Musik an sich


Reviews
Henri Texier

Dakota Mab


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 11.03.2016

(Intuition)

Gesamtspielzeit: 70:56

Internet:

http://www.intuition-music.com/shop/
http://www.in-akustik.de/de/


Henri Texier wurde am 27.Januar 1945 in Paris geboren. Als Autodidakt startete er seine musikalische Laufbahn mit dem Kontrabass, in den Jazzclubs von Paris. Dort begleitete er etliche durchreisende amerikanische Jazzmusiker, wie Bud Powell oder Johnny Griffin.
Ab den siebziger Jahren musizierte er mit eigenen Formationen, deren Musik sich nicht allein auf Jazz spezialisierte, sondern auch Elemente von Pop und Weltmusik enthielt.
Mittlerweile spielt er auch verstärkt mit seinem Sohn, dem Klarinettisten und Saxofonisten Sébastien Texier, zusammen. Dieser ist auch auf der vorliegenden Live-Einspielung vom Herbst 2015 aus dem Theater in Gütersloh (in Kooperation mit dem WDR und der Zeitschrift Jazz Thing) zu hören.

Sicher zählt der Bassist zu den Pionieren des sich eigenständig entwickelten europäischen Jazz. Insofern kann man ihn zu den “European Jazz Legends“ zählen kann, das Magazin Jazz Thing hat sich mit ihm einen der richtigen Musiker herausgesucht.
Als Abschluss der Platte gibt es wie üblich wieder die Gesprächsrunde mit Götz Bühler, dem Moderator der Show.
Angesichts der Songtitel liegt die Vermutung nahe, dass man sich mit den amerikanischen Ureinwohnern auseinandersetzt. So sind denn auch Spuren der Melodiefolgen jener indigenen Völker auszumachen, ganz besonders eindrucksvoll auf dem Titelsong, und darüber hinaus ist es die Improvisation des Jazz, die im Zusammenspiel dieser Elemente eine wunderbare Mischung ergeben hat, mit Musik, die nahe geht, die voller Leidenschaft ein wahres Feuerwerk verbreitet, allen voran der enthusiastisch aufspielende Sébastien Texier, der mich in der Tat vollends packt, wenn er soliert.

Als sehr interessant erachte ich stets Formationen, die ohne den Einsatz eines Pianos auskommen.
Und so fehlt es mir auch hier nicht. Denn die beiden Bläser gewinnen dadurch viel Raum und können ihre Klasse voll ausspielen. Und schließlich ist mit Henri ein Mann am Bass, der das rhythmische Fundament voll im Griff hat. Zusammen mit dem Drummer gelingt es ihm, eine unglaublich elastische Atmosphäre zu schaffen. Das sind einerseits noch typische Merkmale von Bebop und besonders Hardbop, aber andererseits wird auch die Freiheit des Free Jazz angerissen.
Doch in diese Region stößt man nicht vor, die Musik bleibt am Boden haften, hebt aber dennoch ab und zu ein Stückchen ab. Und dabei ist es herrlich, wie man das miterleben kann als Hörer/in.

Ich weiß ja nicht, ob “O Elvin“ dem Drummer Elvin Jones gewidmet ist, denn Louis Moutin lässt durchaus das Wilde und Ungestüme seines Kollegen durchblicken. Bei “Hopi“ erinnert mich das Solo auf dem Baritonsaxofon an typische Merkmale des Kollegen Gerry Mulligan. Im Einklang mit der Klarinette wird ein sehr interessantes Klangbild geschaffen. Nicht nur hier streut der Bandleader ein kurzes Solo auf dem Bass ein, stets einfallsreich und beeindruckend. Auf “Mic Mac“ erzeugt er zu Beginn druckvoll dröhnende perkussive Geräusche, die sofort Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bis sich dann nach etwa eineinhalb Minuten der Song swingend entwickelt. Und dann gibt es immer wieder ständige Veränderungen, rhythmische Wechsel. Ja, diese Musik ist alles andere als langweilig. Wie gern hätte ich diesem Konzert beigewohnt. Denn bereits die heimische “Konzertatmosphäre“ ist faszinierend ob dieser sehr leidenschaftlichen Musik!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 O Elvin (11:35)
2 Hopi (8:18)
3 Mic Mac (9:58)
4 Dakota Mab (9:22)
5 Navajo Dream (1:32)
6 Comanche (12:57)
7 Sueño Canto (11:03)
8 Interview With Henri Texier (by Götz Bühler) (7:17)
Besetzung

Henri Texier (bass)
Sébastien Texier (alto saxophone, clarinet)
Francois Corneloup (baritone saxophone)
Louis Moutin (drums)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>