Poulenc, F. – Debussy, C. – Ravel, M. (Moinet, C. u. a.)

Lumiere (Kammermusik für Oboe)


Info
Musikrichtung: Klassik Kammermusik

VÖ: 25.03.2022

(Berlin Classics / Edel / CD / DDD / 2020 / Best. Nr. 0302673BC)

Gesamtspielzeit: 77:46



DURCHLICHTET

Nein, die Oboe verhehlt nicht, dass sie eine klangveredelte Verwandte der Schalmei ist. In ihrem klaren und hellen Ton schwingt auch etwas von der durchdringenden nasalen, manchmal herben Farbe der archaischeren Vorgängerin mit. Der mit allen Stilwassern gewaschene Francis Poulenc nutzt diese Klangfarben in seiner „Sonate für Oboe und Klavier“, wo sich der Tonfall elegischer Weisen und rustikale Virtuosität auf fast zeitlose Weise mischen – dabei stammt das Stück aus dem Jahr 1962. Es wirkt wie ein neoklassizistisches Relikt in einer Epoche avantgardistischer Aufbrüche und leugnet in keinem Moment, dass es aus der gleichen Hand stammt wie das anspielungsreiche „Trio für Oboe, Fagott und Klavier“, das Poulenc bereits 1926 komponiert hat. Damit eröffnete er den beiden Holzblasinstrumenten, zumal aber der Oboe, neue Spielräume in der französischen Kammermusik des 20. Jahrhunderts.

Und genau diese Aufbrüche spiegeln sich auch in dieser Aufnahme der Oboistin Céline Moinet, die sich zusammen mit der Fagottistin Sophie Dervaux und dem Pianisten Florian Uhlig Originalen oder Transkriptionen von Poulenc, Maurice Ravel oder Claude Debussy widmet. Die Oboe (in einem Fall auch das Englischhorn), steht im Zentrum. Der herrlich blühende und singende, in jeder Lage satte und erfreulich unpenetrante Ton von Moinets Instrumenten verbindet sich glücklich mit dem diskret farbigem, reich schattierten Klavierspiel von Uhlig z. B. in einer Bearbeitung von Ravels „Tombeau de Couperin“.
In Debussys launig-schwebender „Rhapsody“ übernimmt das Englischhorn überzeugend den ursprünglich für ein Saxophon vorgesehenen Part. Nicht minder einnehmend geraten eine Version von Debussys Klaviertrio – hier wieder mit Oboe und außerdem dem dunkelsamtig-sonoren Fagott von Dervaux – und schließlich Saint-Saëns elegante Sonate, die wieder für die originale Besetzung von Oboe und Klavier geschrieben wurde.

Nicht zuletzt das volltönende und bei aller unmittelbar ausgewogene Klangbild sorgen dafür, dass diese kleinen großen Werke im besten Licht erscheinen – der Titel des Albums, „Lumière“, beschreibt mithin nicht nur den Klang von Moinets Oboe, sondern sehr trefflich auch die Gesamtwirkung des Albums und der hier versammelten Stücke.



Georg Henkel



Trackliste
Francis Poulenc: Oboensonate; Trio für Oboe, Fagott, Klavier
Maurice Ravel: Le Tombeau de Couperin
Claude Debussy: Rhapsodie für Cor anglais & Klavier

Besetzung

Celine Moinet (Oboe & Cor anglais)
Sophie Dervaux (Fagott)
Florian Uhlig (Klavier)  


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