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Musik an sich
 
Stratovarius, Symphony X und Thunderstone live am 17.04.2003 in der Stadthalle Langen
 

Tja, am 17.April dieses Jahres fand nicht nur das Konzert von Stratovarius und Co. in Langen bei Frankfurt statt, sondern dieses Datum war anno 2003 auch mit dem Beginn der Osterfeiertage gleichzusetzen. So stand der MAS-Abgesandte beim offiziell angegebenen Konzertbeginn um 18.30 Uhr statt voller Euphorie in der Halle in Langen, mit ca. 5687 Leidensgenossen, die wohl heiss darauf waren in der Ferne ihre Ostereier zu suchen (...oder suchen zu lassen), irgendwo zwischen Würzburg und Frankfurt auf der Autobahn zu Tode betrübt im Stau. Doch Wunder gibt es ja speziell in der Osterzeit immer wieder bzw.anscheinend hatte der Veranstalter ein Einsehen mit allen Staugeschädigten
Metallern und das Event begann ein wenig später als vorgesehen, so das uns erfreulicherweise von den Ereignissen dieses Abends nichts entging.

Den Anfang machten THUNDERSTONE, die sich auf dieser Tour im Intro als "Nuclear-Blast-Artist from Finland" ankündigen lassen. Die Jungs müssen ja irre stolz auf ihren Brötchengeber sein, doch eigentlich könnte Nuclear-Blast-Records stolz sein, so ein erfolgversprechendes Pferd inseinem Stall zu haben. Die Band, die für mich mit Dream Evil, der Newcomer des vergangenen Jahres war, machte in Langen einfach alles richtig. Der Sound war mit Abstand der Beste des Abends, die "Donnersteine" verzichteten löblicherweise grösstenteils auf Samples und Vokalist Pasi Rantanen wirkte durch seine Performance in etwa wie der grosse Bruder vom Sänger des Hauptacts. Auch die Songs fielen, dank stilistischer Nähe zu Stratovarius, auf einen guten Nährboden bei den Fans und man konnte richtig beobachten wie sich die Publikumsreaktionen von Stück zu Stück steigerten. Dies war auch nicht weiter verwunderlich, da die Finnen auf Experimente verzichteten und mit sämtlichen Up-Tempo-Nummern ihres Debüts auf Nummer sicher gingen. Musikalischer- und Stimmungshöhepunkt war das geniale "Eyes Of A Stranger" und man erlebt selten das ein Opening-Act mit so einem Beifall und sogar Zugaberufe verabschiedet wird. Verdient haben es sich die Jungs auf jedenfall.

Für die eventuelle Blasphemie in den nächsten paar Zeilen möchte ich mich schonmal entschuldigen, denn die nächste Band auf der Langener Bühne waren die U.S.-Proggies von SYMPHONY X. Sicherlich können den Amis in Bezug auf ihre
musikalischen Fähigkeiten nur eine Handvoll Gruppen das Wasser reichen, denoch kann man das Beiwohnen eines 08/15-Metalfans bei einer Symphony X-Show in etwa mit dem Genuss von einem der Herr der Ringe-Filme vergleichen. Erst bekommt man vor Bombast und Prunk den Mund nicht mehr zu, während sich, wenn man sich nach ca. zwanzig Minuten sattgesehen hat, anschliessend die grosse Langeweile ausbreitet. Wenn man sich längerfristig mit den komplexen Songs der Truppe befasst, entwickeln sie mit ziemlicher Sicherheit ihre speziellen Reize, doch das partymetalhungrige Publikum an dem heutigen Abend war einfach grösstenteils nicht die Zielgruppe der progressiven Symphoniker und dementsprechend verhalten fielen auch die Beifallskundgebungen nach den recht anspruchsvollen bzw. verwirrenden Stücken aus. Technisch war das Ganze jedoch wie bereits erwähnt allererste Sahne, optisch wurde der Menge sogar ein paar nette Projektionen geboten und mein Tipp für die Band wäre entweder das nächste Mal eine Headlinertour zu veranstalten oder bei Dream Theater für einen Supportslot vorstellig zu werden, denn trotz der seit dem neuesten Album etwas gesteigerten Progressivität von Stratovarius, hat diese Band im Vorprogramm noch nichts verloren und manchen eingefleischten Fan, der extra wegen der Band mit dem X ins Hessenland fuhr, kam es wohl so vor, als ob sprichwörtlich Perlen vor die Säue geworfen wurden.

