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Musik an sich
 
Interview mit Shylock
 

Hardrockfans, die in der letzten Zeit die Livegigs ihrer Helden Bonfire, Shakra, Jaded Heart oder Krokus bewundert haben oder werden, ist bestimmt der Supportact dieser Band absolut positiv im Auge bzw. Ohr hängengeblieben. Die Würzburger Formation "Shylock" kann man, dank ihrer eingängigen Melodien, starken Gitarren bzw. Gesangsarbeit und ihrer Frische, als Fan dieses Musikstiles einfach nur gut finden. Eine Band mit jeder Menge Zukunft also, und so hab ich es mir nicht nehmen lassen den Gitarrero Hannes in meine heiligen vier Wände einzuladen um ihm ein paar Fragen zu stellen.

MAS: Wir als Würzburger finden es echt genial das eine Band aus unserer Stadt endlich einmal mit eigenen Songs relativ viel Erfolg und vor allem Zukunft hat, obwohl in Würzburg rocktechnisch ja sonst nicht allzuviel los is. Was denkst du ist der Grund dafür ?

Hannes: Das einzigste wo in dieser Hinsicht was in Würzburg los ist, ist das Umsonst&Draussen-Festival. Da kommen sehr viele Leute, vor allem weil es keinen Eintritt kostet. In Würzburg geht deshalb Rocktechnisch kaum etwas, da sehr viele Studenten dort leben die sich allgemein nicht sehr für Rockmusik interessiern und das Angebot aussenrum an Discos usw. einfach zu gross ist. Die Leute sind einfach durch Coverbands, die jedes Wochenende in allen möglichen Orten im Umkreis spielen, einfach übersättigt. Ausserdem setzt sich die Stadt auch nicht gerade für Bands ein, es gibt zum Beispiel nicht eine einzige vernünftige Location für Auftritte. Franken sind ein allgemein nicht allzu begeisterndes Völkchen. Wenn da bei einem Konzert mal 5-10 Leute klatschen und mitgehen, kannst du dir wirklich einbilden das du der Grösste bist, ganz im Gegensatz zu anderen Landstrichen in Deutschland.

MAS: Auf eurer neuen CD "Pyronized" zeichnet sich ein stilistische Korrektur vom Partyhardrock in die Richtung Melodic ala PinkCream ab. War dies gewollt oder hat sich das beim Songwriting einfach so ergeben ?

Hannes: Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund. Die Band auf der dem Debüt war mehr oder weniger ein zusammengewürfelter Haufen, die früher mal relativ erfolgreich unter einem anderen Namen agiert und sich nur den Namen auf "Shylock" umbenannt hat. Bei der aktuellen Cd haben wir ja auch ein paar neue Bandmitglieder und haben einfach drauf los geschrieben. Am Anfang sollte "Shylock" eher in Richtung "Toto" gehen, also mit sehr viel Keyboardeinsätzen. Im Studio jedoch sind alle eher auf so Sachen wie dem rockigen, harmonischen "Can`t let you go" abgefahren, das ja auch auf der Unerhört-CD vom Rock-Hard gelandet ist, worauf wir massig positive Reaktionen bekommen haben. So einigten wir uns dann diese Schiene mit viel Harmonien weiterzufahren, das ist "Shylock" und so wird auch unsere nächste Platte wieder klingen.

MAS: Auch die Texte sind ja um einiges melancholischer auf eurer neuen CD geraten. Hat dies eher persönliche Gründe oder ist dies aus dem Grund, da es besser zur Musik passt.

Hannes: Zuerst entsteht bei uns immer die Musik. Wir arbeiten einen Titel musikalisch aus und aus dem improvisierten Kauderwelsch, den der Sänger dann da drauf singt, muss irgendwann dann ein Text entstehen. Der Text sollte nicht zu depri sein, aber schon zur Musik passen.

MAS: Um bei den Texten zu bleiben. Uns hat es sehr überrascht das gerade euer Sänger hauptsächlich für die Musik verantwortlich ist und du als Gitarrist die Texte schreibst. Was is der Grund dafür ?

Hannes: Schenky (der Sänger) ist ein guter Gitarrist, der früher mal festes Mitglied an unserer Gitarrenfront war. Früher hat mich der Typ in Grund und Boden gespielt. Die meisten unserer Songs haben erstmals auf seiner akkustischen Gitarre das Licht der Welt erblickt, die er dann zu uns bringt und wir machen dann den Rest. So haben sich mit der Zeit die Verantwortungsbereiche bei uns herauskristallisiert.

MAS: Du hast ja schon gesagt das bei der nächsten CD ungefähr dieselbe Linie beigehalten wird. Habt ihr schon ein paar Songs dafür komponiert ?

Hannes: Wir haben schon über 90 Minuten an neuem Material. Allerdings nur die Gründgerüste, die Schenky hauptsächlich im Alleingang erarbeitet hat. Klar ist auch das die ganze Kiste noch ein wenig härter wird, also härtere Riffs und wir versuchen mit einigen schnelleren Songs dem Midtempobereich ein wenig zu entfliehen.

MAS: Als wir euch das erste Mal live gesehen haben, fiel uns auf das euere Musik in Richtung PinkCream69 und Shakra trendiert. Sind das euere Einflüsse und was hört ihr privat so ?

