Mozart, W. A. (Griffiths)
Violinkonzerte Nr. 1+3, Klavierkonzerte Nr. 5+8, Fagottkonzert, Hornkonzert Nr. 4
VERJÜNGUNG
"Next Generation Mozart Soloists", so der Titel dieser Reihe, die von der Schweizer Orpheum Stiftung in Corona-Zeiten ins Leben gerufen wurde und deren erste beide Teile nun veröffentlicht wurden. Ersatz für so viele ausgefallene Konzerte. Die unter dem Dirigat des erfahrenen Mozartinterpreten Howard Griffiths entstandenen Aufnahmen beweisen allerdings, dass die fehlenden Auftrittsmöglichkeiten gerade jungen Karrieren hinderlich gewesen sein mögen, der Qualität und gründlichen Erarbeitung des Repertoires aber nicht geschadet haben. Im Gegenteil:
So zeigt auf Volume 1 Stephen Waarts im Violinkonzert Nr. 1 eine erstaunliche Reife und gelassene Klugheit, versteht es, den Ton angenehm dunkel einzufärben und einen erstaunlich erzählerischen Violinpart entstehen zu lassen, der mehr zu bieten hat als nur melodische Süße.
Can Cakmur gibt dem Lützow-Konzert am Klavier fast schon romantisch anmutende Tiefe und weiß diese mit humorvollen Einsprengseln doch immer wieder etwas entgegenzusetzen, wenngleich man sich in diesen Passagen auch einen leichteren Anschlag denken könnte.
Ivo Dudler mag man vor dem Hintergrund seiner profunden Erfahrung und Stellung als Solo-Hornist bei der NDR Radiophilharmonie, obschon erst Mitte 20, kaum noch als Nachwuchskünstler zu bezeichnen. Im Konzert Es-Dur beweist er, dass seine steile Karriere alles andere als Zufall ist: Die Hornpartie hat bei ihm keine virtuos-metallische Kühle. Der warme und doch kraftvolle Ton gerät vielmehr überaus sanglich, geradezu schmeichelnd und wandelt sich allenfalls in Dudlers eigenen Kadenzen ins Triumphale.
Nicht minder überzeugend die Solistenriege bei Vol. 2: Ziyue He schärft seinen Violinton feinnervig an, was den Ecksätzen des sonst oft mit arg viel Sentiment präsentierten Konzert Nr. 3 tänzerische Frische und Schwung verleiht. Im Adagio kontrastiert dazu ein zarter, manchmal aber auch schon zu fragiler Ton.
Im Fagottkonzert (aktuell ein eigentümlicher Dauerbrenner auf zahlreichen Neuerscheinungen) erweist sich Theo Plath als ebenso frecher wie durchdachter Mozart-Interpret, der sein Fagott mal opernhaft plaudern, mal tieftraurig singen lässt und dann wieder mit exotisch kecken Verzierungen und pfiffigen eigenen Kadenzen verblüfft.
Mélodie Zhao ist den Eingeweihten dadurch bekannt, dass sie die Chuzpe besaß, im Alter von 19 Jahren eine Gesamteinspielung von Beethovens Klaviersonaten vorzulegen (Claves, 2012/2013) - die den Vergleich mit den ganz Großen erstaunlicherweise nicht zu scheuen brauchte. Insofern wenig verwunderlich, dass sie auch hier im Klavierkonzert Nr. 5 virtuos auftrumpft, mit sehr sensibler dynamischer Differnzierung glänzt und diesem mozartschen Frühwerk eine quirlige, herrlich moussierende Frischzellenkur verpasst.
Die Camerata Schweiz (Vol. 1) und das Mozarteum Orchester (Vol. 2) spielen beide mit viel Schwung auf und begleiten die jungen Künstler so alert wie souverän. Das Konzept der Alben hat außerdem den schönen Nebeneffekt, dass dem allzu menschlichen Wunsch nach Abwechlungsreichtum Rechnung getragen wird und man den Abend nicht mit vier Hornkonzerten o.ä. zubringt, was ja auch nie Sinne der Sache war. Herzblut und Spielfreude der jungen Musiker:innen sowie ein ausgewogenes Klangbild tun ein Übriges.
Es muss einem um die Zukunft der Mozart-Pflege angesichts solcher Talentfülle wahrlich nicht bange sein.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Vol. 1
Violinkonzert Nr. 1 B-Dur, K. 207
Klavierkonzert Nr. 8 C-Dur "Lützow", K.246
Hornkonzert Es-Dur, K.495
57:32
Vol. 2
Violinkonzert Nr. 3 G-Dur, K.216
Fagottkonzert B-Dur, K.191/186e
Klavierkonzert Nr. 5 D-Dur, K.175
61:40 |
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Besetzung |
Stephen Waarts, Ziyue He: Violine
Can Cakmur, Mélodie Zhao: Klavier
Ivo Dudler: Horn
Theo Plath: Fagott
Camerata Schweiz
Mozarteumorchester Salzburg
Howard Griffiths: Ltg.
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