Nils Wülker gelingt das nicht ungefährliche Experiment ein überwiegend ruhig melodisches Album am Rande des Jazz zu erschaffen. Up liefert zwar sicher keine Klassiker in Spe, aber es driftet nie in Kitsch oder Belanglosigkeit ab.
Up nähert sich dem Hörer behutsam. Wülker selber intoniert auf seiner Trompete nur sehr ruhige Töne. Das Piano begleitet mit minimalem Einsatz. Der Schlagzeuger lässt eher die Besen wischen, als zuzuschlagen. Insgesamt erzeugt Wülker damit eine einsam melancholische Atmosphäre, die aber eher beruhigend als negativ wirkt.
„A fine Line“ wird lebendiger und schwungvoller. Die verhalten vorantreibende Trompete wird vom Piano unterstützt. Dann überrascht „I just want to play“ mit einem ungewohnt wenig jammernden Xavier Naidoo. Der kann ja richtig schön weichen Gesang hinlegen!
Nach einem weiteren sehr ruhigen Stück bäumt sich die Trompete bei „Homeless Diamond“ fanfarenartig auf. Lauren Flynn gibt dem Stück ein Soul Gepräge. „Three Grains of Saffron” ist schon fast Funk und groovt mit Druck und wiederum weiblichen Vocals zum nächsten Ruhepol über.
Bei aller erwähnten größeren Lebendigkeit bleibt Up durchgehend ein überwiegend ruhiges bis sehr ruhiges Album. Tanzmusik wird das nie. Am nächsten kommt dem noch „Bridges“, das wenn auch nicht tanzbar, so doch zumindest wippbar ist.
Das Stück mit dem möglicherweise größten Hitpotenzial hebt Nils Wülker sich fast bis zum Ende auf. „Reading Kafka on the Shore” ist eine weiche Ballade, die mit einer Refrain-Hookline dauerhaft dem inneren Ohr schmeichelt.
Schönes Album für die Stunden nach Sonnenuntergang.