Uriah Heep
Return to Fantasy
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Es ist nur eine kleine Zäsur in der Bandgeschichte, aber immerhin ist mit Return to Fantasy die Zeit der Heep-Besetzung beendet, die bis heute als die klassische Formation gilt und mit der Uriah Heep zu der Legende wurden, die sie bis heute sind. Statt Gary Thain ist auf dem achten Studio-Album John Wetton am Bass zu hören, aber das sollte ein kurzes Intermezzo für zwei CDs sein. Erst danach kam der tiefe Schnitt durch den Ausstieg des charismatischen Gründungssängers David Byron.
Auf die Bandgeschichte bezogen stimmt der Titel Return to Fantasy nicht. Zwar ist es richtig, dass sich Uriah Heep durch ihr magisches Fantasy Image von den anderen Gründungsvätern des Hard und Heavy Rocks abgehoben hatten. Das aber hatten sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht hinter sich gelassen. Das passiert erst einige Zeit später. Firefly, das erste Album mit den neuen Sänger John Lawton, ist sogar eines der Alben, die diesen Akzent besonders deutlich betonen.
Der Return to Fantasy-Vorgänger Wonderworld zeigte die Band bestenfalls etwas erschöpft. In dieser Hinsicht dreht Return to Fantasy das Rad tatsächlich zurück. Und der groovende Bass von John Wetton, der gelegentlich fast funky ist, gibt dem Album ein einzigartiges Gepräge im Katalog von Uriah Heep. Das stellt aber keinen wirklichen Bruch mit der bisherigen Bandgeschichte dar, sondern ist eine organische Fortsetzung dessen, was auf Sweet Freedom und Wonderworld zu hören war. Dass sich das auf dem Nachfolger High and mighty nicht fortsetzt, liegt an den inneren Spannungen, die sich in der Band aufgetan hatten und zu einem Entstehungsprozess führten, der High and mighty für manchen aus der Band und dem direkten Umfeld im Rückblick eigentlich zu einem Ken Hensley Solo-Album macht.
Das war auf Return to Fantasy völlig anders. David Byron, der sich immer stärker dem Alkohol in die Arme warf, schraubte seinen Input zwar massiv zurück, bzw. war nicht in der Lage sich einzubringen – was man seinen Sangesleistungen glücklicherweise nicht anhört. Dafür warf sich John Wetton in die Bresche. Dass man das den Credits auf dem Album nicht ansieht, hat schlicht und ergreifend rechtliche Gründe, die eine Nennung seines Namens als Autor nciht erlaubten.
Der Titelsong eröffnet das Album. Eine wahrhafte Kathedrale eines Songs! Mich erinnert er an das Betreten der römischen Kirche S. Maria degli Angeli, die Michelangelo in das Frigidarium der antiken Diokletiansthermen hat hinein bauen lassen.
Man betritt die Kirche aus dem Verkehrslärm der Piazza della Repubblica kommend und bleibt erst einmal andächtig in dem mächtigen Raum stehen, der von einem Lichtstrahl erhellt wird, der durch eine kreisrunde Öffnung in der Kuppel erhellt wird. Man muss sofort an das Pantheon denken. In ähnliche Ehrfurcht versetzten die Keyboards, mit denen Ken Hensley das Stück majestätisch eröffnet.
Hat man den runden Raum durchquert, öffnet sich dahinter ein Kirchraum, der um so vieles größer ist, als der bereits beeindruckende Vorraum (denn mehr war der Kuppelbau nicht), dass man unwillkürlich im Schritt verhält. Marmorsäulen, ein glänzender Boden, Gold – und ganz viel Weite, Helligkeit und Licht. Ein in Architektur gegossenes Hallelujah, das das Lob Gottes in die Welt schleudern soll.
So jubelt sich auch „Return to Fantasy” heller, leuchtender, jubelnder und schneller in den Hauptteil hinein. Grandios! Ein opus magnus, das zu dem beeindruckendsten gehört, was Uriah Heep je produziert haben - ihre „Bohemian Rhapsody" sozusagen.
Heute werden derartige Highlights oft entwertet, indem ein komplettes Album im gleichen Arrangement folgt, das aus permanenten Wiederholungen des bereits Gehörten besteht. Das war 1975 - und nicht nur bei Uriah Heep - noch anders. Klar auf der Gitarre aufgebaut gibt sich „Shady Lady“ viel basischer mit einem bluesigen Groove. Im Soloteil darf sich Mick Box mit schön verzerrter Gitarre austoben. Der Auftakt der „Devil’s Daughter“ ist massiv von Lee Kerslakes Schlagzeug geprägt. Dann schieben Orgel und Bass das Stück groovend auf die Strecke. „Beautiful Dream“ gestaltet sich fast funky. „Prima Donna“ ist ein unprätentiöser Good Time Rock’n’Roll, beim dem deutlich erkennbar ein in der Besetzungsliste nicht angegebenes Saxophon röhrt. (Nun weiß man, warum Mel Collins bei den Credits ein Dankeschön erhält.) Nach der schön melodischen Blues-Ballade „Your turn to remember” feiert „Showdown” die (Rock)musik als solche ab. Dann folgt mit der etwas verheulten Ballade „Why did you go“ das schwächste Stück des Albums, das mit „Your Turn to remember „ abgeschlossen wird.
Ein fantastischer Rausschmeißer – spartanisch arrangiert fast so etwas wie der Kontrapunkt zu „Return to Fantasy”. Der Beginn wird fast ausschließlich vom Gesang getragen, allerdings steigert sich das Stück. Im Mittelteil klingen die Keyboards fast wie auf den in derselben Zeit entstandenen Eloy-Alben.
Eins der unterschätztesten Uriah Heep-Alben!
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Return to Fantasy | 5:51 |
2 |
Shady Lady | 4:48 |
3 |
Devil's Daughter | 4:49 |
4 |
Beautiful Dream | 4:52 |
5 |
Prima Donna | 3:11 |
6 |
Your Turn to remember | 4:21 |
7 |
Showdown | 4:20 |
8 |
Why did you go | 3:52 |
9 |
A Year or a Day | 4:24 |
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Besetzung |
Mick Box (Git)
David Byron (Voc)
Ken Hensley (Key, Git, Voc)
John Wetton (B, Voc)
Lee Kerslake (Dr)
Gast:
Mel Collins (Sax)
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