Wir feiern Eisprung - Funny van Dannen im Postbahnhof am Ostbahnhof
... Eisprung die ganzen Nacht. Schon zum zweiten Mal öffneten sich am Montagabend, dem 11.April, die Türen des Postbahnhofes in Berlin, um dem buntgemischten Fanpublikum des Künstlers und Sängers Funny Van Dannen den Weg hinein zu gewähren. Schon am Abend vorher hat er hier sein erstes Konzert gegeben. Funny blickt auf eine nicht zu verachtende Anzahl an Veröffentlichungen zurück, die meisten sind live aufgenommene Alben, zudem hat der Liedermacher, der nach eigenen Aussagen lieber Maler geworden wäre, wenn er nicht alle seine Bilder allen Leuten immer erklären müsste, auch schon diverse Texte für die Toten Hosen geschrieben.
Entgegen seiner letzten beiden – Studio! – Alben, die mit einer „richtigen Band“ aufgenommen wurden, war er alleine auf der Bühne, was auch das Bühnenbild extrem minimalistisch erschienen ließ. So gab es nur ein Mikrophon samt Ständer, einen weiteren Ständer für die Noten und ein Tisch, auf welchem neben einer Flasche Wasser eine Flasche Wein im Kübel postiert war.
Um 21 Uhr sollte das Konzert beginnen, was für einen Montagabend erst einmal reichlich spät erschien. Der Meister trat dann gegen Viertel nach Neun auf die Bühne (Ich zitiere hier einen Mitarbeiter von Musik An Sich: „Gute Bands erkennt man daran, um wie viel später sie auf die Bühne kommen – ich war mal bei Pur, da haben die Leute die Sekunden runtergezählt und um Punkt acht Uhr fing es an!“) und legte gleich los mit seiner Hommage an den Stringtanga-King und die Stringtang-Queen. Es ist schon beeindruckend, wie mitreißend ein einzelner Mensch mit nur einer Gitarre, die noch nicht mal elektronisch ist, sein kann.
Funny, der sympathischer Weise zu jedem seiner Lieder die Texte braucht, spielte ganz alleine mit den Zugaben ganze drei Stunden, entsprechend dick war der Stapel an Noten auf dem Ständer. Dabei gab er einige Lieder von seiner neusten Veröffentlichung (Nebelmaschine) zum besten, daneben streute aber auch früher Stücke seiner Karriere ein, und sang von der Gwendoline Kuchalski, dem Unbekannten Pferd oder auch Jesus und Jane. Er ließ sich dabei von den Wünschen des Auditoriums, die die Titel ihrer Lieblingslieder lauthals nach vorne brüllten, aber auch in keinster Weise beeinflussen.
Auch wenn das Bühnenbild wie oben beschrieben stark minimalistisch war, so hatte doch die Bühnenshow auch was. Es wurde zwischen den Liedern zwar nicht viel geredet, aber bei manchen seiner Darbietungen hat man ihm den Spaß oder die Freude, die sie ihm bereitet haben, wirklich angemerkt. Das übertrug sich natürlich auf das Publikum, was die Texte alle mitgrölen konnte (obwohl er richtige Mitgröllieder, wie bspw. Saufen, Saufen, Saufen vermied) und ihn am Ende auch nicht gehen lassen wollte, selbst auf seine Frage hin, ob wir denn am nächsten Tag nicht zu arbeiten hätten.
Am Ende stand er gute drei Stunden auf der Bühne, und die Weinflasche war so gut wie leer, was das Publikum noch mehr begeisterte, da jeder seiner Schlücke gefeiert wurde, auch wenn der Inhalt verdächtig klar nach Wasser aussah.
Der Liedermacher, dessen Texte sich dadurch auszeichnen, dass sie poetisch bis sinnlos und manchmal beides zugleich sind, ist live ein wirkliches Erlebnis – schade nur, dass er nicht mehr so viel oder so gerne Konzerte gibt. Daher sollte man wirklich mal drauf achten, wann er wieder wo zu sehen ist, damit man dann mit ihm die ganze Nacht „Eisprung“ feiern kann.
Johannes Beykirch
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