Hammerhai sind eine vielversprechende Ska-Band aus Hannover, die
sympathischerweise gänzlich ohne Bläser auskommt. Mit ihrem mittlerweile dritten
Album haben die auf Wolverine Records rescheinenden Jungs und Mädels endgültig
ihren eigenen Stil bewiesen, wobei sich beim Durchhören durchaus zu erkennen
gibt, dass neben wirklich lichten Momenten ebenso schwache Songs vertreten sind.
Diese sind jedoch auf der CD sehr ungeschickt verteilt. Das Niveau fällt
deutlich mit der Dauer des Albums. Sind von den ersten sechs Songs mit Ausnahme
von "Tränengas" alle textlich sowie musikalisch durchaus gut, könnte man auf das
Füllmaterial gegen Ende der Platte durchaus verzichten. Man wäre wohl besser
beraten gewesen, die guten Songs auf eine EP zu packen. Schade ist auch, dass
Tim Nielsen seit Herbst 2001 nicht mehr Teil der Band ist. "Timmi Boy", "Unser
Land" und "Komma' Klar" sind durch sein gesangliches Mitwirken angenehmer und
einfach die besten des Albums. Die tiefe Charakterstimme Söltis ist sehr
interessant, nervt aber nach einer Weile sprichwörtlich. Ein bisschen klingt es
nach "Polit-Pop meets Ska-Punk" mit einer in den Vordergrund gedrängten,
kratzigen Stimme.
Die Songinhalte sind größtenteils sozialkritisch-pessimistisch oder
detailverliebte Alltagsbeobachtungen. Hammerhai klagen vermehrt an, ohne jedoch
einen positiven Ausblick, Lösungsvorschläge oder ähnliches zu geben. Positive
Ausblicke müssen sicher nicht sein, doch wäre es nett eigene Ideen mit
einzubringen. Ein sehr gelungener Ansatz ist der Refrain von "Alles Bleibt
Schlimmer": Alles bleibt wie es immer war, die Großen fressen die Kleinen/Die
Kleinen fressen die Kleinsten/Und die haben nichts besseres zu tun/Und Fressen
sich gegenseitig auf".
Potenzial und Mut zum eigenen Stil kann man Hammerhai jedoch nicht absprechen,
es mangelt vorwiegend nur an Beständigkeit in punkto Songwriting und Umsetzung.
Mal abwarten wie sich das ganze entwickelt.
Empfehlenswert ist die Scheibe dennoch, ganz nett, jedoch kein Muss.
12 von 20 Punkte
Kevin Kirchenbauer