Joe Henry
All The Eye Can See
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Vielen dürfte der US-amerikanische Songwriter und Produzent Joe Henry vor Allem als Produzent bekannt sein, war er doch verantwortlich für Platten von Solomon Burke ("Don't Give Up On Me"), Bettye LaVette (" I've Got My Own Hell to Raise"), Hugh Laurie ("Let Them Talk") und vielen anderen bekannten Künstlern*innen, denen er mit seiner jeweiligen Produktion ein ganz besonderes Profil erstellte. Doch nebenbei hat der Protagonist bereits selbst viele Platten eingespielt, erstmalig 1986 mit "Talk Of Heaven".
Ja, und jetzt erschien das neue Album, All The Eye Can See, das ihn nun hoffentlich auch einmal in den Fokus der Öffentlichkeit rücken wird, denn leider blieben seine früheren eigenen Platten doch relativ unbeachtet. Doch nach dem ersten Hördurchgang wage ich es zu bezweifeln, dass sich Joe Henry mit dieser Platte international durchsetzen kann hinsichtlich eines Sprunges in die "Aufmerksamkeitsbühne" der Musikwelt. Seine Musik wird weiterhin Nischenmusik bleiben.
Denn das, was der Mann hier vorlegt, ist einfach sehr introvertiert und beinhaltet nicht diese speziellen griffigen Zutaten, die eine breite Hörerschicht sofort packen könnte. Da sind keine Hooklines, da ist kein Song, der spontan hängen bleibt, alles strömt sehr ruhig und gelassen und erregt nicht unbedingt eine für den Massengeschmack erforderliche Aufmerksamkeit.
Aber genau das ist es ja schließlich, das für die Qualität dieser Musik spricht. Nichts, dass schnell verglühen oder verpuffen kann, sondern eher solche Klänge, die Bestand haben für die Ewigkeit, eine Art Zeitlosigkeit halt, die ihren Tribut fordert. So wird Joe Henry als Solointerpret weiterhin mit dem Status "Geheimtipp" leben müssen, und man wird sich dann eher auf seine Produktionen mit anderen Musikern stürzen. Eigentlich ist das nicht gerecht, aber da ist und bleibt Henry mit Sicherheit nicht der Einzige.
Die vierzehn Songs auf All The Eye Can See stehen allesamt auf hohem Niveau, allein die Begleitmusiker garantieren dafür, so finden wir als bekannte Namen solche wie Bill Frisell, Marc Ribot, Daniel Lanois und Jay Bellerose. Die Musik strahlt wie aus einem Guss, die intensive und berührende Stimmung der Songs unterhalten bestens, lassen die ausgedrückten Emotionen gut nachvollziehen, wobei man zur Unterstützung auch die abgedruckten Texte im separaten Booklet heranziehen sollte.
So tragen die Songs eine sehr stark persönlich geprägte Handschrift, so schreibt Henry im Booklet unter anderem, dass er von einigen traumatischen Ereignissen beeinflusst war, öffentliche Ereignisse wie der Tod farbiger Frauen durch Polizeigewalt, und die darauf folgenden Demonstrationen, und überhaupt Unruhen überall auf der Welt, sowie persönliche Betroffenheit durch den Tod eines Freundes und nicht zuletzt der Mutter, der er im Übrigen dieses Album gewidmet hat.
Ja, diese persönlich geprägte Atmosphäre kann man nachvollziehen, den verspürten Schmerz transportiert er auch durch seine Stimme, und die Poesie seiner Texte unterstützen es, sowie die einfühlsam agierenden Musiker, alles Elemente, die der Musik eine große Dichte und Einfühlsamkeit bescheren.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Prelude
2 Song That I Know
3 Mission
4 Yearling
5 Near To The Ground
6 Karen dalton
7 O Beloved
8 God Laughs
9 Kitchen Door
10 Small Wonder
11 All The Eye Can See
12 Pass Through Me Now
13 Prologue Of Song
14 Red Letter day
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Besetzung |
Joe Henry (vocals, guitars)
Jay Bellerose (kit drums, percussions, bongos)
Floriane Blancke (Celtic harp)
Daphne Chen (violin)
Tyler Chester (electric bass, piano, Acetone organ)
Keefus Chiancia (piano)
Rose Cousins (vocals)
Madison Cunningham (vocals, electric guitar)
Bill Frisell (electric guitar)
Lisa Hannigan (vocals)
Levon Henry (tenor and alto saxophones, alto clarinet)
Daniel Lanois (Wurlitzer, organ, electric bass, pedal steel)
The Milk Carton Kids: Joe Ryan & Kenneth Pattengale (vocals)
JT Nero (vocals)
David Piltch (acoustic and electric bass)
Marc Ribot (sitar guitar)
Allison Russell (vocals)
John Smith (gut-string guitar)
Tony Trundle (violin)
Francesco Turrisi (accordion and banjo cello)
Patrick Warren (piano, pump organ, church organ, Dulcetone, additional keys, orchestral arrangements)
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