Wie es sich für einen Headliner gehört, versperrte während der Umbaupause ein riesiger Vorhang mit dem STRATOVARIUS-Logo den Blick auf die Bühne und die anwesende Meute wurde mit klassischer Musik vom Band unterhalten. Als die Sicht für die zahlreich erschienenen Fans wieder freigegeben wurde, startete die finnisch-schwedisch-deutsche Musikantenvereinigung mit der aktuellen Singleauskopplung "Eagleheart" und man konnte neben einer merklichen Vergrösserung der Stage auch eine riesige Leinwand im Rücken der Bühne wahrnehmen, die den Besuchern, teilweise sogar richtig nett animierte, Motive zu den jeweiligen Songs zeigte. Auch an Pyroeffekten, Stichflammen und weiterem Schnickschnack wurde nicht gespart und so konnte sich kein Zuschauer über eine mangelnde visuelle Umsetzung für ihr sauer verdientes Geld beschweren. Das Auge isst ja bekanntlich auch mit. Bei der Band selbst konnte man vor allem Sänger Timo Kotipelto eine gesangliche Weiterentwicklung bescheinigen, nur bei seinen Ansagen ala :"Wir waren gestern in der kleinen Stadt Hamburg und die Fans dort waren sehr laut ! Seid ihr lauter als Hamburg ?" könnte er einmal eine andere Platte auflegen, denn man fühlte sich in der Zeit zurückversetzt, da Herr Kotipelto sich diese Phrasen auch auf der letzten Tour benutzte. Den Fans störte dies aber herzlich wenig und sie gaben begeistert alles um die kühlen Norddeutschen zu überbieten. Während Keyboarder Jens Johannsson wie gewohnt seine ulkigen Grimassen schitt und dem anwesenden Volk, durch ein mit den Tasten zum Publikum gerichteten Keyboard, an seinem musikalischem Können teilhaben lies, hielt sich der Rest der Band auch diesmal dezent im Hintergrund. 

Leider war der Sound des Headliners heute nicht gerade das Gelbe vom Ei und so erkannte man zum Beispiel bei einem gut selektierten Medley alter Klassiker diverse Perlen erst beim Refrain. Schade drum und selbst die Roadies, die als lustigen Elche verkleidet waren und zum Instrumental "Stratofortress" auf der Bühne ihr Unwesen trieben, konnten über dieses Manko nicht hinwegtäuschen, aber sicherlich das ein oder andere Grinsen in der Menge hervorlocken. Was jedoch die Setlist anbetrifft lies die Band um Mastermind Timo Tolkki nur wenige Wünsche übrig und neben Standards wie "The Kiss Of Judas", "Haunting High and Low", "Forever" u.v.a.m., kam auch das über zehnminütige Epos "Elements" von der aktuellen Scheibe zum Zuge, das live, auch dank der netten Videoanimation, um einiges erträglicher als auf dem Silberling rüberkam. Bei der ersten Zugabe "Season Of Changes", konnte man meinen Hammerfall, die vor einigen Wochen in Langen zu Gast waren, hatten ihre Schneekanone vergessen, denn auch Stratovarius spielten Wettergott und verteilten stimmungsvollen Kunstschnee über den Fans. Auch meine neuen Lieblinge "die Elche" kamen bei "Paradise", bewaffnet mit überdimensionalen Wodkaflaschen, wieder zum Einsatz und nach insgesamt zwei Zugabenblocks ging mit der Übernummer "Black Diamond" ein absolut lohnenswerter Konzertabend, noch pünktlich vor Beginn des Karfreitages, zu Ende und eine staufreie Autobahn wartet auf mich um mich sicher ins schöne Frankenland zu geleiten.

Manuel Liebler

 

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