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Cheap Trick

Original Album Classics [5CD-Box]


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 28.03.2014

(Epic / Sony Music)

Gesamtspielzeit: 253:10

Internet:

http://www.cheaptrick.com/


Cheap Trick haben in ihrer langen Karriere mehr als 20 Millionen Platten verkauft und dabei 40 Gold- oder Platinauszeichnungen erhalten. Dennoch dürften viele vor allem das Lied "The Flame" kennen, das 1988 die Spitze in den US-Charts belegte und eine der wenigen Singles ist, die auch in Deutschland in die Charts (auf Nummer 32) gelangte. Das zeigt auch schon, dass Cheap Trick eher ein Phänomen ihrer Heimat USA sind. Bei uns waren sie - unverständlicherweise - nie so ein großes Thema, denn die Band hat seit ihrem Debüt 1977 eine Vielzahl toller Alben veröffentlicht. Eine kleine Auswahl gibt es nun in der Serie der Original Album Classics. 5CDs umfasst diese Box, die allerdings ein großes Manko hat. Sie wurde schon einmal 2008 veröffentlicht, allerdings ohne Lap Of Luxury, dafür mit dem selbst betitelten Debütalbum. Da fragt man sich dann schon, wer die Box denn noch einmal kaufen soll. Wahrscheinlich versucht die Plattenfirma durch Lap Of Luxury, auf welchem sich "The Flame" befindet, einen neuen Kaufanreiz zu schaffen.

Musikalisch gibt es allerdings nichts zu meckern. Das fängt gleich gut mit der ersten enthaltenen CD, In Color so richtig gut an. Der typische Sound der Band, einen Mischung aus Pop, Punk und Rock ist einfach gelungen. Die Songs sind eingängig (toll z.B. "I Want You To Want Me" und dennoch nie simpel gestrickt. Hier sind einfach vier tolle Musiker am Werk, die genau wissen, was sie wollen.

Heaven Tonight setzt dieses Rezept perfekt fort. Das dritte Album der Bandgeschichte ist ein enorm reifes Werk. Hier merkt man, dass Cheap Trick wirklich ihren Sound gefunden haben. Nicht umsonst wird dieses Album oft als ihr bestes gewertet. Und da gibt es auch nichts daran auszusetzen. Hier stimmt einfach alles. Und mit dem Opener "Surrender" war auch schon ein erster kleiner Hit mit an Bord. Aber eigentlich ist das Album ein in sich geschlossenes Meisterwerk, das auch eine gewisse Portion Humor besitzt. So ist "Oh Claire" eine einminütige kurze live Jam Session (mit dem Text 'Oh, Kinnichiwa', was einfach 'Oh, Hallo' bedeutet).

Chronologisch wäre nun eigentlich das Album Dream Police (das erfolgreichste der Band in den US-Charts) an der Reihe, doch fehlt dies in dieser Box. Dafür gibt es das 1980er Werk All Shook Up. Es war das erste Album seit ihrem Debüt, das nicht von Tom Werman produziert wurde. Dafür konnte man sich George Martin angeln. Sicherlich auch keine schlechte Wahl. Wer nun poppige Songs erwartet, der dürfte enttäuscht sein. Das Album ist experimenteller und nicht ganz so eingängig ausgefallen. Andererseits steht das der Band im Nachhinein ganz gut und die Produktion kann auch wirklich überzeugen. Für meinen Geschmack eines der richtig guten Alben der Band und manchmal etwas unterbewertet.

Und wieder wird ein Album übersprungen. One On One ist auch irgendwie ein Übergangsalbum (nachdem Bassist Tom Petersson die Band verlassen hatte) und man kann es verschmerzen. Next Position Please macht da schon deutlich mehr Laune. Produziert von Todd Rundgren, der auch ab und an die Gitarre bedient, bietet es wieder gutklassigen Rock mit starkem Pop-Appeal. In der vorliegenden Box ist die sogenannte 'authorized version' von 2006 enthalten. Diese enthält die Songs und Abfolge, wie von Cheap Trick bei der Veröffentlichung vorgesehen. Allerdings hatte das damalige Label Epic dagegen Einwände und mischte sich in der Songauswahl ein und wählte mehrere Outtakes für die Veröffentlichung aus (die nun als Bonustracks enthalten sind). So kann das manchmal gehen.

Schließlich gibt es noch Lap Of Luxury in der Box, das zehnte Studioalbum aus dem Jahr 1988. Das zweiterfolgreichste Album der Bandgeschichte, das mit der Single "The Flame" den Überhit schlechthin enthält. Originalbassist Tom Petersson war zurückgekehrt und Epic Records wollte Hits sehen. Daher engagierte man externe Songschreiber und tatsächlich hatte man damit Erfolg und war im Mainstream gelandet. Einerseits ein grandioser Erfolg, andererseits betont die Band bis heute, dass sie damit für die nächsten Jahre auf einen Sound festgelegt war, den man so nicht unbedingt wollte. Das lähmte dann die folgenden Veröffentlichungen - das ist aber eine ganz andere Geschichte.

