Don’t judge a Book by the Cover, ist im Prinzip ein guter Rat. Im Fall von Gracetown kann man ihn aber gut in den Wind schießen. Was die Vier aus Fremantle bei Perth hier abliefern, klingt genauso künstlich, wie das Cover aussieht. Während das geparkte Auto aber noch an die 60er oder frühen 70er Jahre denken lässt, bedienen sich San Cisco bei der Soundästhetik der 80er.
Das Promoblatt zählt vier Musiker auf. Von Keyboards und Synthesizern ist dort nicht zu lesen. Entweder ist das gelogen, oder ein „geschickter“ Tontechniker hat das Teil so abgemischt, dass auch die letzte Gitarrenspur noch so klingt, als sei sie von einem Elektronenhirn emotionsfrei berechnet worden. Schlagzeug dito!
Wäre „Too much Time together“ deutsch gesungen, würde es im Ausschuss-Fach der Neuen Deutschen Welle – irgendwo in der Nähe von Fräulein Menke – vor sich hin modern. Man freut sich schon, wenn das mit rhythmischen Klatschen tartende „Bitter Winter“ doch noch mal etwas Leben in die Bude bringt und in die Beine geht.