(uzzi Verlag)
Bücher über Metal gibt`s ja bereits zur Genüge. Für Autor Till
Burgwächter Grund genug, diese Materie mal auf etwas andere Weise
zu verarbeiten.
In "JGTHM" wird die Geschichte des Metals, die wichtigsten Bands
und einige weitere Aspekte dieser Subkultur auf humorvolle Weise
verbraten. Dass dabei auch tatsächliche Fakten und Informationen
geliefert werden. ist für den eingeweihten Metaller ganz nützlich,
allerdings auch nur für diesen. Woher soll die unbedarftere
Warmduscher-Klasse auch wissen, dass "Oops, I Did It Again" nicht
zu den wichtigsten Metallica Songs gehört, und woher andererseits,
dass die Bemerkung, es gäbe in Hamburg keine Musikschulen und daher
habe Rolf Kasparek in seinem ganzen Leben nur einen Song geschrieben,
in der Beschreibung der Band "Running Wild" eine dezente Anspielung
auf die Einseitigkeit dieser Gruppe ist, und eben nicht nur ein
Späßchen am Rande. (Übrigens befindet sich in Hamburg eine von
Deutschlands wichtigsten Musikfachhochschulen, also, Herr Burgwächter!!)
Also eher eine Lektüre für den Spaß verstehenden Metal Insider. Der
Rest der Bevölkerung wird zwar auch seine helle Freude an dem Buch haben,
aber nicht all die versteckten Details und Anspielungen verstehen.
Achja: Den "Frauen im Rock" wurde ein eigenes Kapitel gewidmet. Somit
ist diese Lektüre auch bestens für die emanzipierte Dame geeignet, die
den Stand ihrer Geschlechtsgenossinnen im Metalbereich überprüfen möchte.
Die sehr feinfühlige und ehrerbietende Schreibweise dem schöneren Geschlecht
gegenüber prädestiniert JGTHM geradezu für den Platz im Bücherregal direkt
neben den letzten fünf Jahresgängen der "Emma".
Also - wer schon immer mal wissen wollte, wie Black Metal wirklich
entstanden ist, warum Jason Newsted bei Metallica den Bass hingeworfen hat,
was die Metalgemeinde so an Festivals fasziniert und wie man eine eigene
Metalband gründet, dem kann ich das Buch nur wärmstens empfehlen.
Der Preis liegt mit 14,80 Euro etwas über dem Standart für gut 200 Seiten
Taschenbuch, aber schließlich sind wirklich handfeste Informationen auch
etwas seltenes.
Lässt sich also zusammenfassend zu JGTHM sagen: Ein kleiner Schritt für
die Metallerschaft, ein noch kleinerer für die Menschheit. Aber trotzdem
saugeil!!
19 von 20 Punkte
Hendrik Stahl
Bezugsmöglichkeiten:
Im Buchhandel bestellen lassen (ISBN 3-9806534-3-9)
oder auf http://www.uzzi-verlag.de selbst Hand anlegen.
Nach der schockierenden Lektüre des Buches schien eine Stellungnahme
des Autors für angebracht. Sehr geehrter Herr Burgwächter, in deinem
Buch gibt es ein paar Hinweise darauf, dass du selbst mal in einer weniger
bekannten Metalband gespielt hast. Inwieweit bist du ansonsten in der
Metalszene verwurzelt?
Till Burgwächter:
Weniger bekannt ist gut. Wer sich das Prädikat "Schlechteste Band der
Welt" anheften möchte, muss erstmal an uns, Cryptic Voices, vorbei. Die
Schandtaten sind übrigens auf der Page des Verlages (www.uzzi-verlag.de )
nachzuhören. Aber VORSICHT! Extrem schwer zu verdauen!
Ansonsten bin ich seit ca. 1988 dem Heavy Metal verfallen und schreibe seit
1997 für verschiedene kleinere Mags. Allerdings nicht unter dem Namen
Burgwächter. In erster Linie bin ich Fan und das sehr konsequent. Will
sagen, in meinem CD-Regal befindet sich so gut wie nichts, was sich nicht
irgendwo zwischen Rock und Black Metal einordnen lässt. Ein Großteil meines
Freundeskreis hört Metal ("If you ´re not into metal..." ;), ich sehe mir
oft und gerne Bands live an usw.. Ich verfolge die Szene spätestens seit
1990 sehr genau und kann wohl behaupten, dass ich hier zu Hause bin.
MAS:
Obwohl man nach der Lektüre deines Buches zu dem Schluss kommen könnte,
dass es so etwas wie gute Metalbands für dich nicht gibt - was sind deine
favorisierten Gruppen?
TB:
Das dürfte der falsche Schluss sein. In diesem Fall hätte ich vor zehn
Jahren aufgehört, mir Platten mit Monstern vorne drauf zu kaufen. Einige
Bekannte, die das Manuskript gelesen haben und meine Plattensammlung nicht
kennen, meinten: "Ha, ha. Jetzt weiß ich, welche Bands du nicht magst." Ha,
ha, das glaub ich weniger. Vielmehr ist es in der Regel so: Umso öfter die
Band im Buch auftaucht, desto besser finde ich sie. Ist ja auch irgendwie
logisch. Ich habe jetzt an die 70 Combos interviewt und kein Wort von dem,
was man so nach einem Interview oder überhaupt privat wechselt, taucht in
,JGTHM' auf.
