Monteverdi / Sartorio / Rossi (Jaroussky)
La storia di Orfeo
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Info |
Musikrichtung:
Barock
VÖ: 10.03.2017
(Erato / Warner Classics / CD / 2016 / Best. Nr. 0190295851903)
Gesamtspielzeit: 64:09
Internet:
Philippe Jaroussky
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DREI DINGE AUF EINMAL
„Aber das sind ja gleich drei Dinge auf einmal – das geht nun wirklich nicht!“. An diesen empörten Ausruf der mit den Geschenkwünschen ihrer Kinder überforderten Mutter aus der Werbung fühlt man sich bei dieser Produktion unwillkürlich erinnert. Der französische Countertenor Philippe Jaroussky kehrt mit dieser CD zurück zu den Wurzeln seiner Karriere, nämlich der Musik des Seicento, zurück. Dabei handelt es sich nicht einfach um ein Best Of aus den zahlreichen Vertonungen des Orpheus-Mythos im 17. Jahrhundert. Vielmehr hat Jaroussky aus drei dieser Vertonungen eine Art Kammeroper bzw. Kantate kompiliert. Als Steinbruch dienten Monteverdis L´Orfeo, uraufgeführt 1607, Luigi Rossis Orfeo aus dem Jahre 1647 und Antonio Sartorios 1672 entstandenes Bühnenwerk.
Das ist insofern gewagt, als Monteverdi und Rossi sich in den deklamatorischen Ausdrucksmitteln noch einigermaßen nahe sind, Sartorio aber doch schon weit die Tür in den Barock und dessen Arien aufstößt. Insgesamt ist die Zusammenstellung daher alles andere als bruchlos. So vermittelt die CD zwar einen spannenden musikhistorischen Überblick und Vergleich, doch leidet unter den Brüchen die Binnenspannung. Es kommt hinzu, dass das Geschehen rein auf die Aktionen von Orfeo und Euridice konzentriert wurde, die lediglich um chorische Elemente ergänzt sind. So wirkt alles wie traumartig aus der Welt herausgefallen; ein isoliertes eigenes Universum der Zweisamkeit und ihrer Dramen. Keine unpassende, aber eben doch eine verkürzte Perspektive.
Programmatisch lässt sich der Ansatz also durchaus kritisch befragen. Musikalisch ist er über alle Zweifel erhaben, zumal Dirigent Diego Fasolis mit seinen I Barrocchisti sehr pointiert und federnd musiziert, hier und da fast unaufdringlich jazzig, dann wieder kantabel. Jaroussky selbst gebietet mittlerweile nicht mehr ganz über die stimmlichen Mittel seiner Glanzzeit, macht die Schärfen und dynamischen Unebenheiten, die vor allem bei druckvolleren Passagen hörbar werden, aber durch eine bewährt detaillierte Gestaltung wett und vermag zumal an den elegischen Stellen noch immer zu betören.
Was aber wäre Orfeo ohne seine Euridice? Das gilt hier nicht minder. In dieser Rolle brilliert Emöke Barath mit wunderbar süßem Ton. Ein verblüffender Effekt entsteht durch die Nähe ihrer Stimmlage zu jener des Orfeo: Aus der Zweiheit erwächst dadurch tonfarblich schon fast eine Einheit – ganz im Sinne der innigen, unzertrennlichen Liebe der beiden Figuren.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Philippe Jaroussky: Countertenor
Emöke Barath: Sopran
I Barocchisti
Coro della Radiotelevisione svizzera
Diego Fasolis: Ltg.
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