Vinci, L. (Fasolis)
Artaserse (DVD)
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Info |
Musikrichtung:
Barockoper
VÖ: 21.03.2014
(Erato / Warner Music / 2 DVD / 2012, live / Best. Nr. 46323234)
Gesamtspielzeit: 201:00
Internet:
Parnassus Art Productions
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CAMP ODER NICHT CAMP?
- das ist hier die Frage. An Silviu Purcaretes Inszenierung von Leonardo Vincis (1696-1730) Artaserse in der Opéra national de Lorraine in Nancy schieden sich 2012 die Geister. Über die musikalischen Qualitäten des Werks und die superbe Leistung der Ausführenden braucht an dieser Stelle hingegen kaum etwas gesagt zu werden, denn für den (klanglich sehr gut gelungenen) Live-Mitschnitt auf DVD gilt insoweit wie bei der Studioproduktion auf CD (vgl. MAS-Review): Ein furioser Wettstreit der Countertenöre, ein Feuerwerk der Koloraturen und ein glänzend aufspielendes Orchester!
Was also bekommen bei der DVD die Augen dazu geliefert? Nun, Purcarete legt das Stück als Theater im Theater an. Garderobe, Hinterbühne, dienstbare Geister, Technikpult – all das liegt offen zutage und wird in das Spiel ebenso einbezogen, wie die Kostümwechsel auf offener Bühne. Hier ist also nichts echt, alles erkennbar nur große Show und die wahren Dramen spielen sich nicht im Stück, sondern im zwischenmenschlichen Bereich der Mitwirkenden ab. Das kommt der Barockoper insofern nahe, als auch damals die historisierenden Stoffe kaum jemanden bewegt haben, die Intrigen innerhalb der Sängerriege, zumal unter den Kastraten, hingegen reichlich Stoff zur Unterhaltung boten.
Auf die Spitze getrieben wird das Ganze durch die Kostüme, die der Inszenierung neben so manchem kunstgeschichtlichen Zitat auf der teils labyrinthartigen Bühne die eigentliche Farbe verleihen. Der insoweit verantwortlich zeichnende Ausstatter Helmut Stürmer siedelt die Roben zwischen „Stars Wars“, „Priscilla – Königin der Wüste“ und barockem „La Cage aux Folles“ an. Und als „Käfig voller Narren“ wird der Opernbetrieb dann halt auch durchaus insgesamt gespiegelt. Überdreht, hysterisch, ständig unter Hochspannung, ganz so, wie Vincis Oper musikalisch daherkommt. Die Grenzen zwischen den Geschlechtern verschwimmen dabei. Das Karussell der Auf- und Abtritte, des Umschlagens von Liebe in Hass dreht sich auch in der Personenführung mit unaufhaltsamem Tempo.
Man kann der Regie somit keineswegs mangelnde Stimmigkeit entgegenhalten. Allenfalls mangelnde Ernsthaftigkeit, wird doch vieles mit einem Augenzwinkern dargestellt und das Spiel zeitweise grotesk übertrieben. Übergroß wirkt die große Geste eben leicht komisch. Durch die Betonung dieses Elements unterhält die Inszenierung aber durchaus und vermag die gut dreistündige Aufführungsdauer wesentlich kurzweiliger zu gestalten als es ein bier-ernstes Kostümspektakel in barocker Kulisse könnte. Wer es puristischer mag, kann ja immer noch zur CD greifen.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Leonardo Vinci: Artaserse
Dramma per musica, UA: 4.2.1730 (Rom)
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Besetzung |
Philippe Jaroussky: Artaserse
Max Emanuel Cencic: Mandane
Juan Sancho: Artabano
Franco Fagioli: Arbace
Valer Barna-Sabadus: Semira
Yuriy Mynenko: Megabise
Concerto Köln
Diego Fasolis: Ltg.
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