Axel Rudi Pell

Knights Call


Info
Musikrichtung: Hardrock

VÖ: 23.03.2018

(Steamhammer / SPV)

Gesamtspielzeit: 58:12

Internet:

https://www.axel-rudi-pell.de


Im gewohnten Zwei-Jahres-Rhythmus veröffentlicht Axel Rudi Pell seine Alben. 2016 wurde der Vorgänger Game Of Sins veröffentlicht, in Kürze wird das Nachfolge-Album Knights Call serviert.

Ein stimmungsvolles Intro – die Vorspeise sozusagen – führt direkt zum Opener „The Wild And The Young“, der mit einer schönen Melodie und einem tollen Gitarrensolo aufwartet. Bereits nach wenigen Minuten stellt sich ein gewisses Wohlgefühl ein. Ich vergleiche das immer mit einem Besuch meiner Lieblingskneipe. Wenn ich da eine bestimmte Pizza bestelle, weiß ich im Voraus genau, wie die schmeckt. Der Geschmack hat sich seit ewigen Zeiten auch nicht geändert, die Qualität ist immer noch herausragend. So muss das sein, da komm ich auch gerne wieder. Ähnlich ist es bei dem vorliegenden Album. Axel Rudi Pell hat seine Art von Songs, die er mit seinen Stammzutaten und Gewürzen abschmeckt. Geschmacksverwirrungen oder Stilbrüche sind keinesfalls zu verzeichnen. Ihm das als Manko vorzuwerfen, wäre nicht angebracht. Wenn ich Pell einlege, will ich auch Pell hören. Das nennt man „seinem Stil treu bleiben“ und ist keinesfalls eine schlechte Eigenschaft.

„Wildest Dreams“ erinnert mich gleich zu Beginn an Deep Purples „Black Night“. Der Refrain bleibt im Ohr und die Melodie gewinnt mit jedem Durchlauf. Musikalisch ist auch bei diesem Album wieder alles auf höchstem Niveau. Ich erwische mich dabei, wie ich bei den Solos regelrecht abdrifte und der Melodieführung lausche. Man macht sich bei einer „Pizza Speziale“ auch nicht unbedingt Gedanken, wie viel Mühe der Koch sich gegeben hat. Bei Pell sollte man aber genau das tun. Zieht euch mal bewusst die Solos rein und ihr werdet erstaunt sein, wieviel Liebe zum Detail hier aufgewendet wird.

Pell hat das Album selbst produziert, Charlie Bauernfeind den Mix übernommen. Das sehr düstere Cover erinnert teilweise an Grave Digger, musikalisch gibt es hier jedoch keinerlei Parallelen. Die Band ist mittlerweile seit drei Alben konstant, sie bildet den Teppich, auf dem Pell seine Ideen ausbreitet. Johnny Gioeli veredelt jedes Stück mit seinem Hammer-Organ, Abnutzungserscheinungen sind nicht zu verzeichnen. Die Rhythmusfraktion spielt mit Bassist Volker Krawczak und Schlagzeuglegende Bobby Rondinelli wie aus einem Guss. Keyboarder Ferdy Doernberg erinnert stark an Rainbow und Deep Purple, wobei mir hier ein etwas rotzigerer Hammond-Sound besser gefallen würde.

Bei dem Instrumental „Truth And Lies“ lebt Pell seine Leidenschaft für die Fender Stratocaster gnadenlos aus – mir gefällt das Stück sehr gut. Das mystische „Beyond The Lights“ hat einen sehr persönlichen Bezug. Der Song ist etlichen Verstorbenen innerhalb des Band-Umfeldes gewidmet, die im Booklet einzeln aufgeführt werden. Für mich ein Highlight auf dieser CD. Der fast 10-minütige Abschlusssong „Tower Of Babylon“ wird von einer orientalischen und bedrohlichen Atmosphäre durchzogen, die mich stark an „Stargazer“ von Rainbow erinnert. Auch hier fällt es mir nicht schwer, in die Songstrukturen einzutauchen und abzudriften.

Ich habe „Game Of Sins“ vor zwei Jahren mit 18 Punkten bewertet und mache das Gleiche mit dem vorliegenden Album. Es gibt definitiv keinen Qualitätsunterschied! Es ist kein Song auf dem Silberling, bei dem ich geneigt bin weiter zu schalten. Wenn Ferdy beim nächsten Mal eine Hammond B3 einsetzt, gibt’s die volle Punktzahl.



Stefan Graßl



Trackliste
1The Medieval Overture (Intro)
2 The Wild And The Young
3 Wildest Dreams
4 Long Live Rock
5 The Crusaders Of Doom
6 Truth And Lies
7 Beyond The Light
8 Slaves On The Run
9 Follow The Sun
10 Tower Of Babylon
Besetzung

Johnny Gioeli: vocals
Axel Rudi Pell: guitars
Ferdy Doernberg: keyboards
Volker Krawczak: bass
Bobby Rondinelli: drums


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