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Über die Grenzen trägt uns ein Lied – Leben und Musik von Pippo Pollina
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Seit gut 25 Jahren zählt Pippo Pollina zu den großen Cantautore Italiens – auch wenn dies in seiner Heimat noch kaum jemand gemerkt hat. Franco Vassia zeichnet mit der Biografie Über die Grenzen trägt uns ein Lied – Leben und Musik von Pippo Pollina den Lebensweg des Ausnahmekünstlers nach, von seiner frühen Kindheit in Palermo bis hin zu seinen aktuellen Projekten.
Geboren und aufgewachsen in Palermo auf Sizilien ist eine frühe Prägung ein Unfall, bei dem Pippo Pollina fast sein Augenlicht verliert und der lange Zeit gesundheitliche Probleme in seiner Kindheit mit sich bringt. Daneben war der Einfluss der Mafia in der Heimat auf einem der Höhepunkte mit unzähligen sinnlosen Morden, Korruption und Erpressung. Dies alles prägt noch bis heute die Texte von Pippo Pollina, der stets unangepasst, kompromisslos und eigenständig geblieben ist. Vielleicht einer der wichtigsten Gründe, weshalb in Italien noch immer der eigene Prophet kaum etwas gilt. Dafür ist der Erfolg in Mitteleuropa, vor allem in der Wahlheimat Schweiz, in Deutschland und in Österreich umso größer.
Musikalisch wurde Pippo Pollina mit der Formation Agricantus groß, die zwar zunächst geprägt von den Exil-Chilenen Inti-Illimani war, schnell aber eigenständige Themen der Heimat thematisierte und erste Erfolge – auch in Deutschland - feiern konnte. Nach seinem Ausstieg 1985 zog er mehrere Jahre als Straßenmusiker durch ganz Europa und blieb schließlich in der Schweiz hängen, wo ihn Linard Bardill, einer der großen Schweizer Liedermacher auf der Straße hörte und mit auf Tour nahm. Seither hat Pippo Pollina mit vielen großen Namen zusammengearbeitet, zum Beispiel mit Georges Moustaki oder mit Konstantin Wecker.
Franco Vassia (u.a. Gründer und Herausgeber der Zeitschrift für Musik und Politik ‚Nobody’s Land‘) zeichnet nun diesen Lebensweg in literarischer Form nach. Stellenweise erinnern manche Kapitel fast an einen Roman und eine Liebeserklärung an Pippo Pollina. Anekdoten werden so plastisch geschildert, als ob man selbst dabei ist, wenn Pippo Pollina z.B. nachts auf dem Weg zu archäologischen Fundstätten ist – einer großen Liebe, seit seiner Jugend. Aber auch die Selbstzweifel und die Gefühle des langanhaltenden Nicht-Erfolges gerade in der Heimat Italien nehmen viel Platz ein.
Daneben stehen politische Themen und Fakten z.B. zur Entwicklung der (sizilianischen) Mafia (mit dessen Gebaren und Gefahren sich der Künstler stets auseinandersetzt) oder des Musikgeschäfts und der Plattenfirmen, die keinerlei romantischen Züge an sich haben. Alles zusammen genommen war aber wichtig für die Entwicklung der Persönlichkeit von Pippo Pollina und der daraus resultierenden Musik.
Über die Grenzen trägt uns ein Lied ist eine Biografie, die nicht nur Freunden des Künstlers empfohlen ist, sondern allen, die den multikulturellen Aspekt und ein friedliches Miteinander befürworten. Die Musik Pippo Pollinas trägt eben dazu bei, dass Lieder alle Grenzen überwinden können. Einen besseren Titel hätte es kaum geben können. Empfehlung!
Ingo Andruschkewitsch
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