Der Elegy-Effekt besteht darin, dass sich bei mir sofort die Lauschlappen aufstellen, wenn ein Song der Holländer auf einem Sampler oder im Radio erscheint. Dann leuchtet die große rote Alarmlampe "Kaufen" auf. Beim Hören von Elegy-Komplettwerken treten aber schnell Ermüdungserscheinungen und Langeweile auf. Kein Wunder, dass nur knapp die Hälfte des Backkatalogs in meiner Sammlung steht. Wenn ich dem aktuellen Silberling das Zeugnis einer deutlichen Qualitätssteigerung ausstelle, beziehe ich mich daher zuförderst auf den Vergleich mit "Labyinth of Dreams" und "Supremacy".
Die etwas helle und durchsichtige Produktion ist Vergangenheit. Die "Principles of Pain" kommen fett und satt durch die Boxen. Tracks wie "No Code no Honour" bringen alles mit, was eine Powerhymne braucht: einen packenden Refrain, donnernde Doublebass-Teppiche, pfeilschnelle Gitarren-Soli. Mit "Silence in the Wind" verfügt der Silberling auch über eine amtliche Ballade.
Soweit zur besseren Hälfte. Aber etwa 40 Prozent des neuen Albums lösen weiterhin den zweiten Aspekt des Elegy-Effekts aus. Kabinettstückchen auf Gitarre und Keyboards lassen aufhören, aber oft fehlt den Stücken der rote Faden, der für einen Wiedererkennungswert nötig ist. Das Interesse bekommt nichts geliefert, an dem es sich festbeißen könnte. Für Genre-Fans ist "PoP" aber mit Sicherheit ein gefundenes Fressen.
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
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