Mit "Tingaraltingadun" hatten Tuatah de Danann im letzten Jahr einen prachtvollen Einstand geliefert (Review: MAS Dezember 2002). Die Scheibe, die es bei mir noch zum Import des Jahres gebracht hat, ist mittlerweile auch in Deutschland regulär über SPV im Handel zu haben.
Abgesehen davon, dass der Titel vermuten lässt, dass die Brasilianer mit der englischen Grammatik auf dem Kriegsfuß stehen, wirkt "The Delirium has just began.." auch nicht ganz so ausgereift wie "Tingaraltingadun". Das lässt mich im Verein mit der Tatsache, dass auf der CD weder ein Erscheinungsdatum noch ein Hinweis auf den SPV-Vertrieb zu finden ist, vermuten, dass wir es gar nicht mit einer neuen Scheibe zu tun haben, sondern mit dem Versuch nach der Lizenzierung des neuen Opus noch einmal für den Vorgänger zu trommeln. Das aber bleibt Vermutung.
"Brazuzan" führt das Gesamtprogramm des Deliriums gleich exemplarisch vor. Nach einem sehr tänzerischen folkigen Einstieg folgt eine growlige fast deathmetallische Fortsetzung. Den Schluss bildet eine nicht 100%ig gelungene Fusion beider Elemente. Aber wenn bei den Newcomern auch manches noch nicht so ganz funktioniert, so strahlt diese Band doch eine solche Spiel- und Lebensfreude aus, das man ihnen alles andere verzeiht und nur eine absolut fette Empfehlung aussprechen kann. Denn diese mitreißende Begeisterung ist genau das, was viel der allzu satten europäischen Bands schmerzlich vermissen lassen. Das hier könnten die Skyclad des ersten Dezeniums des neuen Jahrtausends werden.
Wer sich definitiv freuen wird, ist der Tin Whistle-Freundeskreis, der sein Lieblingsinstrument hier in der Rolle vorfindet, die bei Jethro Tull die Querflöte hatte.
Auch Angra-Freunde müssten auf ihre Kosten kommen. Ich möchte fast wetten, dass deren Sänger bei den "last Words" ein paar solche hat mitreden dürfen.
Wenn ihr euch direkt an Heavy Metal Rock wendet, bestellt am besten gleich beide TdD-Scheiben.
Norbert von Fransecky
16 von 20 Punkte
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