Musik an sich


Reviews
Kingdom Come

Outlier


Info
Musikrichtung: Hardrock mit Alternative-Einschüben

VÖ: 26.04.2013

(Steamhammer / SPV)

Gesamtspielzeit: 40:49

Internet:

http://www.lennywolf.com


Düstere, schleppende Gitarren krachen beim Opener „God Does Not Sing Our Song” - eine unheilvolle Stimmung wird von Anfang an verbreitet. Lenny Wolfs Stimme klingt unverkennbar so, wie man sie kennt. Es findet keine Rückbesinnung statt. Im Gegenteil. Die alten Zeiten von „Do You Like It“ oder „Living Out Of Touch“ sind seit langem gezählt.

„Running High Distortion” geht rüpelhaft nach vorne und Lenny schreit sich seine Wut förmlich heraus. Der Song wirkt fast ein wenig verstörend. Im Zwischenteil sind immer wieder Keyboardparts enthalten, die das Tempo herausnehmen. Samples und Loops werden des Öfteren eingestreut, aber so, dass sie nicht nerven. Bei „Rough Ride Rallye” übertreibt er es mit den Samples zwischendurch schon ein bisschen. Ich fühle mich an Kraftwerk oder den Alan Parsons Project-Song „Lucifer“ erinnert. „Let The Silence Talk“ geht noch am ehesten ins Ohr. Ein brauchbarer Refrain bleibt aber auch hier nicht wirklich hängen. „Holy Curtain“ besticht durch eine brettharte Gitarre und einem ruhigen, aber stimmigen Melodiebogen. Hier gefällt mir vor allem das geile, aber kurze Gitarrensolo. Davon könnte ich ruhig mehr vertragen!

Lenny Wolf sucht sich Themen raus, die ihn persönlich bewegen und versucht, diese in ein musikalisches Gewand zu packen. Leider liegen bei der beigefügten CD keine Texte vor. Ich glaube, dass sich Lenny über seine Texte wie immer sehr viele Gedanken gemacht hat. Man merkt dem Album an, dass er sehr viel Zeit und Herzblut in die Songs gesteckt hat. Sehr gut gefällt mir das schmissige „The Trap Is Alive“. Der Song ist schneller, nicht gar so getragen und macht sogar einigermaßen gute Laune. „Skip The Cover And Feel” ist ein gemütlicher Stampfer, der nach mehrmaligem Durchlauf im Gehörgang bleibt. Gitarrentechnisch ist hier wieder einiges geboten - ein tolles Solo, das den Song absolut aufwertet.

„Don’t Want You To Wait” kommt sehr modern daher - Querverweise zu Linkin Park sind durchaus vorhanden. Als sehr sperrig erweist sich „Such A Shame“. Auch hier gibt es einen aggressiven Gitarrensound, der einem einiges abverlangt. Auf einmal fühle ich mich in eine Techno-Disco versetzt! Die aggressiven Samples zu Beginn von „When Colors Break The Grey“ machen mich richtig unruhig. Sehr gut ist, dass sich dies nicht während des ganzen Songs so durchzieht sondern nur zu Beginn. Überraschenderweise gefällt mir gerade der Song sehr gut - wenn auch die abschließenden Chöre ein bisschen zu kitschig geraten sind.

Die CD ist ruckartig zu Ende und nach dem ersten Eindruck muss ich sagen: Die Songs sind fett produziert, hauen in die Magengrube und sind teilweise ziemlich düster und melancholisch geraten. Der Ohrwurmcharakter hält sich jedoch in Grenzen. Soviel ist klar: Diese CD muss man öfters zu Gemüte führen, um damit warm zu werden. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass Kingdom Come-Fans diese Scheibe mit gemischten Gefühlen wahrnehmen. Outlier ist eine logische Fortführung der vorangegangenen Alben. Wer sich jedoch Songs im Stile der alten Klassiker (siehe oben) wünscht, wird enttäuscht.



Stefan Graßl



Trackliste
1God Does Not Sing Our Song4:05
2 Running High Distortion4:14
3 Rough Ride Ralleye4:35
4 Let The Silence Talk3:29
5 Holy Curtain3:59
6 The Trap Is Alive4:41
7 Skip The Cover And Feel3:37
8 Don`t Want You To Wait4:31
9 Such A Shame3:18
10 When Colors Break The Grey5:03
Besetzung

Lenny Wolf: Gitarre, Bass, Schlagzeug
Eric Förster: Sologitarre


 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>