Tolyqyn
Tolyqyn
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Tolyqyn ist eine Band aus Berlin. Allein die Besetzung lässt aufhorchen. Da spielt doch ein aus Kanada stammernder eine gezupfte Bratsche, dazu gibt es Begleitung durch einen israelischen Gitarristen, der vom renommierten Jazz-Podium als Jazz-Gitarren-Wunder-Kind bezeichnet wurde, und einen Schlagzeuger aus Polen. Na, was mag daraus entspringen, also – schnell hineinhören in das Debüt-Album mit dem Namen der Band. Mir liegt ein „“Radio Edit-Exemplar“ vor, das heißt, die so gekennzeichneten Songs sind etwas kürzer als auf der Original-CD. Darüber enthält die Verkaufs-CD-Version noch zwei weitere Titel, die mir nun leider entgehen.
Laut Pressetext handelt es sich bei der Musik um eine Mixtur aus Jazz, Pop und Afro-Beat, vorgeführt als Spagat zwischen Improvisationsmusik, Jazz und Delta-Blues, vermischt mit afro-kubanischen Rhythmen, High-Life-Groove und der hypnotischen Gnawa-Musik des Magreb. Nun, eine Menge verschiedenartiger Einflüsse, wie die wohl alle unter einen Hut zu bringen sind? Sicher eine „tolyqyne“ Angelegenheit, ja, tollkühn könnte das sein.
Und rhythmisch recht afrikanisch startet die Platte dann auch, auch die Gitarre wird entsprechend eingesetzt und somit erinnert es mich ein wenig an die Licks, wie sie in der Musik von Fela Kuti oder auch Tony Allen verwandt werden. Gesanglich wird Roland Satterwhite noch von einer in meinen Unterlagen nicht genannten Dame unterstützt, und insgesamt fliegt dieses Stück sehr angenehm und luftig durch den Raum. Und diese mitunter hüpfende Leichtigkeit zieht sich auch durch den Rest der Songs, sehr angenehm empfinde ich dabei jene jazzigen Elemente, die diese breitflächige Stimmung erzeugen und sich mit den übrigen Einflüssen zu einer mehr als interessanten Ausgestaltung darstellen.
Somit kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich die Band eine Nische gesucht und diese gefunden hat und diese schließlich ausfüllt mit einer sehr individuellen Note. Selten ist es gelungen, diese Fülle von Einflüssen und musikalischen Ausprägungen so kreativ umzusetzen wie mit dieser Platte. “Won’t Let It Eat Me“ ist ein hervorragendes Beispiel für diese Umsetzung, enthält es doch derart verschiedene Elemente, und in der Tat ist es Tal Arditi mit seiner Gitarrenarbeit, der das Herz so manchen Jazzers oder Fusion-Liebhabers gewinnen könnte und eigentlich auch sollte.
Und so sind es immer wieder rhythmische Elemente, mehrstimmiger Gesang, die besondere klangliche Ausgestaltung durch die ungewöhnliche Nutzung einer Bratsche und das gelungene Ergebnis der Zusammenführung verschiedener Stimmungen, die das Besondere ausmachen. So etwas ist wirklich rar geworden. Somit könnte es gelingen, allen Musikliebhabern, die sich nicht als Puristen sehen, und gern über Tellerränder schauen, aus den Lagern Pop, Indie, Jazz und Fusion, Blues sowie World Music, zu vereinen zu einer großen Zuhörerschar, die die Band wirklich verdient hat. Denn solche Kreativität und solcher Ideenreichtum sollte belohnt werden! Und gerade ebenfalls darum, weil das, was in der Pressemitteilung versprochen wurde, auch gehalten wurde…
Also: bitte mehr davon!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Ditch (Radio Edit) (3:41)
2 Won't Let It Eat Me (6:46)
3 Human Beings Are Amazing (Radio Edit) (4:02)
4 Flying Free Blues (6:38)
5 Autobiography (5:32)
6 Our Love Will Reach the Sea (Radio Edit) (3:30)
7 Prison Cell (Radio Edit) (2:45)
8 Basel Airport (4:21)
9 One Eye In, One Eye Out (6:26)
10 Touch Me Right (5:56)
11 Pains Me to Let Go (7:51)
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Besetzung |
Roland Satterwhite (voice, plucked viola)
Tal Arditi (guitar)
Kuba Gudz (drums)
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