Vor ein paar Monaten durfte ich bereits Konsument einer 4-Track Demo
des neuen Dirtcandle Albums sein - die mich nur mäßig überzeugt hat.
Vergeben und vergessen (so hoffe ich), denn nachdem ich mich jetzt in das komplette
Werk reingehört habe bleibt mir nur der resignierende Schluss, dass Dirtcandle
(trotz Atari) wirklich gut sind.
Der vielleicht wichtigste Aspekt der meisten Songs ist dabei der Wechsel
von elektronisch-düsteren Strophen zu geladenen und mit harten Gitarren
untersetzten Refrains. Keine leichte Kost. Genaugenommen schmeckt sie erst
nach mehrmaligem Erbrechen so richtig, aber dann umso besser. Anschließend fragt
man sich, wieso man das Geniale an Ohrwürmern wie "The Plot", "Selfdefence" und "Overdose"
nicht sofort erkannt hat. Vielleicht weil insbesondere die elektronischen Anteile
in der Musik einfach zu ungewohnt, zu neu sind - für mich einer der ganz wenigen Underground Acts,
denen der bei vielen Musikfans vorhandene glorifizierend-mystifizierende Status-Bonus wirklich
zusteht.
Neben den bereits erwähnten Überfliegern gibt es dann noch "Miss/Fit", ein mit seiner ausgefallenen Gitarren- und Keyboardmelodik etwas aus der Reihe
tanzender Song der einfach nur großartig ist. Und natürlich "Bats (sleeping)", quasi der letzte Song des eigentlichen Albums und
ohne wirklichen Gesang. Sattdessen gibt`s düstere Rezitation und kranke Synthesizer Klänge. Der einzige Ausfall "Virtual Hell" wird
verziehen, ist ja schließlich auch nur ein Bonustrack.
Um schlussendlich doch noch etwas zu bemängeln: Mastermind Carlos Jott ist nicht gerade ein Pavarotti. Schön hingegen, wenn das durch elektronische Effekte wie im Refrain zu "The Core" ein bisschen ausgeglichen wird.
Also: Kaufen. Und geduldig reinhören.
19 von 20 Punkte
Hendrik Stahl
www.dirtcandle.com