Musik an sich


Reviews
Lukas Gernet’s Reconception

Les Nuits Melan


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 11.03.2016

(TCB)

Gesamtspielzeit: 52:51

Internet:

http://www.tcb.ch/
http://www.in-akustik.de/de/


Lukas Valentin Gernet, so sein voller Name, ist ein Pianist aus Luzern. Sein Ziel soll sein, „musikalische Konzepte des traditionellen Jazz umzugestalten, sie subtil neu zu deuten und auf spielerische Art und Weise mit dem neu generierten Material umzugehen.“
So bin ich gespannt, was auf mich zukommt. Ich stelle also fest:

Hier haben sich junge Musiker gefunden, die bereits ein hohes Maß an Reife und Gelassenheit ausstrahlen. In seiner Art zu spielen als auch im Ausdruck der Musik erinnert Einiges an den großartigen Lennie Tristano, Pianist wie Gernet. Melodienreichtum kombiniert mit kollektiver Improvisation, ohne dass sich Strukturen verlieren.
Naheliegend, dass Tristano’s Umfeld mit den Saxofonisten Lee Konitz und Warne Marsh angerissen wird durch Gasser und Bechthold, hier an Alt- und Tenor-Saxofon agierend.

In der kurzen Eröffnung bewegen sich die Bläser pastoral mit einer hymnischen Melodie, bevor dann mit “How“ Spuren von Bebop und jener Musik, wie sie zur Zeit von “Birth Of The Cool“ im Umfeld von Gerry Mulligan gespielt wurde, eindringlich und mit druckvollem Swing geboten werden und hierbei durch das Arrangements der Bläser tatsächlich eine sehr individuelle Atmosphäre geschaffen wird.
Das “Interludium“ scheint mit Elementen des Third Stream à la Gunther Schuller zu spielen, mit verträumt wirkender Piano-Passage, und der vierte Song lässt dann ein wenig die Hüften wiegen mit diesem dezenten Anflug von Latin, sehr elegant und einschmeichelnd und anschmiegend.

Es folgt eine wunderschöne Pianoballade, und “Les Nuits“ swingt locker leicht und elegant mit ganz dezentem Antrieb, bevor “Blues“ verschachtelte Elemente der einzelnen Komponenten und wiederum Reste der Bebop-Ära zeigt, dazu freie und schwebende Momente, wenn sich die Bläser zu unterhalten zu scheinen.
“Rotsee“ fließt ganz sanft und zart, sehr angenehmer Unterhaltungsmusik-Charakter ist das schon fast, bevor wir mit energischem Swing mit zurückhaltend treibendem Schlagzeug eine Vorstellung davon bekommen, wie es einst in den sechziger Jahren zu Zeiten des Aufbruchs im Jazz war, ich erinnere mich hierbei an Musik von Andrew Hill und ähnlichen Musikern, dabei stets wieder die coole Atmosphäre der Jahre zuvor einbeziehend.
Spuren der Atmosphäre einer Bigband gibt es mit “I Love“, bevor zum Schluss Elemente von E-Musik auf dem Boden romantischer Jazz-Ästhetik, mit sanften Saxofonklängen diese Platte mit sehr ungewöhnlicher und meine Aufmerksamkeit fordernder Musik zu Ende geht. Ja, das Ziel ist erreicht, ich verweise auf den Satz am Beginn.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Om 3 [Gernet] (1:30)
2 How [Gernet] (6:12)
3 Interludium [Gernet](3:39)
4 No Fish [Bechtold] (7:28)
5 HTRD [Gernet] (5:14)
6 Les Nuits [Gasser] (6:00)
7 Blues [Mark Turner] (9:48)
8 Rotsee [Gernet] (4:13)
9 Melan [Gernet] (4:40)
10 I Love [Gernet] (0:54)
11 Postludium [Gernet] (2:58)
Besetzung

Lukas Valentin Gernet (piano)
Martin Gasser (alto sax)
Toni Amadeus Bechthold (tenor sax)
Rafael Jerjen (double bass)
Sheldon Suter (drums)



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