Hell Yeah! Die Festivalsaison ist eröffnet und unser Start in die Feiertage,
ganz im Zeichen des Metals, Zeltens und Dosenbiers, erfolgte auf dem Keep It True-Festival, welches 2004 schon in seiner zweiten Auflage im beschaulichen nordbadischen Städtchen Königshofen stattfand.
Zwar konnte man den Konzerten sämtlicher Bands nur im Inneren der Tauberfrankenhalle,die äußerlich einem Flugzeughangar ähnelten,beiwohnen, doch Zeltmöglichkeiten, eine Metalbörse und vor allem über 1000 Metalheads, die aus ganz Europa angereist waren,
ließen ein Feeling aufkommen, das man sonst nur bei Open Air-Events zu spüren bekommt.
Die Veranstalter hatten sich auch dieses Jahr wieder wirklich Mühe gegeben, ein hervorragendes True-Metal-Billing auf die Beine zu stellen und kultigen Bands dieses Genres eine Plattform zu bieten, deren Gigs man in unseren Breitengraden aus den unterschiedlichsten Gründen eher selten bzw. noch gar nicht beiwohnen durfte.
Leider konnte sich mein Brötchengeber nicht dazu durchringen, meine Begeisterung für diese Art von Musik zu teilen bzw. mir den Samstagsdienst in der Firma zu ersparen und so trafen wir erst zum Auftritt der Briten ELIXIR auf dem Festivalgelände ein. Im Nachhinein gesehen hatte diese Situation auch durchaus ihre positiven Seiten, denn die seit 1983 bestehende Band aus dem englischen Königreich, bescherte uns mit
ihren gediegenen, vom Hardrock inspirierten Metalsongs den perfekten Einstieg in diese Veranstaltung, auch wenn man beim ersten Blick bzw. dem Stageacting der Truppe hätte meinen können, dass dort eine Gruppe alternder Bankkaufleute musizierte. Who cares?!? Was zählt, ist
schließlich die Musik und die war Güteklasse A.
Mit WIZARD stürmte dann die erste einheimische Band die Bühne des Keep It True-Festivals und so wie die Bocholter loslegten, konnte man kaum glauben, dass ein Teil der Band am Vorabend noch unzählige Mengen Jack Daniels in ihre Körper eingeflößt bzw. wieder auf unappetitliche Weise herausgelassen hatten, wie uns der Sänger versichern wollte.
Die Setlist der Band war eigentlich fast identisch mit den Songs, die auch vor einigen Monaten als Grave Digger-Support auf die True-Metal-hungrige Meute losgelassen wurden, doch zwischen dem Opener "Hammer, Bow, Axe And Sword" und dem Abschluss in Form des vielumjubelten "Defenders Of
Metal" war die Stimmung sogar um einige Zacken besser als auf der Rheingold-Gastspielreise. So erreichte also das imaginäre Lautstärkebarometer bei den obligatorischen Mitsingspielchen zum ersten Mal bei diesem Event Rekordhöhen und es würde mich wundern, wenn nach diesem furiosen Auftritt die Bandkasse durch Verkauf von Merchandise-Artikeln nicht ordentlich geklingelt hat.
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Vom Songmaterial her war auch der Auftritt der US-True-Metal-Pioniere von ATTACKER alles andere als zu verachten, denn die Mixtur aus NWOBHM-Sounds á la Iron Maiden und typischen US-Metal, wie ihn heutzutage z.B. Overkill fabrizieren, hatte durchaus ihre Momente, doch der Nervfaktor der Ansagen von Frontmann Bob Mitchell nahm parallel zur Spieldauer erschreckend zu. "Hallo Germany", "Thank You Germany", "We are proud to play in Germany"... Naja, wenigstens wussten wir nach dem Gig der Amis, dass auch Lauda-Königshofen mit hoher Wahrscheinlichkeit noch der Bundesrepublik Deutschland zuzuordnen ist und wenn ich das nächste Mal in den Genuss von ATTACKER komme, hoffe ich, dass der Sänger erfolgreich an einem Rhetorikkurs teilgenommen hat oder sich einfach nur auf seine Vocals konzentriert, damit die zweifellos gelungenen Songs wieder etwas mehr im Scheinwerferlicht stehen.
Nach diesem recht heftigen Act kamen die etwas sanfteren Töne von CLOVEN HOOF gerade richtig. Die Briten wussten statt mit dem sprichwörtliche "Schlag in die Fresse" eher mit ihrem Melodien, sowie einer dementsprechend ausgerichteten Lichtshow zu überzeugen. Neben
dem mit einem Rüschenhemd bekleideten Gitarristen stach Sänger Karl Johnson am meisten ins Auge der Besucher, da er optisch und vor allem durch seine Gestik wie der Vater von Kamelot-Vokalist Khan wirkte. Ein starker Auftritt also und sicherlich einer der Höhepunkte dieses Keep It True-Festivals. Hoffen wir also, dass die Truppe in Zukunft öfter mal zum Sprung über den
großen Teich ansetzt.
