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Bach, J. S. (Kofler)
Die Kunst der Fuge
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Info |
Musikrichtung:
Barock Cembalo
VÖ: 21.01.2011
(Raumklang / Harmonia Mundi / CD / DDD / 2009 / Best. Nr. RK 3004)
Gesamtspielzeit: 77:58
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FESSELND
Peter Kofler nähert sich J. S. Bachs Kunst der Fuge ebenso texttreu wie musikantisch: Auf einem vollmundig klingenden zweimanualigen Gräbner-Cembalo von 1782 und einem blockflötenhaft zart klingenden Holzpfeifenorgel-Nachbau gelingt es ihm, den strengen Konstruktivismus der zwanzig Fugen und Kanons im Sinne von Charakterstücken zu deuten und klangliche Monotonie zu vermeiden.
Kofler folgt mit seiner Entscheidung dem common sense der Musikwissenschaft: Bach habe bei der Komposition an ein Tasteninstrument, höchstwahrscheinlich das Cembalo gedacht. Dass einige Intervalle für eine Hand normaler Größe trotzdem nicht greifbar sind, kompensiert Kofler mit Hilfe der Studiotechnik; so benötigt er bei den Spiegelfugen 12 und 13 keinen Mitspielenden.
Dank Koflers ausgezeichneter Technik und spielerischer Phantasie klingt das von ihm gewählte Instrument ausgesprochen flexibel. Agogische Rückungen im Detail erzeugen fortgesetzt Spannungs- und Entspannungspunkte, denen eine ebensolche Dramaturgie im Großen entspricht: Wenn ein Fuge ihrem Finale entgegenstrebt, zieht Kofler das Tempo gerne noch einmal etwas an und erzeugt durch diese Verdichtung einen Sog, dem man sich als Hörer nicht entziehen kann. Dadurch gelingt es ihm, die dynamischen Beschränkungen vergessen zu machen. Die Registrierungsmöglichkeiten werden diskret ausgenutzt und unterstreichen die besonderen Klang- und Farbqualitäten des Instruments, das sich für ein deutsches Cembalo durch eine besondere Wärme und Sonorität auszeichnet.
Kontraste ergeben sich wesentlich durch jene sieben Stücke, die Kofler auf der herrlich klingenden Holzpfeifenorgel ausführt. Die Pfeifen sind sehr dünnwandig gearbeitet; entsprechend sanft und schön „flötig“ ist der Klang. Die Musik wirkt dadurch geschmeidig und biegsam, fast sanglich wie bei einem Vokalensemble.
Ich muss zugeben, dass ich Bachs Musik zwar sehr gerne auf dem Cembalo höre, dass aber insbesondere „Die Kunst der Fuge“ auf dem Klavier einfach noch mehr von ihrem Reichtum offenbart (ich denke da an z. B. die Einspielungen von Evgeni Koroliov und Grigory Sokolov). Auch Bearbeitungen für Ensembles können verblüffende meta-stilistische Effekte zeitigen (dann klingen die Fugen, selbst wenn sie wie jüngst von der Akademie für Alte Musik Berlin auf historischen Instrumenten aufgeführt werden, mitunter wie ein barocker Traum von Johannes Brahms …)
Doch ist Koflers Version von Bachs Apotheose des Kontrapunkts auf den zwei (historischen) Instrumenten alles andere als ein trockenes Lehrbuch, sondern ein fesselndes Spiel ausdrucksvoller musikalischer Strukturen geworden. Das exzellente Klangbild unterstützt dieses Spiel optimal.
Georg Henkel
Besetzung |
Peter Kofler: Cembalo (Karl August Gräbner, Dresden 1782) & Orgel (Organo di Legno, nach historischem Vorbild von Andreas J. Schiegnitz, 1998)
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