Europe
Original Album Classics: Europe, Wings Of Tomorrow, The Final Coundown, Out of this World, Prisoners In Paradise
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Die Sony-Serie Original Album Classics erfreut sich wachsender Beliebtheit und die Auswahl der verfügbaren 3-5 CD-Boxen mit ihren Silberlingen in Pappschubern mit den Original-Covern wächst stetig an. Im neuesten Schwung der Veröffentlichungen hat man sich dem Frühwerk der Schweden Europe angenommen.
Das Debüt Europe aus dem Jahre 1983 bietet für seine Zeit ein typisches Hard-Rock-Album, welches durchaus auch schon mal in Richtung Metal schielt. Frisur- und musiktechnisch passt es absolut ins Jahr 1983, reißt aber heute vielleicht nicht mehr unbedingt Unbeleckte vom Hocker und ist oberflächlich betrachtet vielleicht auch nur von historischem Interesse. Doch ein Hören lohnt sich: Trotz der hartem Grundrichtung des Albums gibt es Akustikgitarren, Tasten und sogar ein reines Intrumentalstück („Boyazont“) auf die Ohren. Ohne den großen weltweiten Erfolg drei Jahre später wäre dieses Album aber sicherlich heute in der Versenkung verschwunden, auch wenn Songs wie „Seven Doors Hotel“ oder „The King Will Return“ zu gefallen wissen.
Der Nachfolger Wings Of Tomorrow wirkt im Vergleich zum Debüt deutlich professioneller produziert, ohne aber dabei aalglatt zu klingen. Musikalisch hat man sich hier noch gesteigert, das Songwriting wirkt ausgereifter und der Sound deutlich moderner. Harte Songs, aber auch bereits balladeske Ausflüge gibt es hier und man erkennt im Nachhinein schon einen Schritt in die Richtung des nächsten Albums. Im Vergleich zum Vorgänger ist Wings Of Tomorrow deutlich zeitloser, aber keineswegs zahnloser und damit ein erster Höhepunkt in dieser Box.
Beim nächsten Album wurde das Quartett zum Quintett: Europe holte sich als weiteres Mitglied den Keyboarder Mic Michaeli an Bord. Und zum Album The Final Coundown muss man wohl nicht mehr allzu viel schreiben. Es traf den Nerv der Zeit, enthält den namengebenden Klassiker, der für Europe wohl zum Fluch und Segen zugleich wurde: der weltweite Durchbruch war geschafft, aber die Erwartungen in eine ähnlich erfolgreiche Single konnten auf den den folgenden Alben leider nie erfüllt werden. Ewig kritisierende Kritiker mögen heute The Final Coundown als Eintagsfliege zerreden oder den Hairspray-Look belächeln (nun ja, selbst Bon Jovi sahen auch nicht besser oder schlechter aus) – man muss aber doch zugeben, dass es ein recht gutes Album geworden ist. Mit „The Final Coundown“, „Rock The Night“ und der Ballade „Carrie“ hatte man zumindest schon drei recht erfolgreiche Stücke am Start, und auch „Danger On The Track“ oder „Cherokee“ sind für die damalige Zeit sicherlich keine schlechten Stücke. Klar, das ist alles recht radiotauglich und kommerziell, aber das ist auch für eine Hardrock-Band ja nicht zwangsläufig ein schlechtes Qualitätsmerkmal... Auch im Nachhinein kann vor diesem Album immer noch seinen Hut ziehen.
Nach dem Riesenerfolg von The Final Coundown hatte es ein Nachfolger sicherlich schwer. Und dieser, Out of this World benannt, hatte keinen Mega-Hit wie auf dem Vorgänger im Gepäck, und damit kam die Europe-Euphorie im Jahre 1988 schon wieder etwas ins Stocken. Schade eigentlich, denn Out of this World ist gar nicht schlecht gemeint und auch nicht schlecht geworden, auch wenn die Songs manchmal etwas überfrachtet wirken. Der Start mit „Superstitious“ und „Let The Good Times Rock“ ist schon ganz anständig und auch der Rest bis zur Abschlussballade „Tomorrow“ zeigt keine Hänger oder Totalausfälle, wenn auch echte Höhepunkte fehlen. Aber für Rockfans wird die Chose trotz zahlreicher Gitarrensoli etwas zu keyboardlastig gewesen sein. Unterm Strich aber ein in die Zeit passendes Album.