Ganz andere Highlights erreichten dann die Lokalmatadoren von MAJESTY, denn die Publikumsresonanz beim Gig der Nordbadener konnte selbst keine der nachfolgenden Bands noch toppen. Mit diesem Heimvorteil im Rücken konnte natürlich auch musikalisch nichts schief gehen und selbst personelle Improvisationen an der Bassgitarre sollten den Siegeszug von den German Kings of Metal nicht stoppen.
Der Reigen der True-Metal-Hymnen, der durch "Hail To Majesty" eröffnet wurde und sich über sämtliche Alben von KIT-Mitveranstalter Tarek Maghary und Co. erstreckte, wurde durch nette Utensilien auf der Bühne wie Fahnen, Totenköpfe usw., sowie einigen Pyros passend unterstützt und spätestens nach diesem eindrucksvollen Auftritt wurde klar, dass Ex-Accept-Shouter Udo Dirkschneider, mit Majesty als Supportact für seine kommende U.D.O-Tour, den richtigen Riecher hatte. Um es getreu nach den Worten der Band zu sagen: Majesty - Strong asSteel, Stark wie Stahl!
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Bis auf den seit jeher reichlich bescheuerten Namen gab es auch bei BLITZKRIEG nichts zu meckern und dies wussten schon die Millionenseller von Metallica, die einst den "Titelsong" dieser Band für die B-Seite der Creeping Death-Single coverten. Dass ebenjene Chartsstürmer damals reichlich von dieser Truppe beeinflusst wurden, merkt man schon am sich ähnelten Sound, der sich hauptsächlich an der etwas düsteren Orientierung Blitzkriegs unterscheidet. 90 Prozent aller Metalsänger können auf jeden Fall darauf neidisch sein, welche Austrahlung bzw. Charisma Frontmann Brian Ross heute auf dem KIT an den Tag legte. Spätestens als die Herren mit einer Judas-Priest-Coverversion, die meines Wissens allererste Zugabe dieses Events spielen durften, gab es bei den Zuschauern kein Halten mehr. Einfach Wahnsinn welche Energien diese
Combo nach diesem bisherigen Festivalmarathon bei den Fans noch weckte. Und so bleibt nichts mehr zu sagen als "Daumen nach oben" für Blitzkrieg!
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Die Umbaupause bis zum nächsten Act musste sich bei den bisherigen "Reifenwechselzeiten" auf diesem Festival ganz hinten anordnen und dies hatte auch so seine Gründe. Erstens wurde die komplette Bühne zu einem Friedhofsvorplatz umdekoriert, was natürlich einige Zeit in Anspruch nahm, und zweitens war dies der allererste Auftritt der Meister des U.S.-Horrormetals in Deutschland überhaupt und da durfte natürlich nichts schief gehen. Als es dann endlich soweit war, stürmte der Sänger von HALLOWEEN mit einem Umhang bekleidet die Bühne.
Und selbst als er sich diesem nach dem ersten Song entledigte, wirkte er immernoch dank seiner Gesichtsbemalung wie Gevatter Tod höchstpersönlich. Das ganze klingt wie eine etwas härtere Version von Schockrocker Alice Cooper? Damit dürfte man den Nagel genau auf den Kopf getroffen haben, denn auch musikalisch konnte man dieses Prädikat zweifellos gelten lassen, was auf Dauer für einige Längen sorgte, jedoch dank optischer Finessen einen gewissen Unterhaltungsfaktor jederzeit aufrechterhielt.
Da wir anschließend sprichwörtlich "Unsere Zelte abbrachen", konnten wir leider nicht mehr in den Genuss von MANILLA ROAD kommen, aber anhand der (vor allem aus griechischen Landen) angereisten Fanmassen, die sich schon seit Anfang dieses Festivals auf diesen Headliner freuten wie Werner auf seinen Bölkstoff, bin ich mir sicher, dass dieses Festival mit dieser Band einen würdigen Abschluss bekommen hat. Wir werden dieses Event auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten und sind bei der dritten Auflage, für die übrigens schon einige interessante Combos verpflichtet wurden, wieder vor
Ort.
Manuel Liebler
Fotos: Jessika Ehlers
Internet:
www.coldtown.com/elixir
www.legion-of-doom.de
(Wizard)
www.attacker.tv
www.colven-hoof.co.uk
www.truemetal.org/majesty
www.blitzed-alive.com
www.halloweentheband.com
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