Den Sonnenaufgang auf dem Cover kann man wohl als Symbol für den Optimismus
sehen, den 98 Mute ausstrahlen. Es handelt sich um eine junge Band aus dem
Epitaph-Lager, die vollkommen unverbraucht mit voller Dynamik einen Old School
Punk zum Besten gibt, der einen dann gar nicht überholt, sondern äußerst frisch
und kraftvoll an die Wand klatscht. Aus Hermosa Beach stammend und trotzdem
nicht nach Fun Punk klingend? Ja, das gibt's. Pat Ivie (Gesang), Jason Paige
(Gitarre), Doug Weems (Bass) und Justin Thirsk (Schlagzeug) alias 98 Mute
gelingt mit ihrem neuen Album "After The Fall" das unangefochtene Meisterwerk
ihres Schaffens. Beim ersten Hören ist es noch etwas schwer sich in die Platte
hineinzufühlen, erst nach einigen Durchläufen entdeckt man die Details und
Raffinessen, welchen man zunächst gar keine Beachtung geschenkt hatte. "After
The Fall" ist ein schlichtweg bärenstarkes Album, das nie langweilig wird. Der
Opener "Something In The Water" beschäftigt sich mit der Aggression mancher
Menschen, der Art und Weise wie sie ausgelebt wird und sucht nach Gründen für
solches Verhalten. "Bullet For You" könnte man fast als Liebeslied bezeichnen,
das jedoch weder textlich noch musikalisch in irgend einer Form lächerlich
wirkt. Eingängiger Gesang und peitschende Backing-Vocals ziehen sich wie ein
roter Faden durch "After The Fall", werden dabei von einer einfach verzerrten
Gitarre, die ohne großartige Effekte auskommt, interessante Riffs und Melodien
sowie dem straighten Bass untermalt. Zusammen kommt die ziemlich schnörkellos
aus den Boxen und lässt live große Erwartungen an die Jungs reifen. "M.A.D." ist
wohl der herausragendste Song des Albums (dieser kann glücklicherweise bei
Epitaph gratis runtergeladen werden), der ansetzt wo der Opener aufgehört hat:
sozialkritische Texte mit positivem Ausblick in die Zukunft lässt bei jedem noch
so anprangerndem Thema das Licht am Ende des Tunnels nicht erlöschen. In
"Injection" wird über die Sinnlosigkeit von Drogen philosophiert, wobei "Not
Enough" jeden einzelnen zur "Weltverbesserung" auffordert. Bei "Small Minds"
übernimmt Bassist Doug die Lead Vocals und versteht durchaus zu überzeugen; der
gesamte Song scheint aus seiner Feder zu stammen, da er sehr Basslastig ist:
eine Perle!
Insgesamt ein herausragendes Album ohne Füllmaterial und auch wenn man sich
stellenweise an Pennywise in jungen Jahren erinnert fühlt schmälert dies die
Freue nicht.
Punk's not dead!
18 von 20 Punkte
Kevin Kirchenbauer