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Das Hörbuch: Der stählerne Weg von Judas Priest
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Judas Priest sind für mich eine der wohl wichtigsten Heavy Metal-Bands überhaupt und waren über viele Jahre prägend für diese Musikrichtung. Alben wie British Steel, Screaming For Vengeance, das Livealbum Unleashed In The East oder das überragende Painkiller sollte jeder Metalfan unbedingt in seiner Sammlung haben. Als langjähriger Fan der Band und glühender Verehrer der in den 70er und 80er Jahren veröffentlichten Alben war es für mich natürlich interessant, mir das Hörbuch mit dem Titel Der stählerne Weg von Judas Priest näher zu betrachten.
Das Hörbuch umfasst die Zeitperiode von der Gründung der Band bis zum letzten Album Nostradamus. Sehr ausführlich und detailgetreu werden die Anfänge der Band erzählt und man kann richtig gut nachempfinden, dass es für Judas Priest insgesamt ein sehr stählerner bzw. harter Weg gewesen sein muss, bis sie in der Champions League des Rock angekommen waren. Sehr interessiert hat mich auch die Zeit mit Alan Atkins, dem ersten Sänger von Band. Man erfährt beispielsweise, dass Judas Priest mit den Credits bzw. Kompositionsanteilen gegenüber Alan Atkins immer sehr korrekt umgegangen sind und es hier überhaupt keine Probleme gab und gibt. Immerhin stammt der erste Teil des Überklassikers „Victim Of Changes“ von ihm, der zweite Teil stammt aus Rob Halfords Feder. Was ich auch sehr amüsant finde: Die damalige Plattenfirma Gull Records hat dazu geraten, einen zweiten Gitarristen in der Person von Glenn Tipton in die Band aufzunehmen. Vielleicht wäre ohne dieses Drängen der Plattenfirma das Mega-Gitarrenduo K.K. Downing / Glenn Tipton sonst niemals zusammengekommen! Solche Kleinigkeiten sind es, die der Die Hard-Priestfan hören will und die das Hörbuch sehr kurzweilig machen. Die ersten Auftritte und einige wichtige große Auftritte im Laufe der Geschichte von Judas Priest, wie z. B. das Reading-Festival oder Live Aid, werden sogar mit den exakten Daten des jeweiligen Tages aufgezählt.
Der Sprecher klingt von seiner Stimme her etwas eintönig und wenig spannend, da er kaum Betonungen vornimmt oder Spannungsbögen aufbaut. Was außerdem etwas nervt: manchmal verspricht er sich. Da wird aus dem Wort „Ägide“ die „Ägidie“, aus dem Song „Take On The World“ macht er „Take The World“ und musikalische Kollegen wie Ozzy Osbourne werden zu Ozzy Osburn. Auch diverse Albentitel spricht er ziemlich hölzern aus und manchmal hat er ein ziemlich grausames „th“. Da wäre meine Englischlehrerin wohl verzweifelt!
Was mich besonders begeistert hat sind die geschäftlichen Einblicke in die Band, die einem das Hörbuch bietet. Es werden diverse Singleauskopplungen von einzelnen Bandmitgliedern kommentiert, diverse Touren finden Erwähnung und die musikalische Ausrichtung im Laufe der Zeit wird ebenfalls sehr häufig angesprochen. Die Auseinandersetzung der Band mit neuen musikalischen Stilrichtungen wie Black Metal, Thrash Metal, Punk oder Grunge machen deutlich, dass es für Judas Priest nicht immer leicht war, sich gegen damaligen Trends zu behaupten. Das erklärt auch so manche Ausrichtung von diversen Alben wie z. B. Jugulator, das in meinen Augen viel zu brutal und hart ausgefallen ist. Etwas kurz wird für meine Begriffe die Zeit mit Tim „Ripper“ Owens abgehandelt. Die Solophase von Rob Halford sowie sein Coming-Out sind Themen, die sehr respektvoll behandelt werden und Einblicke geben, die über den Priest-Tellerrand hinausgehen. Die Reunion wird in dem Buch als logische Konsequenz bezeichnet, nach der sich alle auf einmal wieder sehr gemocht haben sollen. Trotzdem wird auf die geschäftliche Komponente eingegangen, was das Hörbuch wiederum sehr glaubwürdig macht. Es bleibt z. B. nicht unerwähnt, dass Priest mit Ripper Owens in viel kleineren Hallen spielen mussten, als mit Rob Halford.
Was man auf diesem Hörbuch vergeblich sucht sind Skandale oder irgendwelche Groupie-Geschichten. Da bleiben die Jungs aus Birmingham im Vergleich zu Vollchaoten wie Mötley Crüe oder Ozzy Osbourne weit zurück - was nicht unbedingt negativ sein muss. Auf der Rückseite des Hörbuchs wird der Ausstieg von Ur-Gitarrist K.K. Downing und sein Nachfolger Richie Faulkner erwähnt. Auf der CD findet dies keine Berücksichtigung, es endet mit einem Plädoyer von Rock Hardler Götz Kühnemund an die Fans, dem Album Nostradamus doch eine faire Chance zu geben.
Fazit: Insgesamt eine runde Sache für Heavy Metal Fans - und natürlich alle Fans der britischen Stahlschmiede Judas Priest. You’ve Got Another Thing Comin’, man sieht sich auf der Abschiedstour!
Stefan Graßl
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