auch mal gerockt (“Cit“), darauf folgt ein dunkel kreisender Soundtrack mit militärisch voranschreitenden Drums, einem dunklen und melodiösen Bass, dunkle Synthie-Breitwandsounds und beängstigende Stimmsamples (“b.o.“).
Ach, ich könnte noch Seitenweise schreiben, doch ihr sollt nicht lesen, sondern lauschen. Holt Euch dieses geile Album das auf geniale Weise retro ist und euch an die geilen Anfangszeiten des Alternative Rocks erinnern werden, dies aber so ambitioniert und doch eigenständig tut, dass man es direkt auch die Neugeburt des Alternative-Artrocks nennen könnte. Ich hoffe es kommt bald Vinyl von diesem ersten Anwärter des Albums des Jahres.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Real | 3:44 |
2 | Esg | 3:36 |
3 | space is the place | 3:52 |
4 | one arm | 3:42 |
5 | fiddle | 3:42 |
6 | city | 4:19 |
7 | b.o. | 3:29 |
8 | change | 4:25 |
9 | hitch-raping | 4:20 |
10 | top tone | 7:48 |
11 | step 3 | 3:34 |
12 | virgule | 5:06 |
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Besetzung |
Laure: vox & lyrics, bass, sounds – guitar on 'Space' & 'Virgule'
Dilip: drums, sounds – keyboards on 'ESG' & 'Virgule'
Rico: bass & effects – oud on 'ESG'
Marine: electronic drums
Special Guests :
Little Annie (kosmic vocals) on 'Space is the Place'
Pierre Alex Sigmoon (kloudy bass) on 'Space is the place'
DEF (kooky keyboards) on 'Space is the place' & 'Change'
Realaskvague (kool keyboards) on 'City' and 'B.O'
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