Musik an sich


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Árstíðir - eigenständiger Sound mit viel Liebe zum Detail




Info
Gesprächspartner: Árstíðir

Zeit: 29.02.2012

Interview: E-Mail

Stil: Folk

Internet:
http://www.arstidir.com
http://www.myspace.com/arstidir
http://www.facebook.com/arstidir

Die isländische Band Árstíðir konnte mit Svefns Og Vöku Skil ein mehr als überzeugendes Album vorlegen. Ihr sehr eigenständiger Sound und ihre komplett akustische Ausrichtung waren Anlass genug, ein Interview zu führen, um mehr über die Band und ihre Musik zu erfahren.

Hallo, könntet ihr zuerst einmal etwas über euch und eure musikalische Karriere und die Bandgründung erzählen, da ihr in Deutschland noch kaum bekannt seid?

Árstíðir wurde im Sommer 2008 von den drei Gitarristen in der Band gegründet. Gunnar, Daniel ind Ragnar. Den ersten Song der Band schrieben und übten wir bei Sonnenschein im Garten sitzend in Reykjavík.

Von Anfang an bekamen wir viel Aufmerksamkeit in Island und ein paar Monate später hatten wir hier unseren ersten Nr. 1 Hit (den Song “Sunday Morning“).

Der Cellist Hallgrímur wurde unser viertes Mitglied und während der ersten zwei Jahre kamen noch mehr Mitspieler: Jón am Piano und Karl an der Geige.

Unser Debüt wurde im Juni 2009 in Island veröffentlich und zur gleichen Zeit hatte wir unsere zweite Hitsingle (“Með Hallandi Höfði“). Im Anschluss an die Veröffentlichung sind wir durch ganz Island getourt, wir haben sprichwörtlich überall gespielt.

Seit 2010 hat Árstíðir vor allem außerhalb von Island gespielt mit ein Fokus auf Osteuropa, Skandinavien und Rusland.

Wie sind die bisherigen Reaktionen auf Svefns Og Vöku Skil (Ich denke es ist eine fantastische Platte)? Seid ihr zufrieden mit den Reaktionen?

Leute aus ganz Europa haben uns E-mails gesendet und uns geschrieben, wie sehr sie die Platte mögen und wie viel ihnen die Musik bedeutet. Viele unserer Zuhörer versuchen Isländisch zu lernen, so dass sie die Bedeutung der Lyrics besser verstehen können. Die Leute scheinen auch sehr glücklich mit unserer Zusammenarbeit mit Ólafur Arnalds zu sein.

Könnt ihr von der Musik leben oder habt ich noch andere Jobs und Musik ist eine Art Hobby für euch?

Wir sind als Band an dem Punkt angelangt an dem wir extensiv touren und spielen können, was ein tolle Leistung für jede Band ist. Aber wir können noch nicht von unserer Musik leben. Die meisten von uns haben noch einen Nebenjob oder studieren.

Welche Bands oder welche Art von Musik beeinflusse euch hauptsächlich?

Die Leute wären wahrscheinlich ziemlich überrascht wenn sie wüssten, wie unterschiedlich die Geschmäcker der einzelnen Bandmitglieder sind. Aber das ist, glaube ich, das Geheimnis, weshalb wir so einen einzigartigen Sound haben, weil jedes Bandmitglied einen komplett anderen Einfluss in die Band einbringt. Wir lieben es, gemeinsam über Musik zu diskutieren und verbringen auf Tour viele Stunden damit, Musik anzuhören und darüber zu reden. Wir kommen meist auf keinen gemeinsamen Nenner, aber es gibt vier Musiker / Komponisten, die wie alle mögen: Beck Hansen, Paul McCartney, Frank Zappa und Philip Glass.

Ihr spielt ja einen komplett akustischen Sound. War das eure Absicht oder ist das durch Zufall entstanden?

Es war einfach etwas, das sich entwickelt hat. Als die Band anfing, schrieben wir unsere Songs auf akustischen Instrumenten und sowohl wir, wie auch das Publikum das unsere Konzerte besuchte hatten das Gefühl, dass unsere Musik dadurch sehr frisch wirkte. Unsere Instrumentierung war auch etwas, das sich entwickelte, zumeist durch Zufall. Aber wir sind froh, dass es genauso gekommen ist. Die Kombination unserer Instrumente macht unseren Sound eigenständig und gibt unseren Songs ein stimmiges Gefühl das wir sehr mögen. Daneben singt auch jedes Bandmitglied und wir verwenden unsere Stimmen in einer Art, dass sich unsere Musik ebenfalls sehr von anderen Bands unterscheidet.

Wie würdet ihr selbst eure Musik beschreiben?