1991 schließlich erschien das vorerst letzte Album, Prisoners in Paradise. Hier präsentiert man wieder einen leichten Stilwechsel: Die Keyboards, soweit überhaupt vorhanden und hörbar, drängen in den Hintergrund und man geht wieder etwas härter zur Sache. Den Anfang macht das rockige „All Or Nothing“ und zeigt schon mal in die Richtung, in die der Rest des Albums hingeht. Neben dem folgenden „Halfway To Heaven“, „Girl From Lebanon“ und „Talk To Me“ wissen auch die Balladen „I'll Cry For You“ und „Homeland“ zu gefallen. Prisoners in Paradise ist melodischer Hardrock vom Feinsten und für mich die gelungenste Scheibe dieses Fünferpakets.
Mit dem härteren Richtungswechsel schließt sich der Kreis zum ersten Europe-Album und gleichzeitig auch die erste Episode der Band, denn ein Jahr nach Prisoners in Paradise löste man sich auf. Das Konzept der CD-Reihe geht in diesem Fall mit 5 CDs absolut auf, denn hier hat man Europe Teil 1 wirklich komplett zu einem sehr günstigen Preis erworben, wenn auch diesmal ohne Bonus-Titel. Wie es einige Jahre später weiterging, ist eine andere Geschichte, die Ergebnisse können übrigens hier verfolgt werden:
Start From The Dark (2004)
Secret Society (2006)
Look At Eden (Live) (2011)
Bag of Bones (2012)
Jürgen Weber
Trackliste |
Europe (1983):
1. In The Future To Come
2. Farewell
3. Seven Doors Hotel
4. The King Will Return
5. Boyazont
6. Children Of This Time
7. Words Of Wisdom
8. Paradize Bay
9. Memories
Wings Of Tomorrow (1984):
1. Stormwind
2. Scream of anger
3. Open your heart
4. Treated bad again
5. Aphasia
6. Wings of tomorrow
7. Wasted time
8. Lyin' eyes
9. Dreamer
10. Dance the night away
The Final Countdown (1986):
1. The Final Countdown
2. Rock The Night
3. Carrie
4. Danger On The Track
5. Ninja
6. Cherokee
7. Time Has Come
8. Heart Of Stone
9. On The Loose
10. Love Chaser
Out of this World (1988):
1. Superstitious
2. Let the Good Times
3. Open Your Heart
4. More Than Meets The Eye
5. Coast To Coast
6. Ready Or Not
7. Sign Of The Times
8. Just The Beginning
9. Never Say Die
10. Lights And Shadows
11. Tower's Callin'
12. Tomorrow
Prisoners In Paradise (1991):
1. All Or Nothing
2. Halfway To Heaven
3. I'll Cry For You
4. Little Bit Of Lovin'
5. Talk To Me
6. Seventh Sign
7. Prisoners In Paradise
8. Bad Blood
9. Homeland
10. Got Your Mind In The Gutter
11. 'Til My Heart Beats Down Your Door
12. Girl From Lebanon |
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Besetzung |
CD 1 & 2:
Joey Tempest – vocals, rhythm guitar
John Norum – lead guitar, background vocals
John Levén – bass
Tony Reno – drums
CD 3:
Joey Tempest – vocals, rhythm guitar
John Norum – lead guitar, background vocals
John Levén – bass
Mic Michaeli – keyboards, background vocals
Ian Haugland – drums
(=aktuelle Besetzung seit 2003)
CD 4 & 5:
Joey Tempest – vocals, rhythm guitar
Kee Marcello – lead guitar, background vocals
John Levén – bass
Mic Michaeli – keyboards, background vocals
Ian Haugland – drums
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