Musikalisch gibt es bei der 5-CD Box Original Album Classics von Cheap Trick nicht viel zu meckern. Ob es allerdings ein kluger Schachzug der Plattenfirma war, diese Box mit einem anderen Album auszustatten, als die bereits 2008 veröffentlichte (zumal diese noch immer erhältlich ist), ist doch eher fragwürdig (daher ein wenig Punktabzug). Für Einsteiger aber allemal eine Empfehlung wert.



Ingo Andruschkewitsch



Trackliste
In Color
01. Hello There 1:41
02. Big Eyes 3:09
03. Downed 4:11
04. I Want You to Want Me 3:11
05. You're All Talk 3:34
06. Oh Caroline 2:59
07. Clock Strikes Ten 2:59
08. Southern Girls 3:44
09. Come on, Come On 2:39
10. So Good to See You 3:37
11. Oh Boy (Instrumental Version) 3:09
12. Southern Girls (Demo) 3:03
13. Come on, Come On (Demo) 2:04
14. You're All Talk (Live) 3:41
15. Goodnight (Live) 2:19

Heaven Tonight
01. Surrender 4:14
02. On Top of the World 4:02
03. California Man 3:44
04. High Roller 3:58
05. Auf Wiedersehen 3:41
06. Takin' Me Back 4:53
07. On the Radio 4:33
08. Heaven Tonight 5:25
09. Stiff Competition 3:40
10. How Are You? 4:14
11. Oh Claire 1:01
12. Stiff Competition (Outtake) 4:02
13. Surrender (Outtake) 4:53

All Shook Up
01. Stop This Game 3:56
02. Just Got Back 2:05
03. Baby Loves to Rock 3:17
04. Can't Stop It But I'm Gonna Try 3:30
05. World's Greatest Lover 4:52
06. High Priest of Rhythmic Noise 4:12
07. Love Comes a-Tumblin' Down 3:08
08. I Love you Honey But I Hate Your Friends 3:50
09. Go For the Throat (Use your Own Imagination) 3:04
10. Who D'King 2:18
11. Everything Works If You Let It (Single Version) 3:28
12. Day Tripper (Live) 3:39
13. Can't Hold On (Live) 5:55
14. Such a Good Girl 3:04
15. Take Me I'm Yours 4:34

Next Position Please (The Authorized Version)
01. I Can't Take It 3:28
02. Borderline 3:35
03. I Don't Love Her Anymore 3:52
04. Next Position Please 2:54
05. Younger Girls 3:16
06. Don't Make Our Love a Crime 3:44
07. 3-D 3:36
08. You Talk Too Much 1:56
09. Y.O.Y.O.Y. 4:55
10. Won't Take No For an Answer 3:14
11. Heaven's Falling 3:47
12. Invaders of the Heart 3:59
13. Twisted Heart 4:17
14. Don't Hit Me With Love 3:23
15. You Say Jump 3:06
16. Dancing the Night Away 4:58

Lap Of Luxury
01. Let Go 4:26
02. No Mercy 3:54
03. The Flame 5:37
04. Space 4:16
05. Never Had a Lot to Lose 3:22
06. Don't Be Cruel 3:08
07. Wrong Side of Love 3:59
08. All We Need Is a Dream 4:20
09. Ghost Town 4:11
10. All Wound Up 4:45
Besetzung

In Color
Robin Zander: lead vocals, rhythm guitar
Rick Nielsen: lead guitars, vocals
Tom Petersson: bass, vocals
Bun E. Carlos: drums

Heaven Tonight
Robin Zander: lead vocals, rhythm guitar
Rick Nielsen: lead guitar, backing vocals
Tom Petersson: bass, backing vocals
Bun E. Carlos: drums

Gast:
Jai Winding: keyboards

All Shook Up
Robin Zander: lead vocals, rhythm guitar
Rick Nielsen: lead guitar, backing vocals
Tom Petersson: bass, backing vocals
Bun E. Carlos: drums, percussion

Next Position Please (The Authorized Version)
Robin Zander: lead vocals, rhythm guitar, keyboards
Rick Nielsen: lead guitar, backing vocals
Jon Brant: bass, backing vocals
Bun E. Carlos: drums, percussion

Gast:
Todd Rundgren: guitar, producer

Lap Of Luxury
Robin Zander: lead vocals, rhythm guitar
Rick Nielsen: lead guitar, backing vocals
Tom Petersson: bass, backing vocals
Bun E. Carlos: drums, percussion


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