Slagr
Short Stories
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Immer dann, wenn es darum geht, über Musik aus Skandinavien zu berichten, kann man sich ziemlich sicher sein, auf etwas Besonderes zu stoßen. So ist es auch hier bei dieser norwegischen Formation.
Allein die Zusammenstellung der verwendeten Instrumente lässt Rückschlüsse darauf zu, zudem mit gestimmten Gläsern(???) musiziert wird. Nun, diese “tuned glasses“ wird sicher auch fast Jeder kennen, denn als Party-Gag musste es schon oft herhalten, mit angefeuchteten Fingern auf den Rändern eines vorzugweise benutzten Weinglases sphärische Klänge zu erzeugen.
Und diese werden hier als Bestandteil des magischen Sounds sehr professionell eingesetzt. Doch es wird nicht nur auf den Rändern gestrichen, sondern die Gläser werden auch einmal zum Klappern gebracht.
Slagr bezeichnet in der nordischen Sprachwelt die Begriffe “Lied” oder “Melodie”, bezogen auf ein geschlagenes Saiteninstrument. Nun, allerdings wird mehr gestrichen als geschlagen, und die daraus entstehende Musik ist geheimnisvoll, beinhaltet Ruhe, birgt Entwicklung innerhalb dieser, nimmt sich dazu Zeit, indem man das Gefühl haben kann, der momentane Ausdruck werde festgehalten. Als Filmmusik herangezogen, könnte dieses ein ganz magisch anmutender Film werden.
Die Band beabsichtigt mit ihrer Musik flüchtige Momente zu entdecken und die kurzlebige Natur unserer Existenz aufzuzeigen. So sind die einzelnen Songs verschiedenen Ursprüngen entwachsen und haben somit eine jeweilige Bedeutung, ob es sich um ein altes Bauerngehöft handelt, alte Volksweisen neu konstruiert werden, oder ob Charaktere alter norwegischer Balladentradition herangezogen werden. Jedes Mal hat man den Eindruck, kleinen Geschichten zu lauschen.
Erzählt werden diese ganz hervorragend durch die vier verschiedenen Instrumente und ihre unterschiedliche Anwendung in den jeweiligen Songs, so das klangbestimmende Vibrafon auf Blinde-Margit oder die mich besonders anrührenden gestrichenen Gläser auf Gamletun.
Allen Songs gemein ist diese unendliche Ruhe ausstrahlende Harmonie im Einklang aller Musiker, die es vollbracht haben, teils bizarr wirkende Musik zu schaffen, die jenseits jedweder Kategorisierung zu suchen ist.
Für mich ist auch diese Platte erneut ein Aufbruch in den Märchenwald, in dem es wimmelt von Feen, Elfen und Faunen. Sehr individuell und herausfordernd, meditativ und geheimnisvoll kann man sich, langsam hereinwachsend, in diese Atmosphäre hineinfallen lassen und möchte am liebsten darin für immer verweilen!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Folkevise (6:25)
2 Gamletun (6:07)
3 Sylvelin (8:08)
4 Auga (5:00)
5 Blinde-Margit (5:58)
6 Årolilja (7:58)
7 Lysning (1:12)
8 Skare (7:21)
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Besetzung |
Sigrun Eng (cello)
Anne Hytta (Hardanger fiddle)
Amund Sjølie Sveen (vibraphone, tuned glasses)
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