Yitzhak Yedit
Angel’s Revolt
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Mit syrischem und irakischem Hintergrund wurde Yitzhak Yedid 1971 in Jerusalem geboren. Heute lebt der Musiker in Australien. Dort lehrt er auch unter anderem auch Methoden, wie man Elemente arabischer und arabisch beeinflusster jüdischer Musik in klassische Musik des Westens integriert.
Sein live eingespieltes Album Angel’s Revolt zeugt davon, wie solche Versuche aussehen können. Arabische und jüdische Musikformen, europäische Klassik und freier Jazz finden Nährboden und sorgen dafür, dass diese Musik sehr sperrig und nicht einfach zugänglich ist. Einem Paukenschlag gleich startet die Platte mit “Kiddushim Ve' Killulim (Blessings & Curses)“ (= Segen und Fluch) und sorgt sogleich für viel Unruhe. Das Israel Netanya Kibbutz Orchestra unter der Leitung von Christian Lindberg schafft Bilder von mächtigem Ausdruck, und schon bald vermengen sich fernöstliche und westliche Einflüsse zu einem wilden Gebräu, geführt von Streichern und Bläsern, die allesamt wild geworden zu scheinen.
Und so sind es rasch Bilder, die entstehen, wuchtige Gemälde von strahlender Ausdruckskraft, mitunter vielleicht zu vergleichen, was den europäischen Klassikanteil betrifft, mit Béla Bartók. Weniger wuchtig, aber sehr verspielt, klingt der spartanischer besetzte Song “Chad Gadya (One Little Goat)“, eingespielt mit Piano, Klarinette, Violine und Cello. Das dann folgende “Concerto for Piano and Strings“ umfasst drei Teile und stellt für mich die interessanteste Komposition der Platte dar. Es wirkt sehr avantgardistisch und beinhaltet abstrakte wie auch melodiös geprägte Passagen, gar ein wenig Barock klingt an, auf jeden Fall bewegt es das Kopf-Kino am intensivsten.
Zum Abschluss wird der Titelsong der Platte geboten, gespielt von Rachael Shipard am Piano, ohne weitere Begleitung. Auch hier werden alle vom Komponisten eingesetzten Einflüsse, wie eingangs genannt, umgesetzt, und das in einer feurig inspirierten Spielweise, die kaum Atempausen zulässt und voller Leidenschaft strotzt. Einst wurde Yedid als einer der weltweit führenden Komponisten des Third Stream ausgezeichnet. “Third Stream“, bereits zu Beginn der Fünfziger von Gunther Schuller ins Leben gerufen, sollte europäische Neue Musik mit Modern Jazz verbinden. Das, was Yedid auf Angel’s Revolt vorstellt, geht dieses Erachtens jedoch über dieses Ansinnen hinaus, eben, weil auch arabische und israelische Elemente mit eingebunden wurden.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Kiddushim Ve' Killulim (Blessings & Curses) (9:17)
2 Chad Gadya (One Little Goat) (14:12)
3 Concerto for Piano and Strings Part 1 (7:12)
4 Concerto for Piano and Strings Part 2 (9:20)
5 Concerto for Piano and Strings Part 3 (6:58)
6 Angels' Revolt (8:27)
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Besetzung |
Yitzhak Yedid (compositions)
William Stafford (clarinet)
Rachel Smith (violin)
Louise King (cello)
Ayesha Gough (piano)
Michael Kieran Harvey (piano)
Rachael Shipard (piano)
The Israel Netanya Kibbutz Orchestra
Divertimenti String Orchestra
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