Martin Lang

Bad Man


Info
Musikrichtung: Modern Chicago Blues

VÖ: 08.01.2021

(Random Chance Records)

Gesamtspielzeit: 45:27

Internet:

https://www.martinlangbluesharp.com/
https://www.randomchancerecords.com/
https://in-akustik.de/de/


Damit wir gleich wissen, wo es lang geht, steht auf dem Cover unter dem Namen Martin Lang "Chicago Blues". Die unter dem Albumtitel aufgeführten Musiker geben auch einen klaren Hinweis darau, allen voran der Gitarrist Billy Flynn. Nun kenne ich ein weiteres Cover dieser Veröffentlichung, da steht unter dem Namen der Zusatz "Blues Harp".

Wie dem auch sei, nun wissen wir, dass es sich beim Protagonisten um einen Blues Harp-Spieler handelt. Aus der Autobiografie kann man desweiteren entnehmen, dass sich Lang stilistisch an Little Walter, Leon Brooks und Slim Wills orientiert. Seit etwa drei Jahrzehnten spielt er in der Blues-Szene von Chicago, und hat hierbei mit einigen Größen des Genres musiziert, zum Beispiel mit Pinetop Perkins, Robert Jr. Lockwood, Sam Lay, Willie Smith and Dave Myers.

Eigentlich kam Lang von der Ostküste der USA nach Chicago, um dort Recht und Philosophie zu studieren. Letztlich landete er jedoch als Harp-Spieler in der Blues-Szene und verdingte sich unter anderem als Session-Spieler für Delmark Records.

Mit "Reefer Head Man" startet es dann auch ganz "klassisch" im Chicago Blues-Stil. Mit dem zweiten Song, "Juicy Lucy", stelle ich fest, dass möglicherweise die Angaben im Line-up falsch sind, die Titelfolge verdreht oder etwas vergessen wurde. Denn a) höre ich hier eine Orgel, die auf dem Album nur bei den Songs 3 und 7 gespielt wird. Ferner ist dieser Song instrumental, laut Album jedoch nur die TItel 6, 8 und 10. Nun, ich lasse mich überraschen. Nebenbei, "Juicy Lucy" ist ein wenig funky und ein wenig moderner gestaltet. Es erinnert mich an Stücke, die Earl Hooker einst in den späten Fifties einspielte, und auch das Gitarrensolo erinnert an Hooker, allerdings eher an dessen Spielweise aus den späten Sechzigern.

"He Don't Love You" ist ein up-tempo Blues und atmet eine Menge Authentizität, geprägt durch das überzeugende Harp-Spiel von Martin Lang. Er spricht hier neben seinem Sangesbeitrag, und hier sehe ich allerdings eine kleine Schwäche, ist der Gesang nämlich nicht sehr überzeugend, was bereits beim Opener auffiel. So wirkt dieser etwas unsicher und "wackelig" im Ausdruck, was letztlich hinsichtlich der Stimmung der jeweiligen Songs nicht abwertend wirkt, wir sind schließlich beim Blues, und da zählt das Feeling. Ach, die angebliche Orgel fehlt hier übrigens.

Durch die hochwertige Band, allen voran der brillante Gitarrist Billy Flynn, der bereits mit Chicago's Bluesgrößen wie Willie Kent, Snooky Pryor, Big Bill Morganfield, John Brim, Jody Williams und Billy Boy Arnold spielte, wird die Musik hervorragend hinsichtlich ihrer Leidenschaft und Qualität vorgetragen. Mit einer dicken Prise Jump Blues und Swing ausgestattet begeistert "High As A Georgia Pine", ein weiteres, so nicht benanntes, Instrumental.

Noch einmal wird es funky mit "Bad Man", ganz im alten Stil der Fünfziger kann das Instrumental "Booker's Boogie" begeistern, mit Hall ausgestattet, kommt dieser Song dem authentischen Blues aus Chicago wohl am nächsten. Und mit "Mood Indica" scheint Lang den Little Walter wieder zum Leben zu erwecken, großartig, auch dieser Song könnte vor langer langer Zeit in Chicago eingespielt worden zu sein. Dieser exzellente Retro-Sound ist es, der neben modernen Ausprägungen diese Platte so sehr interessant macht. So besinnt sich Martin Lang einerseits eindeutig und authentisch auf die Quellen und andererseits bringt er seine persönliche Note ein.

Das ist "bleichgesichtiger" Blues mit Stil, fernab von all dem, was sich heutzutage so unter dem Banner "Blues" tummelt, und letztlich nur farblos gespielter Blues Rock bleibt. Somit empfinde ich das Ergebnis als sehr zufrieden stellend, mit kleinen Abstrichen beim Gesang, und dem Hinweis auf die kleine Korrektur, dass es nicht drei, wie angegeben, sondern fünf Instrumental-Stücke gibt.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Reefer Head Man (3:50)
2 Juicy Lucy (4:32) (instrumental)
3 He Don't Love You (3:37)
4 High As A Georgia Pine (4:13) (instrumental)
5 Younger Days (4:17)
6 The Mix Up (Instrumental) (2:13)
7 Bad Man (3:40)
8 Booker's Boogie (Instrumental) (3:32)
9 I Worry My Mind Over You (3:57)
10 Mood Indica (Instrumental) (4:48)
11 All Gone Now (2:50) (instrumental)
12 Stacys On My Feet (4:08)
Besetzung

Martin Lang (harp & vocals)
Little Frank (guitar)
Billy Flynn (guitar, mandolin - #8)
Illinois Slim (bass)
Dean Haas (drums)
Gerry Hundt (organ - # 3, 7, tatsächlich #2, 7)
David Waldman (piano - #3, 5, 12)



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