Cleaning Women

Intersubjectivity


Info
Musikrichtung: Experimental/Indie-Rock

VÖ: 15.02.2019

(Svart Records)

Gesamtspielzeit: 37:03

Internet:

http://www.cleaningwomen.com/
https://www.svartrecords.com/
http://www.gordeonmusic.de/


Cleaning Women, das sind keine Damen, sondern drei finnische Herren, die sich namentlich nicht näher vorstellen, sondern sich CW01, CW02 und CW03 nennen. Ein Blick auf die Instrumentenliste lässt staunen, denn offensichtlich spielen sie gar keine herkömmlichen Instrumente, sondern haben sich selber welche gebaut, aus diversen Haushaltsgeräten. Da erklingen Waschmaschinentrommeln, Wäscheständer und ähnliches.

Mit dem instrumentalen “Playoff“ startet die Platte, und es ist gar nicht unbedingt nachvollziehbar, welche „Instrumente“ hier tatsächlich verwendet werden. Es klingt nach Bass, Gitarren und Schlagzeug, ein wenig erinnert mich die Atmosphäre auch an einige Songs von Michael Rother. Schnurgerade läuft es ab, hypnotisch stampft der Rhythmus und die Melodie wiederholt und wiederholt, bis man sich in Trance befindet. So fließt es reichlich minimalistisch, gleichwohl aber unterhaltend. Mit “Leap Of Faith“ scheinen sich Synthesizer eingeschlichen zu haben, wie immer man diesen Sound wohl erzeugt hat? Ein wenig klingt es nun in Richtung New Age, ein wenig New Order schimmert durch, oder OMD und andere Bands der Szene jener Tage. Gesungen wird nun auch und irgendwie klingt es zusammen auch sehr harmonisch und absolut ohrwurmmäßig, dergestalt, dass der Sound sehr zugänglich ist und schnell wirkt in seiner spartanischen Intensität.

Wüsste man es nicht, auf welchen Haushaltsgeräten und anderen Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens musiziert wird, käme man überhaupt nicht darauf. Das spricht für die Kunst und Kunstfertigkeit der drei Musiker. Wer es immer noch nicht glauben mag – im aufklappbaren Booklet sind sie alle abgebildet, der Wäscheständer, irgendwie elektronisch bestückt, ein Schlagzeug aus alten Dosen und anderen Blechstücken, irgendein merkwürdiges Teil, dass mit einem Gitarrenhals und Tonabnehmern versehen wurde, Saiten drauf und fertig! Im Übrigen gibt es die Band bereits seit 1996 und Intersubjectivity ist ihr viertes Album, zehn Jahre nach dem Vorgänger!

Auf jeden Fall ist das, was hier entstanden ist, sehr ungewöhnlich und originell. Dabei stehen diese Kunstatmosphäre und die eigentlich auch warm klingende Musik in einem übereinstimmenden Kontrast zueinander. Ein Profi der Szene, Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten, hat dieses Album übrigens abgemischt. Doch so extrem wie bei den Neubauten geht es hier nun nicht zu, hier wird relativ viel Elektronik eingesetzt. Skurril sind noch die beiden nicht-englisch gesungenen Songs, einmal in Französisch (#5) und in Deutsch (#9). („Ich möchte tanzen, im dunklen Zimmer“). Ja, der “Partyteufel“ ist sehr merkwürdig und bringt mich zum Schmunzeln, die Neue Deutsche Welle kommt mir in den Sinn angesichts des seltsamen Stückes. Verzerrte Stimmen, blubbernde Rhythmen und Klatschen und Klopfen auf irgendwelchen Gegenständen lassen den Titelsong zu guter Letzt abheben in intergalaktische Sphären. Letztlich liegt die Stärke in der ersten Hälfte der Platte, danach wirkt es teils ermüdend und die Spannung scheint abzubauen. Frisch und interessant wirkt es jedoch allemal.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Playoff (3:12)
2 Leap Of Faith (4:24)
3 Shadows In The Air (3:17)
4 We Work It Out (3:18)
5 Je N'y Crois Pas (3:46)
6 Life Among The Concrete Dust (3:59)
7 Living On The Streets (3:35)
8 Input Output (3:16)
9 Party Teufel (3:36)
10 Intersubjectivity (4:36)
Besetzung

CW01 (electric coffee bean can bouzouki, 3-string sub bass and 4-string enamel wash tub bass)
CW02 (percussion set, melodic kling klang, thunder plate, wooden box and backing vocals)
CW03 (customised laundry rack, electric hammered dulcimer bass rack with melodic metal rods, 3-string closet hanger rod bass, metal box and vocals)



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