Herr Waters ist ja nicht immer ganz konsequent.
So hat er einen beträchtlichen Teil der Zeit seit seiner Trennung von
Pink Floyd (1984) damit zugebracht, sich über Stadion-Konzerte im
Allgemeinen und Speziellen zu beschweren ("Stadien wurden für Sport,
nicht für Musik gebaut..."), nur um auf seiner In The Flesh Tour (USA
1999/2000, Europa 2002) dann doch wieder einige Konzerte in Stadien zu
spielen und keine größeren Probleme damit zu haben.
Sobald man auch alleine so viele Tickets verkaufen kann, geben sich die
Probleme dann anscheinend sehr schnell wieder...
Nicht ganz konsequent auch, sich einerseits über einen Sell-Out des
Namens Pink Floyd zu beschweren, andererseits aber keine weiteren
Probleme damit zu haben, sein eigenes Material wieder und wieder auf den
Markt zu bringen.
The Wall wird beispielsweise laut Waters selbst wohl noch einmal als
Musical wiederkommen...
Drei Studioalben, einige Soundtrackarbeiten und ein Doppel-Live-Album.
Das hat Waters in seiner nach-Floyd-Zeit zustande gebracht.
Und diese unglaubliche Masse an Material schrie natürlich geradezu nach
einer retrospektiven Werkschau.
Positiv an dieser Werkschau fällt denn auch nur auf, dass hier endlich
die schwer zu findenden, für Soundtracks aufgenommenen "Towers of
Faith", "Knocking on Heaven's door" und "Lost boys calling" zu finden sind.
Negativ fällt aber direkt auf, dass "Lost boys calling" extrem
langweilig , "Towers of Faith" auch kein Meilenstein in Waters' Karriere
und "Knocking on heaven's door" einfach nur eine weitere unnötige
Version dieses Titels ist.
Die anderen Stücke sind so schlecht eigentlich nicht.
Dann kann man sich aber doch wieder fragen, wer denn zur Hölle für die
Titelauswahl verantwortlich war.
Nur ein Stück vom noch ganz ordentlichen "The Pros and Cons of
Hitchhiking"-Album (1984), dafür drei (davon eins im Remix) vom ziemlich
fürchterlichen (und schlecht produzierten) "Radio K.A.O.S." (1987). Dass
fünf Stücke vom mehr als ordentlichen "Amused to Death" (1992) stammen,
macht mehr Sinn.
Unnötig: Das pathostriefende, wohl auf dem nächsten Studioalbum
auftauchende, "Each Small Candle".
Sehr viel besser & entspannter als "Candle": "Flickering Flame", das man
wohl auch auf dem noch unfertigen Album erwarten darf.
Es bleibt die Frage, was denn bitteschön der Quatsch soll, nach der
alles andere als überwältigenden Flut von Material, die Waters seit
seiner Trennung von Pink Floyd produziert hat, jetzt schon ein Best of
Album zu produzieren.
Ähnlich albern wäre ein Best-of-post-Waters-Pink-Floyd-Album. Eine Idee,
auf die Rick Wright, Nick Mason und David Gilmour wohl auch nie im Leben
kämen. (Nick Mason ist es fast schon peinlich, seit 1994 kein neues
Material, dafür aber zwei Doppel-Live-Alben und eine Best-of
veröffentlicht zu haben.)
Eine sich mir außerdem sehr eindringlich stellende Frage ist diese:
Der Untertitel dieser CD lautet "The Solo Years Volume 1"
Da sein letztes Studioalbum noch aus dem Jahr 1992 datiert und ein neues
Album auch schon wieder seit einem Jahr als "so gut wie fertig"
angekündigt wird (und jetzt wohl vielleicht ungefähr 2003 erscheinen
wird), wüsste ich gerne, wann denn "The Solo Years Volume 2" erscheint.
Mein Tipp: Erscheinungstermin 2022 (dann ist der Mann Mitte 70), enthält
Stücke von den zwei bis dahin erschienenen neuen Studioalben, eine
seltene akustische Konzertaufnahme von irgendeinem alten Pink
Floyd-Stück, rare Demos von Stücken, die es berechtigterweise nie auf
eines der beiden Alben geschafft haben sowie - äh - irgendein
Multimediaquatsch, den man in 20 Jahren sowieso auf jeder CD (DVD, wie
auch immer die Dinger dann heissen) finden wird.
Normalerweise 8 Punkte, da diese Platte zwar überflüssig ist wie ein
Kropf, aber immerhin fünf Stücke vom tatsächlich sehr ordentlichen Album
"Amused to Death" (das es inzwischen im NicePrice gibt...) enthält.
Schon aus Prinzip gibt es aber für kopiergeschützte CDs Punktabzug
(nicht nur) in der B-Note.
Also: 6 von 20 Punkte
Andre Fromme