Wer sich schon etwas länger mit Country beschäftigt, dem wird der Name Shawn Camp noch in den Ohren liegen. Im Jahr 1993 brachte er sein klasse Debütalbum auf den Markt und konnte mit "Fallin' never felt so good" auch gleich seinen ersten großen Hit verbuchen. Doch wie es leider vielen guten Künstlern in Nashville erging, war der Industrie seine Musik wohl schon zu Country, seine Songs zu traditionell angehaucht. Jedenfalls wurde es nach diesem Album recht still um ihn, obwohl Shawn Camp eine für die Country Music wie geschaffene Stimme besitzt, die sich ohne Probleme unter der Masse von Künstlern heraushören lässt. Lediglich als Songschreiber tauchte sein Name regelmäßig weiter bei den Produktionen diverser Countrystars auf.
Jedoch lässt er sich nicht von seiner musikalischen Linie abbringen und so veröffentlichte er nun auf sehr kleinem Label und fasst schon unbemerkt von der großen Öffentlichkeit, sein neues Album "Lucky silver dollar". Die Covergestaltung wirkt hier leider etwas verstaubt und passt eigentlich gar nicht so recht zu seiner frischen Musik, aber was soll's, der Inhalt zählt.
Auf diesem Werk, das insgesamt 14 Tracks umfasst, zeigt sich sein Talent als Songwriter, denn alle Titel tragen auch seine Handschrift. Musikalisch präsentiert die CD überwiegend akustisch gehaltene Titel, die mit reichlich Fiddle- und Steelguitarbegleitung pure, traditionelle Country Music an den Tag legen, wobei sich die Instrumente niemals zu laut in den Vordergrund spielen. Auch was die Drums angeht, halten diese sich auf diesem Werk im Hintergrund und begleiten dezent die schönen, melodiösen Titel.
Eine sehr interessante Version seines Titels "How long gone", den Brooks & Dunn als kraftvoll, dynamischen Countrysong bekannt gemacht haben, hat Shawn Camp hier eingespielt. In seiner Version hört man eine völlig neue Interpretation, hier verwandelt sich dieser Titel plötzlich in eine sehr gefühlvolle, fast schon verträumte Ballade. Von den ruhigen Titeln sind "Lost at the sea" und "Fallen star saloon" die Songs, die man unbedingt noch erwähnen muss. Songs mit einfach traumhaft schönen Melodien die, mit einfühlsamer, emotionaler Stimme vorgetragen und herrlichen Steelguitarparts versehen, die Ohren verwöhnen.
Aber auch wenn meist akustische Instrumente zum Einsatz kommen, heißt das noch lange nicht, dass auf dieser CD keine Titel zu finden sind, die so richtig gut abgehen. "I feel more like I do right now" ist dafür ein Paradebeispiel. Ein vom Bass getriebener Gute-Laune-Country mit powernder Fiddle und munterer Honky-Tonk-Pianobegleitung, hier ist dann auch eine kernige E-Gitarre mit von der Partie. Auch der Titel "I ain't the hero", ein von quirrligem Bluegrass beeinflusster Song mit toller Fiddle, Dobro, Mandoline und akustischer Gitarre, sprudelt mit einer derartigen Spielfreude durch die Boxen, dass es jedem Fan von traditioneller Country Music warm ums Herz wird.
Diese CD ist sicherlich nichts für die breite Masse, aber sehr für Liebhaber unverfälschter Country Music, die trotz aller Traditionalität einen zeitgemäßen Sound hervorbringt, zu empfehlen. Diese Produktion steht in erster Linie für schöne, melodische Titel und sauber arrangierter, meist akustischer Instrumentierung.
14 von 20 Punkten
GeraldH