Seit ihren großen Erfolgen Mitte der Neunziger wurden die Nordiren Therapy? immer mehr zur musikalischen Wundertüte mit ungewissem Inhalt und schwankender Qualität. Teilweise konnte man der Band schon fast kommerzielle Totalverweigerung vorwerfen. Dem Underground-Fan gefiel’s, die mit MTV sozialisierten Mitläufer rannten recht schnell davon.
Jetzt nun also mit ihrem vierzehnten Album eine Rolle rückwärts? Man könnte es fast meinen. (Vorläufig?) Vorbei scheinen die Zeiten von wilden Noise-Ausbrüchen und Klangexperimenten. Disquiet wagt einen Blick zurück, als Therapy? mit Troublegum und Infernal Love den alternativen Musikzirkus aufwühlten. Der Sound ist massiv und gut ausgesteuert. Die Songs sind auf den Punkt gebracht und prägnant.
Stilistisch bietet man hier wieder eine gute Mischung aus Punkcharme, melancholischem Alternative-Songwriting und metallischen Riffkeulen. Wer diesen Sound etwas vermisst hatte, sollte bei Songs wie dem packenden Opener „Still hurts“, dem recht mitreißend inszeniertem „Insecurity“ oder dem teilweise schon fast balladesken, dann aber wieder aufwühlendem „Good news is no news“ sein Gehör schenken. Durch die ganze Platte zieht sich diese gewisse düstere Atmosphäre, die durch die teils ironischen bzw. sarkastischen Texte dieses spezielle Therapy?-Feeling hervor ruft. So ist es ganz natürlich, dass eine atmosphärisch relativ dunkle Nummer wie „Deathstimate“ neben einem Song mit Poppunk-Charme steht („Torment sorrow misery strife“). So ist das Trio eben.
Die ganz großen Hits bringt das Album jetzt nicht unbedingt mit. Die haben Therapy? schon vor vielen Jahren geschrieben. Aber als Ganzes gefällt Disquiet wieder gut. Neue Fans gewinnt man damit vielleicht nicht. Ein paar alte könnte man aber zurückholen. Rolle rückwärts gelungen!