Lange hat mich nichts mehr so sehr an meine Grundschulzeit erinnert, wie "The tremulous Sea" von Nobility of Salt. Am Mittwoch musste ich damals nach der vierten Stunde die Schule verlassen, während sich der Rest der Klasse noch im Musikunterricht vergnügen durfte. Wegen meiner Stimme war ich vom Singen befreit worden. Daran erinnert mich der Gesang auf dieser CD auf erschreckende Art und Weise. Nur ist hier der Sänger nicht vom Gesang befreit. Und ich frage mich: Warum nicht ? Aber auf diese Frage wird es wohl genauso wenig eine Antwort geben, wie darauf, warum es das Böse in der Welt gibt und warum die Banane krumm ist.

Dabei fängt "The tremulous Sea" recht viel versprechend an. Das sehr eigenständige Instrumental(!) weckt mit seiner Bouzzouki(?)-artig gespielten Gitarre mediterrane Assoziationen, und macht einen gespannt auf die kommende knappe dreiviertel Stunde. Und dann kommt René Hoffmann. Es ist nicht nur seine unterirdische Stimme, die einen in Verzweiflung stürzt. Der leichte gothic-Anklang, mit dem er sich durch die Zeilen winselt, ist fraglos nicht ganz unpassend zu den melancholischen, teilweise von Weltschmerz triefenden Texten. Die musikalische Grundstimmung stammt aber von einem völlig anderen Planeten. Es ist offenkundig kein Zufall, dass funktionierende Düster-Bands, ob Gothic oder Black Metal in der Regel aus dem verregneten England, dem nordischen Skandinavien oder den Wäldern Thüringens kommen. Grufties auf Kreta - das funktioniert einfach nicht.

Wenn ihr das kleine Label Endzeit Productions unterstützen wollt, kauft lieber das Schattentantz-Debut, das wir in der letzten Ausgabe vorgestellt haben.

Norbert von Fransecky

6 von 20 Punkte

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