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Reviews
Gregg Allman

Low Country Blues


Info
Musikrichtung: Blues

VÖ: 28.01.2011

(Rounder Records/ Universal)

Gesamtspielzeit: 52:36

Internet:

http://www.greggallman.com


Das letzte Solo-Album von Allman Brothers-Frontman Gregg Allman ist inzwischen schon 14 Jahre her. Wer seinen schwerblütigen Gesang und seine Orgel-Soli schätzte, kam 1997 bei Searching For Simplicity voll auf seine Kosten. Doch Auf Low Country Blues ist alles anders. Hier geht es um die Roots des Allman Brothers-Sounds, dem Blues. Möglicherweise haben Allman seine gesundheitlichen Probleme – er hatte 2010 eine Lebertransplantation – bewogen, zurückzuschauen und sich seiner Anfänge zu besinnen. Wunderschöne Blues-Stücke wie „Gambler’s Roll“ gab es schon immer bei den Allman Brothers, aber hier greift Gregg Allman ins Geschichtsbuch des Blues zurück. Zwischen u. a. Memphis, Chicago und New Orleans nimmt er uns mit auf eine Reise zu den Zentren des Blues. Dabei nähert er sich den Originalen von Muddy Waters und Co. respektvoll, bewahrt ihre ursprüngliche Schnörkellosigkeit und ihren rauen Charme, macht sie sich aber dennoch gerade durch seine Stimme zu Eigen.

Dass dies gelingt, hat er mit seinem Produzenten T-Bone Burnett zu verdanken, dessen Ideen hier für die Südstaaten-Atmosphäre sorgen, und natürlich exzellenten Sidemen wie Dr. John am Piano oder Gitarrist Doyle Bramhall II. Bereits im Opener wird klar, was hier anders läuft. Schwerfällig stampft "Floating Bridge" daher, ein alter Blues von Sleepy John Estes, getragen von einem dumpfen Upright Bass und mit für Allman-Alben ungewöhnlicher Instrumentierung mit Piano, Gitarre und Cajon unterstützt. Das Lied über eine Pontonbrücke, die einst dem blinden, ins Wasser gestürzten Sleepy John Estes das Leben rettete, sieht Allman als Symbol für die schwarze Musik, die ihn und seinen verstorbenen Bruder Duane bereits mit zehn Jahren bei einem B. B. King-Konzert packte und zur Initialzündung für ihre musikalische Laufbahn wurde. Natürlich kommt dann ein B. B. King-Titel im Laufe des Albums vor: „Please Accept My Love“. Doch er gibt ihm eine eigene Note und lässt ihn deutlich nach Fats Domino klingen. Und auch bei seiner einzigen eigenen Nummer, dem souligen „Just Another Rider“, fühlt man sich an einen Anderen erinnert: an Joe Cocker. Aber auch das dürfte Absicht sein. Gregg Allman markiert Stationen, vom behäbigen Memphis Blues mit Dobro-Klängen („Devil Got My Woman“) über den mit Bläsern angereicherten Rhythm & Blues (Bobby Blands "Blind Man") bis zu den daraus erwachsenen bluesgefärbten Rocknummern.

Wer von Allman Ausflüge auf seiner Hammond B3 erwartet, wird zwar enttäuscht sein, dafür fallen eher die Guitar Slides von Doyle Bramhall II auf, insbesondere beim hypnotischen „Rolling Stone“, dem Schlussstück.Allmans Interpretationen klingen authentisch und doch eigenständig. Im Juli kommt er mit diesem Projekt auch nach Deutschland.



Hans-Jürgen Lenhart



Trackliste
1Floating Bridge (Sleepy John Estes)4:45
2 Little By Little (Junior Wells)2:46
3 Devil Got My Woman (Skip James)4:53
4 I Can't Be Satisfied (Muddy Waters)3:32
5 Blind Man (Bobby Bland)3:46
6 Just Another Rider (Gregg Allman & Warren Haynes)5:39
7 Please Accept My Love (BB King)3:07
8 I Believe I'll Go Back Home (Traditional)3:49
9 Tears Tears Tears (Amos Milburn)4:55
10 My Love is Your Love (Samuel Maghett)4:14
11 Checking On My Baby (Otis Rush)4:06
12 Rolling Stone (Traditional)7:04
Besetzung

Gregg Allman (voc, keyboards)
Dr. John (piano)
Doyle Bramhall II (guitars)
Dennis Crouch (bass)
Jay Bellerose (drums


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