|
|
Magnum hinterlassen einen zwiespältigen Eindruck
|
Die mittlerweile wieder regelmäßig tourenden Melodic Rock-Könige MAGNUM haben mit dem neuen Album The Visitation eine ordentliche Scheibe abgeliefert und sich entschieden, diese auch live zu promoten. In Franken haben sie sich den Hirsch in Nürnberg ausgesucht. Da ich schon jahrelanger Fan dieser Band bin und seit der Reunion und dem dazugehörigen Album Breath Of Life keine Tour der Briten ausgelassen habe, wollte ich auch diesmal wieder mit dabei sein. Bei der letzten Tour zum Album Into The Valley Of The Moon King wurden mir jedoch zu viele neue Songs und zu wenige Klassiker gespielt. So war die Hoffnung groß, dass das Programm diesmal etwas mehr zu Gunsten der Klassiker ausfallen würde.
Die Vorband besteht aus dem Blues-Duo GWYN ASHTON’S TWO MAN BLUES ARMY. Der Protagonist Gwyn Ashton, der nur von einem etwas jüngeren Schlagzeuger begleitet wird, ist zu diesem Zweck mit diversen Gitarren bewaffnet und schleudert so mit ziemlich viel Begeisterung und einer gehörigen Portion Originalität und Kaltschnäuzigkeit seine Blues-Hymnen unter die fränkische Fangemeinde, die nach bereits einigen Songs mit ziemlich viel Beifall aufwartet. Es ist schon erstaunlich, wie zwei Musiker ohne viel Drumherum ein derartiges Spektakel veranstalten können. Respekt!
Doch die meisten der mittlerweile im sehr gut gefüllten Hirsch anwesenden Fans sind doch wegen der britischen Institution MAGNUM in den Hirsch gepilgert. Die lassen sich auch nach einer kurzen Umbaupause nicht allzu lange bitten und kommen zu einem ziemlich düsteren Intro aus dem Backstagebereich auf die Bühne. Wie immer bekommt der kultige Sänger Bob Catley am meisten Applaus. Die Jungs legen gleich mit der Uralt-Hymne „Back To Earth“ los. Sollte sich an diesem Abend endlich wieder mal ein Klassiker-Reigen einstellen? Mit „When We Were Younger“, „Wild Angels“ und „Brand New Morning“ werden allesamt gute neuere Songs präsentiert, die jedoch für meine Verhältnisse nicht ganz das Gänsehautfeeling der alten Klassiker erzeugen können. Erst bei „How Far Jerusalem“, bei dem Keyboarder Mark Stanway in ein ziemlich düsteres Licht gehüllt wird, lassen bei mir diesen Effekt aufkommen.
Insgesamt präsentiert sich die Band wie immer sehr gut eingespielt. Die Rhythmussektion mit dem coolen Harry James (Schlagzeug) und Al Barrow (Bass) bereiten den verbliebenen drei Urgesteinen den nötigen Druck, die Melodic-Rock Hymnen schmissig zu präsentieren. Wobei es schwer fällt, wenn man weit vorne an der Bühne steht. Tony Clarkin hat sich mittlerweile gesundheitlich anscheinend wieder erholt. Er spielt seine Gitarrenparts solide, schnörkellos aber mit ziemlich viel Engagement. Bob Catley allerdings sieht mir im Vergleich zur letzten Tour ziemlich mitgenommen aus. Ein paar Mal während den Songs legt er sich förmlich über den Ventilator, der unter ihm am Bühnenrand postiert ist. Für eine kurze Zeit habe ich den Eindruck, er steht da nicht mehr auf. Gesanglich präsentiert er sich sicher und souverän und schafft es abgesehen davon immer, das Publikum bei der Stange zu halten. Keyboarder Mark Stanway erhöht den Gruselfaktor noch um einiges. Er sieht dermaßen ungesund aus, dass ich fast Angst bekomme. Bei manchen Songs hat man den Eindruck, er kommt mit dem Schnaufen nicht mehr mit - obwohl er sich auf der Bühne so gut wie kaum bewegt. Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin niemand, der sich über die Band lustig machen möchte! Ich habe die sehr sympathischen Musiker schon ein paar Mal persönlich getroffen und bin ein großer Fan. Aber ich finde wirklich, dass man vor allem Mark und Bob das Tourleben und die offensichtlich ungesunde Lebensweise mittlerweile ansieht - und das finde ich persönlich sehr schade und geradezu Mitleid erregend.
Vom neuen Album werden insgesamt vier Hits gespielt, die alle sehr gut ankommen. Am besten gefällt mir von den neueren Songs „All My Bridges“ mit einer wirklich coolen Melodie. Am meisten Begeisterung kommt allerdings beim Klassiker-Set zum Schluss des Konzerts auf. Vor allem „Vigilante“ und das zuletzt nur sehr selten gespielte „Wild Swan“ sind ein gelungener Abschluss für ein gutes Konzert. Das Nürnberger Publikum bedankt sich bei den Briten mit einem wohlverdienten überschwänglichen Applaus. Aufgrund der gezeigten soliden Leistung und des Alters der beteiligten Musiker bekommt das Konzert insgesamt immer noch eine gute Note. Allerdings sollte sich die Band bei der Songauswahl bei der nächsten Tour mal wieder etwas mehr Gedanken machen. Auch die von den neueren Alben präsentierten Songs wurden fast allesamt bei der letzten Tour bereits gespielt. Nicht dass die Songs schlecht wären, aber ich finde, dass eine gute Abwechslung zwischen alten und neuen Songs das Konzert um Einiges interessanter gemacht hätte. Außerdem finde ich es schade, die hochklassigen Scheiben vor On A Storyteller’s Night so sträflich auszulassen und lediglich mit den immer gespielten „Kingdom Of Madness“ und „Back To Earth“ zu würdigen.
Fazit: Für mich persönlich war es wahrscheinlich das letzte Magnum-Konzert. Aufgrund der optischen Erscheinung und der offensichtlichen fehlenden Agilität von einzelnen Bandmitgliedern weckt die Band in mir mittlerweile mehr Mitleid wie Begeisterung und das schmerzt. Vielleicht war es im Nachhinein auch ein Fehler, sich in die erste Reihe zu stellen...
Setliste:
Back to Earth
When We Were Younger
Wild Angels
Brand New Morning
Mother Nature's Final Dance
How Far Jerusalem
Spin Like a Wheel
The Moonking
Freedom Day
Les Morts Dansant
Black Skies
All My Bridges
All England's Eyes
Vigilante
Kingdom Of Madness
---
Wild Swan
On A Storyteller's Night
Stefan Graßl
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|