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Karelia

Usual Tragedy


Info
Musikrichtung: Heavy Metal

VÖ: 23.02.2004

(Drakkar / BMG)

Gesamtspielzeit: 50:34

Internet:

http://www.karelia.fr.st


Da Nightwish, das grosse einstige Zugpferd von Drakkar Records, inzwischen auf fremden, atomverseuchten Herden grast (Nuclear Blast), muss diese Lücke natürlich irgendwie geschlossen werden. Die günstigste Methode hierfür ist sicherlich, dass man versucht, ein neues Fohlen aus dem eigenen Stall hochzuzüchten. Wie man zwischen den Zeilen der CD-Info herauslesen kann, fiel die Wahl in diesem Fall auf die französischen Bombastmetaller Karelia, denen die überdimensionalen Fußstapfen der finnischen Genrekönige aber (noch) um einige Hufgrössen zu groß sind.

Eigentlich ist der Vergleich mit Nightwish auch weit hergeholt, da trotz des orchestralen Bombastsounds und einigen ähnlichen Songstrukturen die Besetzung hinter dem Mikro einen der größten Unterschiede zwischen diesen beiden Bands ausmacht: Dort steht bei Karelia mit Matthieu Kleiber nämlich ein männliches Wesen, das in seinem Stil zwischen tiefen Gothic-Vocals á la Moonspell und typischen Metalshouting hin und her wechselt. Beide Optionen beherrscht der Sangesbarde zwar ohne Zweifel, doch im Song vereint passt beides ungefähr so zusammen wie Leberkäse mit Nudeln, und ich hoffe, dass Monsieur Kleiber beim nächsten Album seine Persönlichkeitsspaltung überwunden hat bzw. sich auf die zweite Variante beschränkt.

Instrumental hingegen geht alles in Ordnung und auch wenn keiner der Songs in diesem Konzeptalbum einen absoluten Überflieger darstellt, lassen die Kompositionen durchaus Potential erkennen und gehen ganz gut ins Ohr. Vorausgesetzt natürlich, man hat sich an die Stimmungsschwankungen beim Gesang gewöhnt. Als Anspieltipps empfehle ich einfach mal den Opener "Letter For An Angel", den Titeltrack und, um wieder auf den großen Schatten dieser Band zurückzukommen, das Duett "Blind", das dank seiner teilweise weiblichen Vocals entfernt an Tarja und Co. erinnert.

Mit Usual Tragedy ist unseren Nachbarn aus dem Elsass ein recht ordentliches Debüt gelungen, das allerdings niemanden ernsthaft vom Hocker reißt, aber dennoch einen glänzenden Hoffnungsfunken am Horizont für zukünftige Taten erkennen lässt. Falls, ja falls man ihnen noch Chancen gibt, denn irgendwo im Dunkeln lauert bestimmt ein geklontes Pferdchen das liebend gerne den Platz von Karelia belegen würde.



Manuel Liebler



Trackliste
1Intro1:35
2Letter For An Angel5:17
3Torn Dress4:38
4Usual Tragedy5:57
5Deserter7:53
6Blind4:26
7Called Up4:02
8Daddy`s Grave5:38
9My Guilty Absence6:14
10Slave Of Time4:54
Besetzung

Matthieu Kleiber, voc
Bertrand Maillot, keys
Erwan Morice, git
Loie Jenn, drums
Gilles Thiebaut, bass

Producer: Renaud Hebinger


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