Übrigens bin ich nur zweimal menschlich so richtig enttäuscht
worden und auch das habe ich bewusst außen vor gelassen. Es geht weiterhin
nicht darum, die Jungs und Mädels persönlich fertig zu machen oder irgendwie
"abzurechnen", im Gegenteil. Ich war und bin immer wieder überrascht, wie
freundlich und nett die Musiker(innen) sind. Zwei gute Beispiele sind da
Manowar und Hammerfall. Satire ist eine Art von Auszeichnung und so sollte
das auch gesehen werden. Ich habe Respekt vor der Arbeit, die diese Menschen
abliefern. Gleiches gilt auch für Journalisten wie z.B. Markus Ott oder
Frank Albrecht.
Die beste Metalband der Welt (insgesamt und überhaupt) sind und bleiben Iron
Maiden (auch wenn die Sache in Oberhausen anno 2000 noch nicht vergessen
ist, ihr Weichkekse). Über die Jungs habe ich den Einstieg gefunden (wie so
viele) und deshalb sind sie die Meister. Einen ähnlichen Stellenwert haben
für mich Helloween, obwohl das in letzter Zeit nicht unbedingt besser wird.
Ansonsten höre ich von Blues Rock über Power Metal bis hin zu Black Metal
alles, was der Markt so hergibt. Die aktuelle Faves sind Nevermore, aber
auch Sacred Steel, Brainstorm, Kreator, Mörk Gryning, Falconer, Immortal,
Fleshcrawl, Burden Of Grief, Witchery, Jacobs Dream oder Iced Earth, um nur
einige zu nennen, stehen auf dem Speisezettel. Weitere Lieblingsbands sind
Testament, Saxon, Savatage, Rage, Gamma Ray und natürlich die älteren
Scheiben von Omen, Anthrax, Flotsam And Jetsam, Sodom, Manowar, Heavens
Gate, Megadeth oder Metallica. Und ich gebe es zu: Ja, ich mag auch
Hammerfall.
MAS:
Was kannst du uns über den Uzzi Verlag erzählen? Hab ich noch nie
gehört...
TB:
Der Uzzi Verlag hat seinen Sitz in Düsseldorf und ist noch nicht lange im
Geschäft. Aufsehen erregte er erstmals vor ungefähr zwei Jahren (wenn auch
nicht in der Metalszene) mit der Ausschreibung "160 Zeichen". Das ist ein
Literaturwettbewerb, bei dem das Werk nicht über diese magische "SMS-Grenze"
kommen darf. Damals gab es sogar Berichte in Literaturfachmagazinen wie BamS
oder BUNTE. Ich führte mit mehreren Verlagen Gespräche, aber Uzzi waren am
konkretesten und so habe ich mich für sie entschieden. Und bisher habe ich
es auch nicht bereut. Sie sind sehr engagiert und die z.T. fehlende Logistik
wird mit Einsatz wieder wettgemacht.
MAS:
Ist das Buch mit 14,80 EUR nicht ein wenig teuer geraten?
TB:
Äh, ja. Aber als Autor hast du da leider keinen Einfluss drauf. Ich
wollte unbedingt verhindern, dass das Buch in punkto Preis in Konkurrenz zu
einer CD tritt, aber letztendlich bestimmt das der Verlag. Ich muss hier
aber auch sagen, dass das finanzielle Risiko bei eben diesem liegt und die
Aufwendungen sind schon erheblich. Es ist gerade für Uzzi ein Experiment,
das auch schief gehen kann. Es gibt bisher kein vergleichbares Buch und kein
Mensch weiß, wie sich ,JGTHM' verkaufen wird. Ich hoffe einfach, dass sich
ein paar Metalheads für die Satire entscheiden, aber die Konkurrenz im
Bereich der Realsatire (z.B. Manowar) ist natürlich groß. Am besten, der
Metallus Geburtstacuss lässt sich das Buch einfach schenken. Oma hat doch
die Kohle.
MAS:
Sind noch weitere Veröffentlichungen von dir geplant?
TB:
Es gibt Gespräche mit verschiedenen Verlagen. Demnächst werden einige
nichtmetallische Glossen in verschiedenen Anthologien und Magazinen
auftauchen, was schon mal sehr schön ist. Für weitere Informationen zu
diesem Thema möchte ich auf meine Page www.adam-und-till.de
verweisen, die
wird laufend aktualisiert. Mein nächstes Ziel ist es, ein Buch mit
gesammelten Glossen (veröffentlicht und unveröffentlicht) auf den Markt zu
bringen. Der Titel könnte ,Nur mal eben so' lauten. Ich schreibe laufend an
Glossen und seltsamen Rüttelreimen, so dass meine Schublade aus allen Nähten
platzt. Dabei geht es um Fußball, um Schäferhunde, um Autoaufkleber oder um
die Gleichberechtigung. Wenn ,JGTHM' einschlägt verbessert das meine
Position natürlich erheblich. Ich könnte mir eine weitere Zusammenarbeit mit
Uzzi vorstellen, vielleicht kommt es aber auch ganz anders. Im Moment
konzentriere ich mich natürlich auf ,JGTHM' aber es gab, wie gesagt, schon
ernste Gespräche dieser Art. Des weiteren sind einige weiterführende Glossen
zum Thema Metal entstanden. Was mit denen passieren wird, weiß aber nur Rob
Halford.