Vor über 20 Jahren haben Rush mit den Scheiben "Hemispheres" und vor allem "2112" unbegrenzt gültige Dauerkarten für meinen privaten Rock-Olymp gelöst. In den fast schon verklärten Jubel über die "Götter des progressiven Rocks", den man immer wieder in den relevanten Gazetten und Radio-Magazinen lesen bzw. hören kann, konnte ich dennoch nie so recht einstimmen. Zu glatt und teilweise überproduziert war mir vieles von dem, was die Kanadier in den 80ern und 90ern in die Läden stellten.
Nun erscheint nach über sechs Jahren ein neues Album. Und gleich der Opener "One little Victory" fegt mit einer Härte aus den Boxen, die einen glänzenden Sieg über alle die erringt, die erwartet haben, dass Rush endgültig in Eleganz ersticken (wozu ich mich ja zumindest zum Teil auch zählen muss.). Zwar bleibt der kleine Sieg die härteste Nummer. Aber des überraschend gitarrenlastige Albums - Auf Keyboards wurde komplett verzichtet. - kommt mit einem Druck und einer Power, die die Band seit "2112" nicht mehr erreicht hat. "... meines Wissens nach" muss ich ergänzen. Denn aufgrund der oben geschilderten Sachverhalte ist meine Rush-Sammlung nicht 100%ig vollständig.
Nein, meine genannten Faves werden durch "Vapor Trails" nicht vom Thron gestoßen. Aber die Herren aus dem Ahorn-Land haben jugendlich vital noch einmal in die Kerbe geschlagen, in der die "Power Windows" sitzen. Beide Scheiben stammen aus klar unterschiedenen Bandphasen - nicht zuletzt erkennbar an der staken Keyboard-Präsens auf der Mid-80er-Scheibe. Aber der Spirit ist ähnlich. Mit dem "Ghost Rider" ist ein Track dabei, der sich - ähnlich wie "Big Money" - schon beim ersten Durchlauf im Kurzeitgedächtnis festsetzt. Dazu kommt eine ganzer Stapel von soon-to-be-Klassikern, die mit dem Rush-typschen Understatement daher kommen, sich aber von Durchlauf zu Durchlauf stärker festsetzen. (Merke: Rush-Scheiben nur einmal hören, gilt nicht!!)
Norbert von Fransecky
16 von 20 Punkte
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