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Musik an sich
 
Taraxacum, Metal Inquisitor und Minotaurus live am 05.04.2003 im JuKuz Aschaffenburg
 
Was unternimmt man wenn man der Wegbeschreibung nach am Ort des Geschehens angekommen sein soll, jedoch weit und breit kein passendes Gebäude zu erblicken ist ? Genau, man folgt einfach der lauten Musik und am Ende des Regenbogens wird man schon den Ort seiner Begierde finden. So ähnlich spekulierten wir auch am 05.April, als wir der "Metal-Night" im Aschaffenburger JuKuz beiwohnen wollten. Leider brachte diese patentierte Methode an diesem Samstagabend nur wenig Erfolg und wir landeten mitten in einer Privatparty, auf der Hip-Hopbeats durch dir Boxen wummerten und sich einige trendy Menschen, die überwiegend ihre Hosen scheinbar an den Kniescheiben zusammengegurtet haben, amüsierten. Gott sei Dank erbarmte sich eine dieser Personen uns den Weg in die richtige Location zu erklären und wir trafen pünktlich zur ersten Band im Jugendkulturzentrum (wie es hochoffziell heisst) ein.

Ein Hauch von Kultur wehte auch bei MINOTAURUS durch die Luft, denn die Jungs in den bunten Gewändern nannten ihren Stil "Celtic Metal". Vorstellen darf man sich das Ganze als Mischung aus Skyclad, In Extremo, verfeinert mit ein wenig True-Metal und dementsprechend unterhaltsam war der Gig der Aschaffenburger auch. Doch nicht nur die Musik trug zum hohen Entertainmentwert bei - Minotaurus boten bei ihrem Heimspiel die mit Abstand aufwendigste Bühnenshow des Abends, bei der ein Feuerjongleur, dunkle Ritter und bei der "Bandhymne" sogar das Maskottchen des Haufens, ein mannshoher Dinosaurier, mit von der Partie waren. Gerade wegen dieser Vielfältigkeit und den interessanten Songs war es dem Fünfer auch leicht zu verzeihen, das man den Sänger nicht gerade als Gesangesgott titulieren konnte und einer der Gitarristen vom Outfit, wie auch vom Stageacting her, eher an den typischen Klampfer einer Oldie-Coverband erinnerte.

Ganz im Gegensatz dazu merkte man bei TARAXACUM sofort was für Profis dort am Werk waren. Die All-Star-Truppe mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Edguy, Steel Prophet, Hagard, Axel Rudi Pell und was weiss ich noch für Bands, legte nach dem Intro sofort mit dem vielseitigen Titeltrack ihrer aktuellen Scheibe "Spirit Of Freedom" los. Da "Taraxacum" ja übersetzt Löwenzahn heisst, diente als Intro übrigens witzigerweise die Erkennungsmelodie der gleichnamigen ZDF-Kinderserie mit Oberguru Peter Lustig, was unter den weniger fremdsprachengewandten Besucher dieses Konzertes für etwas irritierte Gesichter sorgte. Zu den abwechslungsreichen Songs des Debüts, die viel Licht aber auch ein wenig Schatten offenbarten, gönnte man den anwesenden Fans auch zwei exzellente Tracks der kommenden Langrille "Rainmaker", die ohne Zweifel auf Grosses hoffen lassen. Wie bei fast allen Bands mit amerikanischer Beteiligung durften in dieser Zeit auch eins oder mehrere Statements zum (hoffentlich bei Erscheinen dieser Ausgabe bereits beendeten) Irakkrieg nicht fehlen, wobei er mit Ausführungen wie: "Mr. Dabeljuh Bush soll elendig in dir Hölle verbrennen", wohl die krassesten Worte dafür übrig hatte, die ich von einem Musiker bisher gehört
habe. Ansonsten hat sich das Erscheinen an diesem Abend schon allein wegen dem Melodic-Metal von Taraxacum gelohnt, deren Sound zwar nicht das Gelbe vom Ei war, jedoch konnte die Truppe durch ihre technischen Fähigkeiten mehr als überzeugen und nach einer Zugabe durften die Mannen um Mastermind Tobias Exxel, der wie man heute gesehen hat fast genauso gut GItarre wie Bass spielt, zufrieden die Bühne verlassen.

Zum Abschluss des gelungenen Abends war mit METAL INQUISITOR noch einmal Part pur angesagt. Die Jungs aus Koblenz spielten bei ihrem letzten Gig in dieser Location noch 80% Coverversionen und 20% eigene Stücke und heute drehten sie den Spiess einfach herum. Mit ihren eigenen Songs zeigte die Truppe allen modernen Einflüssen im Metalsektor im wahrsten Sinne des Wortes den sinnbildlichen Mittelfinger, denn ihr Sound erinnerte deutlich an Bands wie Judas Priest, Iron Maiden und Konsorten zu ihren besten Tagen. Idealer Stoff zum Headbangen also, aber wisst ihr eigentlich wie grausam es ist wenn man seine Haare fliegen lassen will und die Nackenschmerzen dich permanent an den Beatabend vom Vortag erinnern? Naja, zurück zum Wesentlichen. Das Erkennungsmerkmal schlechthin von Metal Inquisior ist wohl der optisch ein wenig an Otto Waalkes erinnernde Frontmann mit seiner markanten hohen Stimme, doch auch der Leadgitarrist mit seiner weissen 70erJahre-Poserhose, Tankard-Muskelshirt und Prinz Eisenherz-Frisur war absolut sehenswert, wenn ihr versteht was ich meine. Als Zugabe eines guten Sets, das nur in der Mitte kleine Durchhänger hatte, gab es dann endlich die von dem anwesenden Publikum heissersehnten Coverversionen. Doch auch hier blieben die Metal Inquisatoren ihren Image erfreulicherweise treu und boten Songs von Metal Church, Motörhead usw. dar, die jeden Fan der ersten Stunde das Herz vor Freude rasen lassen, da man Coverbands mit solchen Songs wie eine sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen suchen muss.

So ging ein schmackhafter Kessel Buntes aus Metall zu Ende und ich hoffe das beim nächsten Mal ein wenig mehr Metalheads anwesend sind, denn beim Eintrittspreis von nur 8 Euro, günstigen Getränkepreisen und diesem hochwertigem musikalischem Angebot kann man eigentlich nichts falsch machen. Aber anscheinend haben das nicht allzuviele kapiert, da sonst der Laden zu diesem Event aus allen Nähten platzen hätte müssen.

Manuel Liebler
 

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