Nach vielen Jahren dürfen wieder einmal einen Besuch bei unsern alten Freunden Supertramp machen. Und was stellen wir fest. Sie sind die alten geblieben (oder besser: wieder geworden?). Trotzdem gibt´s viel zu schauen. Denn die Herren sind umgezogen. Und im neuen Ambiente wirkt vieles anders.

Das Beste vom Mobiliar (das heist: das, was unseren Freuden am wichtigsten ist) wurde mitgenommen und in die neuen Räume gestellt. Gleich am Eingang bemerken wir Pianoklänge, die damals im "Breakfast"-Zimmer standen. Die Gesangslinen vom "Tenth Avenue Breakdown" schwebten früher "even in the quietest Moments". Überhaupt geht der Breakdown bei etwas Großzügigkeit als kleiner Bruder von "From now on" durch. Ja und dann: (Wir wären auch enttäuscht gewesen, wenn unsere Freunde gerade dieses Kleinod zum Möbel-Second Hand getragen hätten.) Der "Sting in the Tail" sticht mit einer Mundharmonika-Melodie, unter derem Schein wir unsere Freunde vor langer Zeit kennen gelernt haben, als sie gerade ihr "Crime of the Century" verübten.

Wir werden die alten Freude in den nächsten Wochen sicher öfter besuchen, und ich bin mir sicher: Da wird es noch den einen oder anderen Gegenstand geben, der die Erinnerung beflügelt.

Neu, aber bereits vom Vorgänger bekannt, sind die jazzigen und loungigen Anklänge, mit denen Supertramp ihr neues Wohnzimmer tapeziert haben, und die somit einen kräftigen Eindruck im Gesamtbild hinterlassen. Ja, gut zehn Jahre gehen auch an Freunden, die man mal sehr gut kannte, nicht spurlos vorbei. Sie wirken gereifter, etwas eleganter, aber das steht ihnen. Abgehobene Arroganz oder unzugängliche Hochnäsigkeit kann man ihnen nun wirklich nicht vorwerfen. Im Gegenteil; auch am neuen Ort ist die liebenswerte Unbeschwertheit, die die späten 70er ausgezeichnet hat, erhalten geblieben.

Das Einzige, was man im Gegensatz zu früher ein wenig vermissen könnte, sind die sofort im Ohr hängend bleibenden Melodien, die in kurzer Zeit zu unsterblichen Hit-Singles werden. Und nur darum gibt´s es auch nicht die volle Punktzahl. Tracks wie "Bee in the Bonnet", "Goldrush" "Little by Little" oder auch der Titelsong haben zwar durchaus auch Hit-Potenzial, aber sie brauchen Zeit und ich fürchte im Jahre 2002 wird es keinen Sender geben, der die Stücke in die Heavy Rotation schiebt. Schade.

Norbert von Fransecky

19 von 20 Punkte

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