Hannes: Wer anfängt Musik zu spielen, spielt soviel wie möglich von Bands nach die man gut findet. So wird man natürlich von deren Musik beeinflusst. Privat höre ich allerdings nicht allzuviel Musik, höchstens im Auto als Ausgleich. In letzter Zeit allerdings hab ich mir sehr oft die neue Shakra-Scheibe angehört, damit ich ungefähr weiss was uns auf der Tour mit denen erwartet.lacht

MAS: Ihr habt auf euren Alben keine Coverversion eines bekannten Songs. Was haltet ihr davon und würdet ihr sowas eventuell mal ausprobieren ?

Hannes: In der Vorgängerband von Shylock, hatten wir ein Programm mit über vier Stunden Coverversionen pro Abend. Da haben wir dann unsere eigenen Songs mit reingeschmuggelt. In der letzten Zeit hatten wir mal einen Auftritt, wo uns der Veranstalter geraten hat von zwei Stunden Programm, eine Stunde Covers zu spielen, weil es angeblich besser ankommt. Das haben wir dann auch getan und der Auftritt ging ziemlich in die Hose. Damit war das Thema auch für uns gegessen.

MAS: Viele grösseren Hard-Rockbands wie z.B. Bon Jovi, Aerosmith oder Gotthard sind ja zur Zeit ziemlich im "Balladenwahn". Glaubts du die spielen das aus innerer Überzeugung oder steckt da doch eher ein kommerzielles Kalkül dahinter ?

Hannes: Das kommt darauf an. Bei einem Song wie z.B. "Always" von Bon Jovi, merkt man schon das es vom Herzen kommt. Die richtig breite Masse erreichen Rockbands meist nur noch durch Balladen. Aber Bands wie zum Beispiel "Nickelback" sind da eine erfreuliche Ausnahme.

MAS: Wenn man die Orte betrachtet wo ihr schon gespielt habt oder wo ihr noch spielt wie z.B. Hannover oder die Schweiz, fragt man sich schon wie das immer klappt, da ihr ja alle in einer gewissen Weise berufstätig seid.

Hannes: Ja, es ist schon enormer Stress das ganze zu organisieren und unter einen Hut zu bringen, da ja auch drei brave Familenväter bei uns spielen. Für die Auftritte mit Shakra in der Schweiz mussten wir uns zum Beispiel Urlaub nehmen. Das ganze im Moment hart an der Grenze, aber noch machbar.

MAS: Habt ihr dann vor das Ganze mal bald hauptberuflich zu machen oder wollt ihr eher auf dieser Schiene bleiben ?

Hannes: Nein, auf diesem Stand bleiben will ich eigentlich nicht, da wir schon zuviel in diese Band hineingesteckt haben. Mein grosses Ziel ist das ich eines Tages sagen kann: "Juhu, ich kann endlich davon leben." Im Moment ist der Markt allgemein nicht so rosig, doch wir hoffen mal auf den Zug aufspringen zu können, obwohl es ein ganz dreckiges Geschäft ist, bei dem man eigentlich keinem Menschen mehr trauen darf, wie wir speziell bei unserem ersten Label gemerkt haben.

MAS: Ihr war jetzt schon sehr oft Support von vielen etablierten Acts. Wie ist das verhältnis zwischen den Bands ? Stimmen die Horrorstories die man öfters mal davon hört ?

Hannes: Also bisher wurden wir immer sehr fair, fast familär behandelt. Dennoch kann man als Vorgruppe nicht die selben Bedingungen wie der Hauptact erwarten, da die Leute schliesslich ihre Kohle in den meisten Fällen für den Headliner ausgeben. Ausserdem soll es ja auch nicht unbedingt so sein, das der Support- den Hauptact überflügelt.

MAS: Wie habt ihr es eigentlich geschafft, das der Kampfsportweltmeister Werner Rauscheder eueren Song "...never give up fighting" als Einzugsmusik hat ?

Hannes: Das ist ganz einfach. Unser Sänger arbeitet in einem Betrieb und den sein Vorgesetzter ist der persönliche Betreuer von diesem Werner Rauscheder. Und kurz nachdem unsere erste Cd draussen war, kam der Cheffe von Schenky auf uns zu und sagte das bald wieder ein WM-Kampf ansteht und die Gegner von Herrn Rauscheder immer nur mit so komischen Rapklängen die Halle betreten, die dem Werner absolut nicht gefallen. So kam es also das wir einen bereits vorhandenen Song etwas umarangierten, ihm einen pathetischen Text spendierten und fertig war die Einzugshymne "...never give up fighting"

MAS: Alles klar, dann hoffen wir es hat dir in meiner Bar ein wenig gefallen, bedanken uns für das interessante Interview und entschuldigen uns das du wegen uns den Shylock-Chat verpasst hast.

Hannes: Kein Problem, hat riesig Spass gemacht und das mit dem Shylock-Chat (der um 21:30 Uhr beginnt) schaff ich doch noch, es ist doch erst 21.00 Uhr.

Naja, diese Aussage stimmte wohl nicht so ganz, den es wurde noch eine Stunde über Probleme beim Touren und allerlei anderer Dinge mit dem sympathischen Axeman gefachsimpelt. Postitiv ist auf jeden Fall noch zu bewerten, das Hannes sich zu der Gruppe der wenigen Menschen zählen darf, die meine Bar nüchtern verlassen haben.

Das Interview führten Manuel Liebler & Frank Halbig.

Internet: www.shylockmusic.de

 

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