(29.04, Stadthalle Langen)
Tja, am 29.April dieses Jahres war es wieder einmal soweit und die
altehrwürdige Stadthalle zu Langen durfte sich an den Türen mit dem "Sold out"-Schild
schmücken. Über 1500 Metalheads waren gespannt wie der Headliner des
Wacken-Open-Airs die komplizierten Song- und Chorstrukturen des neuen Erfolgalbums "A
Night at the opera" live umsetzt. Aber nicht nur die anwesenden Gäste
konnten dieses Spektakel geniessen, sondern auch die Hörer einer der wenigen
Radiosendungen in Deutschland mit härterer Rockmusik auf HR3, für die dieses
Konzert exklusiv mitgeschnitten wurde.
Als erstes mussten FREEDOM CALL auf die Bühne und für die Truppe um Gamma
Ray-Trommler Dan Zimmermann war es sicherlich wie ein Sechser im Lotto die
Blinden Gardinen auf ihrer Tour supporten zu dürfen. Mit ihrem
Zielgruppenverträglichen Sound alà Edguy im progressiven Wahn hatten die Jungs auch kein
Problem hauptactverdächtige Publikumsreaktionen einzufahren. Kein Wunder, den
spätestens mit der Veröffentlichung des neuen Albums, aus dem die Fans schon mal
zwei Songs mit einem enormen Potential probehören durften, werden sie sich auf
einem Spitzenplatz der Metal-Bundesliga festsetzen. Die Band bildete, bis
auf den Keyboarder der optisch eher in eine Dinosaurier-Rockcombo passte, eine
homogene Einheit, der es Spass machte ein dreiviertel Stündchen zuzusehen und
so hatten sie sich die "Zugabe"-Rufe auch redlich verdient. Enormen Anteil
daran hatte auch das Wesen hinter dem Mischpult, das es verstand einen
glasklaren Sound in einer angenehmen Lautstärke zu erstellen.
Nach einer relativ langen Pause war es dann soweit und Hansi Kürsch und Co.
betraten nach einem gesprochenem Intro die Bretter die für Musiker die Welt
bedeuten. Die Bühne war mit weissen Tüchern behangen, auf die passend zu den
jeweiligen Songtiteln die entsprechenden Logos mittels Lichttechnik gestrahlt
wurden. Auf alle Fälle hat sich die Ansetzung des Aufzeichnungstermin für HR3
richtig gelohnt, den die Stimmung konnte man einfach nur als bombastisch
bezeichnen, was man vor allem beim relativ früh angesetzten "Bard`s Song"
bemerkte, der von mindestens 1000 Kehlen ohne Textschwierigkeiten mitgegröhlt
wurde.
Auf die heisserwartete Umsetzung der neuen Stücke musste man jedoch ziemlich
lange warten und die Blinden Wächter gingen da auch leider lieber auf Nummer
Sicher, indem sie nur wenige Tracks vom neuem Album der hungrigen Meute
vorwarfen. "Under the Ice", "The Soulforged" und "Punishment Divine" wurden zum
Beispiel ohne vorher evtl. angedachte Gastsänger dargeboten und so übernahm
die Instrumentalfraktion teilweise den Backgroundgesang, was die Stücke um
einiges heavier als auf dem Silberling klingen lies, was ja auch einen der
Hauptkritikpunkte für die meisten Schreiberlinge am neuen Longplayer beseitigte.
Statt auf die Gegenwart, setzte BLIND GUARDIAN (wer will es ihnen bei so
einem Backkatalog verdenken) eher auf ein Best-of-Programm vergangener Tage mit
Highlights wie "Lost in the twillight hall", "Imaginations from the other
side", "Modred`s Song", "Nightfall" und dem laut Mr.Kürsch erstmals in Langen
auf einer europäischen Bühne aufgeführten "Harvest of Sorrow".
Der Sänger lies es sich auch nicht nehmen jeden Song einzeln anzusagen,
wobei das Ganze, inklusive nervenden Mittelalterslang, doch etwas wie vorher
auswendig gelernt und 1000 mal aufgesagt rüberkam. Wirklich witzig wurde es
leider nur bei spontanen Dialogen und Sprüchen. Mensch Hansi, sowas hast du doch
nicht nötig, du kannst es doch !
Erwähnens- und sehenswert war natürlich auch die Pyroshow, die sich im
Konzertverlauf immer mehr steigerte und in ihrem Höhepunkt mit dem
Abschlussfeuerwerk bei der letzten von vier Zugaben "Mirror,mirror" gipfelte. Trotz kleiner
Mängel, ein starkes und standgemässes Konzert der Krefelder, die ihren
absoluten Headlinerstatus auf dem superb besetzten Wacken-Open-Air absolut zurecht
innehaben.
Manuel Liebler
Internet: www.blind-guardian.com