Wir beschreiben unsere Musik gerne als Independent. Das Songwriting selbst ist eigentlich Pop mit einem stark isländischen Feeling. Und es gibt da in den Arrangements noch Andeutungen von Folk und Klassik.

Gibt es bei euch einen Songschreiber oder komponiert ihr alle die Musik?

Árstíðir besteht aus sechs Songschreibern – alle Bandmitglieder bringen ihre Songs, Melodien und Arrangements in die Band ein. Als wir Svefns Og Vöku Skil aufgenommen haben, hatten wir zu viel Material und einige Songs die wir geschrieben hatten, kamen nicht aufs Album.

Wie komponiert und arrangiert ihr die Musik? Habt ihr komplett ausgeschriebene Arrangements und Noten oder gibt es bei euch an Jams?

Wir arbeiten zunächst die Grundlagen eines Songs aus, Akkorde und Melodien. Dann beginnen wir die Harmonien zu erweitern und am Arrangement zu arbeiten. Das Arrangieren macht einen GROßEN Anteil bei Árstíðir aus und wir verbringen viel Zeit damit, verschiedene Arrangements auszuprobieren.

Wie sieht es mit den Texten aus, sind diese wichtig für euch, da ihr ja hauptsächlich in eurer Muttersprache singt (was eurer Musik diesen ganz speziellen und warmen Klang gibt)?

Ja, die isländischen Texte sind sicherlich sehr wichtig für unseren Sound. Sie handeln oft von der isländischen Natur sowie den Jahreszeiten und Wetterbedingungen in Island.

Zwei eurer Songs sind in Englisch. Denkt ihr, dass ihr diese Sprache in Zukunft meher verwenden müsst, um weltweit leichter akzeptiert zu werden (was ich nicht denke)?

Wir tendieren in letzter Zeit dazu, immer mehr in unserer Muttersprache Isländisch zu schreiben und weniger in Englisch. Als wir außerhalb Islands auf Tour waren haben wir festgestellt, dass das Publikum die isländischen Titel besser findet, was uns sehr glücklich macht. Es ist wie bei Sigur Rós, die Leute auf der ganzen Welt sind vom Klang der isländischen Sprache fasziniert.

Ist es schwierig, die aufgenommene Musik auf die Live-Situation zu übertragen?

Nicht in unserem Fall. Was du auf dem Album hörst ist, wie wir auch live klingen. Unser erstes Album wurde sogar live aufgenommen: die ganze Band saß im Halbkreis umgeben von Mikrofonen im Studio und wir spielten die Songs von vorne bis hinten einfach durch.

Auf dem neuen Album verwenden wir mehr Ambient-Sounds und etwas Percussion, wie man z.B. im Song “Shades“ hören kann. Wir benutzen jetzt Sampler, um das auch live spielen zu können und ich denke, wir machen da einen richtig guten Job. Es ist also so, dass das, was du auf Platte hörst, du auch live bekommen wirst.

Werdet ihr auch in Deutschland auf Tour gehen?

Wir spielten letztes Jahr in Nürnberg, was für uns eine absolut fantastische Erfahrung wir. Wir waren beim Festival ‚Bardentreffen‘ und waren wirklich erstaunt über die unglaublichen Reaktionen des Publikums.

Jetzt, da wir einen Plattenvertrag mit Beste!Unterhaltung haben, werden wir hier regelmäßig zu Gast sein. Unsere nächste Deutschlandtour wird im September stattfinden.

Ihr habt ja drei Gitarrenspieler in der Band. Wie macht ihr es, dass diese sich innerhalb des Arrangements nicht gegenseitig stören? Verwendet ihr verschiedene Stimmungen oder verwendet ihr den Capo?

Die eine Gitarre ist eine Baritongitarre. Sie hat ein Klangspektrum, das näher am Bass ist. Und die anderen beiden Gitarren verwenden abwechselnd den Capo oder spielen in unterschiedlichen Lagen auf dem Hals, so dass sie sich nicht gegenseitig stören. Aber diese Spieltechnik ergibt ein dickes, breites Klangspektrum und es klingt erstaunlicherweise sehr kraftvoll.

Welche Gitarrenmarken verwendet ihr?

Wir mögen vor allem Martin Gitarren. Aber wir verwenden manchmal auch Seagull. Die Baritongitarre stammt von Tacoma.

Nehmt ihr die Gitarren nur mit einem Mikrofon auf oder verwendet ihr auch Verstärker und Effekte?

Die Gitarren werden nur mit Kondensator-Mikrofonen aufgenommen. Unser Ziel ist es, dass sie so natürlich und organisch wie möglich klingen.

Irgendwelche letzten Worte an unsere Leser?

Wir können es nicht erwarten, nach Deutschland zurückzukommen. Bis bald!

Vielen Dank!


Ingo Andruschkewitsch



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