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Bach. J. S. – Hölszky, A. (Berger - Hussong)
Wolke und Mond
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Info |
Musikrichtung:
Neue Musik / Barock
VÖ: 01.03.2005
Wergo / Note 1 CD DDD (AD 2001 & 2003) / Best. Nr. WER 6803 2
Gesamtspielzeit: 74:13
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ALTE & NEUE VEXIERSPIELE
Die Reihe Wergo Concept kombiniert auf ihren Platten Alte und Neue Musik: korrespondierend, konfrontierend, inspirierend. Diesmal begegnen sich die drei Gambensonaten von Johann Sebastian Bach und drei Werke der Komponistin Adriana Hölszky (Jg. 1953). Ungewöhnlich und (was Bach angeht) epochenüberschreitend ist dabei die Besetzung: Violoncello und Akkordeon.
Hölszkys Kompositionen verarbeiten die reichen Klangmöglichkeiten dieser Instrumente in der Solo- oder Duobesetzung. Bachs Stücke mussten dafür erst eingerichtet werden. Für einen Barockmusiker wäre eine solche Adaption nichts Ungewöhnliches gewesen. Auch bei den Gambensonaten hat Bach unter anderem auf eine ältere Triosonate für Flöten und Basso continuo zurückgegriffen und sie dann für die neue Besetzung maßgeschneidert. In diesem Fall wurde der Cembalopart dem Akkordeon, der Gambenpart dem Cello anvertraut. Technisch ist die Metamorphose zwar gelungen, dennoch ist der Klangeindruck zunächst gewöhnungsbedürftig. In den Obertönen gibt es zwischen dem darmbesaiteten Cello und den heiseren Harmoniumklängen des Akkordeons überraschende Verschmelzungen. Dadurch kommt es zu akustischen Vexierspielen: Einzelne Töne lassen sich nicht mehr exakt zuweisen, die Stimmen scheinen zwischen den Instrumenten zu wechseln. Andererseits werden durch diese Schmelzklänge z. B. die langsamen chromatischen Akkordfortschreitungen im 2. Satz der Sonate BWV 1027 zu einer regelrechten Klangfarbenmusik. Julius Berger und Stefan Hussong präsentieren die Musik in den schnellen Sätzen mit ausgesprochen rhythmischem, fast schon jazzigem Drive, wobei die hüpfende Phrasierung durch die feingestufte Dynamik unterstrichen wird. Mit historischen Instrumenten ließe sich das so nicht realisieren, dafür ist der Cembaloklang zu starr. Diese dynamische Flexibilität akzentuiert auch noch einmal die potentielle Gleichberechtigung der drei Stimmen und damit die Mehrdimensionalität von Bachs Musik.
Aus Klangverschmelzungen bezieht auch Adriana Hölszkys Komposition Wolke und Mond (1996) ihren besonderen Reiz. Cello und Akkordeon verbinden sich hier illusionistisch zu einem einzigen Instrument, wobei Aufsplitterungen des Klangs, pointilistische Klangwolken oder glissandierendes Umspielen diese Verschmelzung in immer neuen Variationen ausleuchten. Klangtransformationen der unerhörten Art bietet auch Miserere (1991/92) für Akkordeon solo. Wenig erinnert hier an den typischen orgeligen Klang dieses Instruments. Hölszky lässt ihm Posaunen-, Klarinetten- und Oboenfarben entlocken. Wie bei Wolke und Mond drängen sich aber auch Assoziationen an elektronische Klänge auf. Eine bis in zarteste Schwebungen auskomponierte und akzentuierte Klanglichkeit ist schließlich auch das Merkmal des Cello-Stücks Nouns to Nouns II (1983). Die neun sehr kurzen Sätze wurden durch ein Gedicht des amerikanischen Lyrikers und Malers E. E. Cummings angeregt. Ohne dass man von einer Vertonung sprechen könnte, folgt Hölszky doch der knappen, lautmalerischen Sprache durch ihre rhapsodische Musik, die sich durch hochkomprimierte Expressivität auszeichnet.
Diese Vexierspiele zwischen Alter und Neuer Musik sind mit ihrer ungewöhnlichen und schrägen Klanglichkeit ein wirksames Mittel gegen akustische Abnutzungserscheinungen des immer gleichen Repertoires.
Georg Henkel
Trackliste |
01 Hölszky: Wolke und Mond 12:01 02-05 Bach: Sonate BWV 1027 14:28 06-08 Bach: Sonate BWV 1029 15:09 09 Hölszky: Miserere 11:49 10-13 Bach Sonate BWV 1028 14:51 14-22 Hölszky: Nouns to Nouns II 05:55
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Besetzung |
Julius Berger, Violoncello Stefan Hussong, Akkordeon
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