Brown, Schubert, Ullmann, Häger, Gächinger Kantorei, Bach-Collegium Stuttgart, H. Rilling
Und das ganze noch einmal... Rund 20 Einspielungen der Krönungsmesse weist der Katalog derzeit aus, für jeden Geschmack etwas, von konservativ bis knackig, von fad bis feurig, von zäh bis zügig.
Und das ist es auch genau, was man dieser Aufnahme entgegenhalten muß: Sie bietet keine neue Sichtweise auf das Stück, sondern ein weitere Version, die niemandem wehtut, aber auch niemanden vom Hocker bzw. von der Kirchenbank reißt.
Dabei ist in technischer Hinsicht alles in Ordnung. Die Solistenriege präsentiert sich in guter Verfassung, allen voran die Sopranistin Donna Brown, der Chor agiert gewohnt zuverlässig.
Da ist das Problem leicht ausgemacht. In diesem Fall heißt es wohl Helmuth Rilling. Nicht dass man CDs von ihm in der Erwartung einlegte, mit Innovationen überschüttet zu werden, aber zumindest Inkonsequenz in der Durchführung war ihm bislang selten nachzusagen. Hier jedoch begegnen dem Hörer ungewohnt knallige Pauken (Hat da etwa jemand die historische Aufführungspraxis zur Kenntnis genommen?! Schuster bleib bei Deinen Leisten...), die gewollte Akzentuierung wird indes bis zur Lächerlichkeit dadurch konterkariert, dass der Streicherapparat viel zu lasch geführt wird. Und dies ausgerechnet bei einem der wenigen Kirchenwerke Mozarts, das den Ausführenden eine enorme Bandbreite musikalischer Gestaltungsmittel an die Hand gibt. Diese Laschheit und Einfallslosigkeit hat bedauerlicherweise ansteckend auf den Chor gewirkt, der alles ganz fein vom Blatt singt. Mehr eben nicht. Ob ein so heruntergebetetes Gloria und Credo den Herrn wirklich erfreuen?!
Erfreuen kann sich der Hörer anschließend dafür an Donna Browns schöner Stimme im altbekannten "Exsultate, jubilate". Aber auch dieses Bravourstück hat man schon kraftvoller gehört.
Den Schlußpunkt bildet die Vesperae solennes de Confessore KV 339. Immerhin straffer dargeboten und in den zum Teil opernhaft anmutenden Passagen durchaus angemessen interpretiert. Doch sobald der Bereich der "leichten Muse" verlassen ist, kommt der Rückfall. Nichts ist zu spüren von der archaischen Wucht des "Laudate pueri", einem Stück polyphoner Kunst im stilo antico. Das abschließende Magnificat ist schon eher geeignet, den Hörer zu versöhnen; vielleicht aber waren alle Beteiligten da auch einfach nur (bis zur Atemlosigkeit) beschwingt durch die Gewißheit, die Produktion bald hinter sich zu haben.
Fazit: Wer derartiges hören will, mag das nächste Kirchenkonzert besuchen, dann kann er sich das Geld für die CD sparen und lieber am Ausgang spenden.
Und für zuhause sollte jeder Interessierte auf eine der zahlreichen Alternativ-Einspielungen zurückgreifen.
Repertoire: 1 Punkte
Klang: 4 Punkte
Interpretation: 2 Punkte
Edition: 3 Punkte
Gesamt: 10 Punkte
Sven Kerkhoff